Fünf Freunde Auf Neuen Abenteuern
zerbrochen worden, und natürlich ist ihr Inhalt auch dahin. Aber was noch schlimmer ist - drei Seiten sind aus meinem Manuskript verschwunden. Bist du sicher, dass du nicht weißt, was da passiert ist?«
»Ich weiß es wirklich nicht«, sagte Georg und sah ihren Vater offen ins Gesicht. Er war überzeugt, dass sie die Wahrheit sagte, so gut kannte er seine Tochter. Sie wusste bestimmt nicht, wer den Schaden verursacht haben könnte. Aber wo zum Kuckuck waren dann die Blätter und wer hatte unter den Reagenzgläsern gewütet?
»Hör mal, Georg! Als ich gestern Nacht um elf Uhr ins Bett gegangen bin, war alles in Ordnung«, begann ihr Vater von neuem. »Ich habe diese drei wichtigen Seiten nochmals durchgelesen und überarbeitet. Heute Morgen waren sie verschwunden.«
»Dann sind sie zwischen elf und ein Uhr gestohlen worden«, sagte Georg. »Ich war von eins bis sechs hier drin.«
»Aber wer in aller Welt könnte sie genommen haben?«, fragte ihr Vater. »Soviel ich weiß, war das Fenster fest geschlossen, und außer mir weiß niemand, wie wichtig diese Seiten sind. Es ist unverständlich.«
»Herr Roland weiß es bestimmt auch«, sagte Georg langsam.
»Sei nicht albern!«, entgegnete ihr Vater. »Wenn Herr Roland auch weiß, dass sie wichtig sind, heißt das noch lange nicht, dass er sie genommen hat. So etwas würde ich ihm nie zutrauen - und außerdem, was soll er damit?
Das ist ganz ausgeschlossen. Übrigens, warum warst du heute Morgen nicht im Unterricht?«
»Ich will nicht mehr bei Herrn Roland Stunden haben«, sagte Georg. »Ich hasse ihn.«
»Georg! Jetzt reicht’s aber! Wie redest du denn von deinem Lehrer? Wenn du dich nicht zusammennimmst, werde ich andere Saiten aufziehen«, sagte ihr Vater aufgebracht. »Soll ich dir Tim ganz wegnehmen?«
»Nein«, sagte Georg.
Sie zitterte vor Empörung. »Aber wenn du mir auch noch so drohst, ich lasse mich zu nichts zwingen. Wenn du mir Tim ganz wegnimmst, dann ... dann ... hau ich ab!«
Georg weinte nicht. Sie saß kerzengerade auf dem Stuhl und blickte ihren Vater trotzig an.
Was für ein schwieriges Kind! Ihr Vater seufzte und dachte daran, dass auch er das gewesen war, was man ein schwieriges Kind nennt. Georg ähnelte ihm sehr und im Grunde konnte er sie sogar verstehen. Man kam ausgezeichnet mit ihr zurecht, wenn man ihr klarmachen konnte, warum etwas so und nicht anders sein musste. Andernfalls benahm sie sich ziemlich unmöglich - so wie eben jetzt.
Ihr Vater war im Moment wirklich ratlos. Er wollte sich erst einmal mit seiner Frau über die Angelegenheit unterhalten, erhob sich und ging zur Tür.
»Bleib hier und rühr dich nicht vom Fleck! Ich bin sofort wieder zurück. Ich möchte mit deiner Mutter über dich sprechen.«
»Meinetwegen, aber sprich nicht mit Herrn Roland über mich, ja?«, sagte Georg, die überzeugt war, dass der Lehrer furchtbare Bestrafungen verordnen würde - für sie und für Tim.
»Vater, wenn Tim gestern Nacht im Haus gewesen wäre und wie gewöhnlich in meinem Zimmer geschlafen hätte, dann hätte er gebellt und das ganze Haus aufgeweckt. Aber der Roland wollte ihn ja unbedingt draußen haben - und du auch.«
Ihr Vater schwieg. Er wusste, dass Georg Recht hatte.
Tim hätte niemanden unbemerkt ins Arbeitszimmer gehen lassen. Es war merkwürdig, dass er in der Nacht nicht gebellt hatte. Das hätte er getan, wenn jemand von außen zum Fenster hineingeklettert wäre. Aber das Arbeitszimmer lag ja an der anderen Seite des Hauses.
Vielleicht konnte er die Geräusche von dort gar nicht hören.
Die Tür schloss sich hinter Georgs Vater. Das Mädchen blieb unbeweglich auf dem Stuhl sitzen und starrte auf den Kaminsims, wo eine Uhr die Zeit vergehen ließ. Sie fühlte sich elend. Alles, aber auch alles ging daneben!
Um sich die Zeit zu vertreiben, zählte sie die Felder der Wandtäfelung über dem Kaminaufsatz. Es waren acht.
Wo hatte sie nur schon von acht Feldern gehört? Ja, natürlich, der Geheimgang! Auf dem Leinwandstreifen waren doch acht Felder aufgezeichnet!
Georg blickte aus dem Fenster und überlegte sich, ob das Zimmer wohl nach Osten lag. Am frühen Morgen schien die Sonne ins Zimmer, also musste der Raum nach Osten liegen.
Hier war also ein Zimmer, das nach Osten lag und in dessen Wandtäfelung sich acht Felder befanden. Ob es auch einen Steinfußboden hatte?
Sie kam so selten in diesen Raum und der Fußboden war mit einem dicken Teppich bedeckt. Außerdem hatte sie sich bisher noch nie für Fußböden
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