Fünf Freunde im alten Turm
gerade so, als ob er zuhört, aber zu faul ist, sich ins Gespräch zu mischen«, sagte Anne. »Oh, Georg, wie froh bin ich, dass du morgen nicht wegfährst. Es wäre das erstemal, dass du so etwas getan hättest. Glaub mir, ich wäre einfach mit dir gegangen!«
»Reden wir nicht mehr davon«, antwortete Georg. »Ich schäme mich wirklich wegen meines Benehmens. Aber ich verliere bestimmt wieder die Nerven, wenn ich mit Tim einen dieser Hunde treffe. Es ist wirklich ein Glück, dass die Jungen heute in der Hütte waren.
Stell dir vor, sonst wüssten wir jetzt gar nicht, dass es sie überhaupt gibt!«
»Jedenfalls wird es dort oben prima sein«, meinte Anne. »Komm, wir gehen jetzt auch ins Bett! Das wird ganz schön anstrengend sein morgen, das ganze schwere Gepäck müssen wir den Berg hinaufschleppen.«
Georg trat ans Fenster. »Es schneit tüchtig«, sagte sie. »Genau wie es Hermann prophezeit hat. Er gefällt mir nicht besonders. Und dir?«
»Oh, er ist ganz nett«, meinte Anne. »Was hat er doch für eine Stimme! Mir platzte beinahe das Trommelfell, als er nach seinen Hunden schrie. Eine so laute Stimme habe ich noch nicht gehört!«
»Tim, du gähnst ja«, sagte Georg, als Tim sein Maul weit aufriss »Wie geht es deinem Hals?«
Tim war viel zu müde, um sich jetzt noch mit seinem Hals zu befassen. Er bewegte sich nicht ein bisschen, als Georg die Wunde untersuchte.
»Heilt sehr gut«, stellte sie fest. »Morgen ist alles wieder in bester Ordnung. Willst du mit uns hinauf in die Hütte ziehen, Tim?« Tim leckte ihr verschlafen die Hand und gähnte wieder. Dann erhob er sich umständlich und trabte gemächlich zur Tür, die ins Treppenhaus führte. Dabei sah er sich fragend nach Georg um.
»Jawohl, wir kommen schon«, lachte sie. Die Mädchen löschten noch das Licht aus und stiegen hinter Tim die Treppe hinauf. Vorsichtig schauten sie in das Zimmer der Jungen - Julian und Dick rührten sich nicht, sie schliefen den Schlaf der Gerechten.
»Die beiden würde nicht einmal ein Gewitter aufwecken«, sagte Anne. »Komm, raffen wir uns jetzt auf und legen wir uns auch hin. Sieh mal, was für ein gemütliches Kaminfeuer! Ich stelle mich beim Ausziehen dicht davor. Weg da, Tim, ich möchte auch auf dem Teppich stehen.«
Am nächsten Morgen war die Welt schneeweiß. Wie Hermann vorausgesagt hatte, fiel in der Nacht viel Schnee. Nun funkelte und glitzerte er in der Januarsonne.
»Herrlich ist es draußen!« rief Dick, als er zum Schlafzimmerfenster hinaussah. »Steh auf, Julian. Der Morgen ist zu schön, um im Bett zu bleiben. Wir müssen heute unser ganzes Gepäck zur Hütte hinauftransportieren. Rühr dich!«
Frau Hansen brachte ein leckeres Frühstück auf den Tisch - Eier, Schinken und heiße Würstchen.
»Das ist euer letztes warmes Essen«, sagte sie. »Allerdings könnt ihr euch oben in der Hütte ein paar Eier kochen, wenn ihr den Topf auf den Ölofen setzt. Und seid vorsichtig mit dem brennenden Ölofen, damit nicht plötzlich die Hütte in Flammen steht!«
»Wir werden schon aufpassen«, versprach Julian. »Wer sich fahrlässig am Ofen zu schaffen macht, wird rausgeschmissen! Also nimm dich in acht, Tim!«
»Wuff!« Tim war freudig erregt, denn alle machten »Ich bereits zum Aufbruch fertig. Schnüffelnd lief er von einem Gepäckstück zum andern.
Die Kinder nahmen natürlich nicht ihre ganzen Sachen mit. Frau Hansen hatte für jeden Kleider zum Wechseln eingepackt, außerdem die wärmste Nachtwäsche und die dicken Bademäntel. Taschenlampen wurden auch mitgenommen, ebenso recht viele Seile, mit denen sie verschiedene Sachen den Berg hinauf und hinunter ziehen konnten. Sechs Laibe Brot, ein großer Käse, etwa drei Dutzend Eier und ein ganzer Schinken waren der Proviant. Nein, verhungern würden sie in den Bergen nicht!
»Genügend Butter habe ich auch noch eingepackt«, erklärte Frau Hansen. »Ein Topf mit Sahne ist ebenfalls dabei. Durch den Schäfer schicke ich euch in den nächsten Tagen Milch. Er kommt dann bei euch vorbei, wenn er wieder hinaufsteigt. In dieser Flasche ist nur ein Liter Milch, aber in der Hütte gibt es ja genug Orangen- und Zitronensaft. Wenn ihr Kakao oder Tee kochen wollt, müsst ihr euch etwas Schnee schmelzen!« Frau Hansen hatte keine Ahnung, wie oft schon die fünf allein miteinander ihre Ferien verlebt hatten. Die Kinder lächelten, blinzelten sich zu und hörten sich die Ratschläge der Frau höflich an. Es war wirklich nett, dass sie sich um alles kümmerte.
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