Fünf Freunde Erforschen Die Schatzinsel
zurückgehen, das ist sicher. Der Wind ist noch zu stark.«
»Und was haltet ihr davon, wenn wir morgen in aller Frühe hinüberrudern?« fragte Julian. »Bevor noch jemand etwas weiß? Ich wette, wenn wir nur als erste in das Schiff gelangen könnten, so könnten wir dort alles sicherstellen, was nur zu finden ist.«
»Ja, ich glaube auch«, bekräftigte Georg Julian’ Worte. »Ich habe euch erzählt, daß Taucher hinuntergegangen sind und das Schiff sehr gründlich durchsucht haben - aber das ist unter Wasser natürlich schwierig. Wir könnten vielleicht etwas finden, was sie übersehen haben. Oh - es ist wie ein Traum!
Ich kann es immer noch nicht glauben, daß mein altes Wrack den Meeresgrund verlassen hat.«
Die Sonne war mittlerweile ganz durch die Wolken hindurchgebrochen, und in ihren heißen Strahlen trockneten die Kleider der Kinder im Nu. Sie dampften in der Sonne, und sogar Tims Fell rauchte. Er schien das Wrack überhaupt nicht ausstehen zu können, denn noch immer knurrte er es mit tiefer Stimme an.
»Du bist lustig, Tim!« sagte Georg und gab ihm einen Klaps.
»Es wird dir nicht weh tun. - Was meinst du, was dort liegt?«
»Er denkt sicher, es ist ein Wal«, meinte Anne lachend. »Oh, Georg, das ist der aufregendste Tag meines Lebens.
Können wir nicht vielleicht ein Boot nehmen und zusehen, ob wir bis zum Wrack kommen?«
»Nein, das geht nicht«, sagte Georg. »Ich selbst wünschte es ja am brennendsten. Aber es ist ganz unmöglich, Anne. Einmal glaube ich nicht, daß das Wrack schon richtig festsitzt.
Vielleicht hält es nicht fest, wenn die Flut kommt. Man sieht genau, daß es immer noch ein wenig gehoben wird, wenn eine besonders große Welle es unterspült. Nein, das wäre zu gefährlich. Zum anderen möchte ich nicht, daß mein Boot an den Felsen in Stücke geschlagen wird und daß wir in das wilde Wasser gerissen werden. Und das würde todsicher geschehen.
Wir müssen eben bis morgen warten. Aber das is t eine kluge Idee: in aller Frühe herzukommen - ehe andere Leute auf den Gedanken kommen, das Wrack zu durchsuchen.«
Die Kinder beobachteten das gestrandete Schiff noch eine Weile. Dann gingen sie um die Insel herum. Sie war zwar nicht sehr groß, aber irge ndwie einladend und reizvoll mit ihrem felsigen kleinen Strand, der ruhigen Landebucht, der Schloßruine, den kreisenden Dohlen und den überall herumhüpfenden Kaninchen.
»Ich liebe sie wirklich«, sagte Anne schwärmerisch.
»Tatsächlich. Sie ist gerade klein genug, um sich auf ihr wie auf einer Insel zu fühlen. Die meisten Inseln sind hierfür zu groß.
England ist doch eine Insel, aber niemand, der darauf lebt, wüßte es, wenn es ihm nicht gesagt würde. Hier aber kannst du, wo du auch bist, die andere Seite der Insel sehen. Ich liebe sie.«
Georg hatte sich noch nie so glücklich gefühlt. Sie war vorher oft auf ihrer Insel gewesen, aber immer allein - abgesehen von ihrem treuen Begleiter Tim. Sie hatte sogar geschworen, niemals, ja - niemals jemanden mit nach hierher zu nehmen, weil es ihr die Freude an der Insel bestimmt verdürbe.
Aber jetzt - jetzt war sogar alles viel schöner geworden. Zum erstenmal empfand Georg den schönen Sinn des Sprichworts
»Geteilte Freude - doppelte Freude«.
»Wir werden warten, bis sich die Wellen etwas beruhigt haben, und dann fahren wir nach Hause«, sagte sie zu den anderen. »Es kommt, glaube ich, noch mehr Regen. Wir werden sowieso nicht rechtzeitig zum Kaffee zu Hause sein, weil wir gegen die zurückgehende Flut stark zu kämp fen haben werden.«
Alle Kinder fühlten sich recht müde nach den Aufregungen des Morgens. Sie sprachen sehr wenig, als sie nach Hause ruderten. Außer Anne, die nicht kräftig genug war, um gegen die Flut anzukommen, wechselten sich alle beim Rudern ab.
Noch einmal warfe n sie einen letzten Blick auf die Insel zurück.
Das Wrack konnten sie allerdings nicht mehr sehen, weil es auf der anderen Seite, an der offenen See, lag.
»Das ist ganz gut so«, meinte Julian. »So kann es nie mand anders sehen. Höchstens, wenn ein Boot zum Fischen ausfährt.
Aber dem wollen wir ja zuvorkommen. Ich wette, wir stehen morgen schon beim Morgengrauen auf.«
»Das ist aber ziemlich früh, Julian«, lachte Georg. »Wachst du da überhaupt schon auf? Ich bin zwar oft schon beim Morgengrauen aus den Federn, aber du bist nicht daran gewöhnt.«
»Wir werden es schon schaukeln, Kinder«, sagte Julian.
»Seht, gleich haben wir die Küste erreicht.
Offengestanden,
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