Fünf Freunde Helfen Ihren Kameraden
nicht mehr beim Zirkus. Wir haben jetzt einen Wohnwagen. Vater war Akrobat, bis er sich den Fuß verletzt hat.«
Die vier Kinder erinnerten sich an den hinkenden Mann. Still betrachteten sie die kleine Jo. Was für ein sonderbares Leben musste sie geführt haben!
»Sie ist schmuddelig, kann vermutlich gut lügen und stehlen, aber sie hat Schneid«, dachte Julian.
»Ich werde froh sein, wenn sie geht.«
» Wenn ich ihr nur nicht diesen dummen Schlag verabreicht hätte«, dachte Dick. »Ich möchte gern wissen, wie sie gewaschen und gekämmt aussieht. Ich habe das Gefühl, dass sie ein bisschen Güte notwendig hätte.«
»Es tut mir leid, aber sie gefällt mir gar nicht«, dachte Anne.
»Nicht ein einziges Wort glaube ich ihr«, dachte Georg.
»Kein Wort! Sie ist eine Schwindlerin. Ich schäme mich für Tim, dass er zu ihr gegangen ist, und bin böse auf ihn.«
»Wo ist dein Vater, Jo?« sprach endlich Julian.
»Irgendwohin gegangen, um irgendwen zu besuche n«, erklärte Jo.
»Ich bin froh darüber, er war heute früh sehr schlecht gelaunt.
Deshalb habe ich mich unter dem Wohnwagen versteckt.«
Niemand sprach jetzt ein Wort.
»Kann ich solange mit euch zusammen sein, bis mein Vater abends zurückkommt?« fragte Jo plötzlich.
»Nein, wir können dich nicht brauchen«, antwortete Georg, die Jos Anwesenheit nicht länger ertragen konnte.
»Stimmt’s, Anne?« Anne wollte Jo nicht weh tun, sie zögerte darum ein wenig mit der Antwort.
»Na ja, vielleicht ist es doch besser, wenn Jo geht.«
»Ja«, meinte Julian.
»Es ist Zeit für dich, zu verschwinden. Du bist lange genug mit uns zusammen gewesen.«
Jo blickte Dick mit traurigen Augen an und berührte die Schramme auf ihrem Kinn, als ob sie schmerzte. Dick wurde rot im Gesicht. Verlegen schaute er die anderen an.
»Könnte sie denn nicht hier bleiben und mit uns essen?« fragte er.
»Ihr habt doch gehört, sie kann nicht dafür, dass sie schmutzig ist, und … und …«
Jo stand auf.
»Lass nur, ich gehe schon! Dort ist mein Vater!«
In einiger Entfernung ging ein Mann. Als er Jo erblickt hatte, pfiff er schrill. Jo schnitt den Kindern eine Grimasse, eine freche, hässliche Grimasse.
» Ihr könnt mir gestohlen bleiben«, rief sie und zeigte auf Dick.
»Ihn mag ich, er ist nett. Aber auf euch andere pfeife ich!«
Und schon war sie mit einem Satz weg.
»Ein komisches Mädel«, meinte Julian und blickte ihr nach.
»Ich fürchte, wir werden noch manchmal mit ihr zu tun haben!«
Was geschah in der Nacht?
Gegen Abend bekam es Anne mit der Angst zu tun. Sie erinnerte sich an das Gesicht am Fenster.
»Julian, es wird doch heute nicht wiederkommen?« fragte sie ihren Bruder dutzendmal.
»Bestimmt nicht, Anne. Aber wenn du willst, kann Georg woanders schlafen, ich lege mich in ihr Bett, dann bin ich bei dir im Zimmer«, erbot sich Julian. Anne überlegte sich das und schüttelte den Kopf.
»Ich bin lieber mit Georg und Tim zusammen. Nämlich Georg und ich - auch du - , wir alle fürchten uns vor solchen Gesichtern mitten in der Nacht, aber Tim nicht! Er würde sich bestimmt darauf stürzen.«
»Du hast recht«, antwortete Julian.
»Also gut, ich komme nicht in dein Zimmer, aber du wirst sehen, heute nacht geschieht gar nichts.
Wenn du willst, können wir die Fenster von unseren Zimmern schließen, obgleich es sehr heiß sein wird. Niemand kann dann einbrechen.« An diesem Abend verriegelte also Julian nicht nur alle Türen und Fenster im Untergeschoß (bis auf das Fenster der Speisekammer, das nicht schloss), sondern auch die im ersten Stockwerk.
»Was geschieht mit Johannas Fenster?« fragte Anne.
»Sie schläft immer bei geschlossenem Fenster, im Sommer wie im Winter«, lachte Julian.
»Die Leute auf dem Land sind es nicht anders gewohnt. Sie glauben, Nachtluft sei gefährlich. - Jetzt musst du Angsthase dich wirklich nicht mehr fürchten.« Anne legte sich beruhigt ins Bett. Georg zog die Vorhänge am Fenster zu. Falls das Gesicht tatsächlich erscheinen sollte, konnten sie es wenigstens nicht sehen.
»Schickst du noch Tim ein wenig hinaus, Julian?« rief Georg.
»Anne will mich nicht fortlassen, nicht einmal zum Nachtspaziergang mit Tim. Mach die Haustür auf und lass ihn davonspringen. Er kommt sofort wieder, wenn er mit seinem Geschäft fertig ist.«
» Gern!« rief Julian und öffnete die Haustür. Tim spazierte schwanzwedelnd hinaus. Den letzten Rundgang am Tage liebte er besonders, da konnte er in den Kaninchenlöchern
Weitere Kostenlose Bücher