Fünf Freunde im alten Turm
wollte sie hinter ihren Lidern das Geheimnis verbergen.
»Siehst du auch die alte Dame, wenn du draußen herumläufst?« drang Julian auf sie ein. Elli überlegte, dann schüttelte sie den Kopf.
»Wann also?« fragte Julian. »Du kriegst die Schokolade hier, wenn du es uns sagst!« Er legte eine Tafel auf den Tisch. Ellis Augen leuchteten auf. Schokolade war also für sie etwas Besonderes. Sie griff sofort danach, aber Julian war schneller.
»Nein, erst beantwortest du meine Frage«, sagte er.
»Dann gehört dir die Schokolade.«
Elli machte plötzlich eine Handbewegung und boxte Julian in die Brust. Er lachte und packte fest ihre beiden Hände.
»Nein, nein, Elli. Ich bin dein Freund. Und einen Freund greift man nicht an!«
»Ich weiß genau, wo du warst, als du die alte Dame sahst«, fing Dick schlau an. »Elli du warst dort im Garten!«
»Woher weißt du?« rief Elli. Sie entwand sich aus Julians Händen und schaute Dick wütend an.
»Reg dich doch nicht so auf«, sagte Dick.
»Woher weißt du?« fragte Elli wieder. »Hast du das andern gesagt?«
»Natürlich habe ich das niemandem gesagt«, beruhigte sie Dick, dem diese Idee eben nur so eingefallen war. »Aha, du warst also im Garten von dem Alten Turm! Wie bist du denn dort hingekommen?«
»Elli sagt nichts!« Das kleine Mädchen brach in Tränen aus. Anne legte tröstend den Arm um die Kleine, wurde aber grob zurückgestoßen. »Er - Max ist hinein, nicht Elli. Der arme Max, der große Hund hat gebellt, ganz viel gebellt, und dann . . .«
»Und dann bist du auch hinein, um Max zu holen, stimmt das?« rief Dick. »Bist wirklich ein tapferes, kleines Mädchen!« Elli wischte sich mit ihren schmierigen Händen die Tränen weg, ihre Wangen waren nun voll von schwarzen Streifen, dann lächelte sie und nickte. »Ein tapferes Mädchen«, wiederholte sie, nahm den kleinen Hund auf den Schoß und liebkoste ihn.
»Sie war also im Garten«, flüsterte Julian Dick zu. »Ich möchte nur wissen, wie sie hineingekommen ist. Vielleicht durch die Hecke. Elli - wir möchten die alte Dame besuchen. Können wir durch die Gartenhecke kriechen?«
»Nein!« Elli schüttelte energisch den Kopf. »Ein Zaun ist dort, ein Zaun, der beißt.«
Alle lachten laut auf. Ein Zaun, der beißt! Aber Georg ahnte, was Elli meinte. »Ein elektrisch geladener Zaun!« sagte sie. »Damit also haben sie sich umgeben! Das ist ja eine richtige Festung! Ein versperrtes Tor, ein scharfer Hund, ein elektrisch geladener Zaun!«
»Wie ist denn Elli bloß hineingekommen?« rätselte Dick. »Elli, hast du die alte Dame schon oft gesehen? Hat sie auch dich gesehen?« Das Kind überlegte eine Weile, dann nickte es.
»Elli sieht sie sehr oft - ganz oben - und einmal hat die Frau auch Elli gesehen. Da hat sie Papier aus dem Fenster geworfen, viel kleines Papier.«
»Elli, hast du etwas davon aufgehoben?« fragte Julian aufgeregt. »War etwas darauf geschrieben?« Alle warteten auf Ellis Antwort. Sie nickte.
»Ja, wie in der Schule. Mit Tinte!«
»Hast du es gelesen?«
Elli machte ein unentschlossenes Gesicht. Erst schüttelte sie den Kopf, dann nickte sie. »Ja, Elli hat gelesen. Guten Morgen, Elli. Wie geht es dir, Elli, das war geschrieben!«
»Also kennt dich die alte Dame!« rief Dick überrascht.
»Nein, sie kennt nicht Elli, nur meine Mutter. Sie sagt auf dem Papier: Elli ist gut, Elli ist sehr brav!«
»Jetzt spricht sie nicht die Wahrheit!« Dick fiel es auf, dass die Kleine zur Seite blickte, wenn sie sprach. »Warum bloß?«
»Ich glaube, ich weiß es!« rief Anne. Sie nahm ein Stück Papier und schrieb deutlich darauf »Guten Morgen, Elli!« Den Zettel zeigte sie der Kleinen. »Lies das, Elli!«
Elli konnte nicht lesen. Sie hatte keine Ahnung, was da auf dem Papier geschrieben stand.
»Das dachte ich mir!« meinte Anne. »Sie schämt sich, dass sie nicht lesen kann, und deshalb tut sie nur so. Macht nichts, Elli! Sag mal, hast du noch ein paar von den Papierstückchen, die die Dame aus dem Fenster warf?«
Elli durchsuchte ihre Taschen. Dann zog sie ein Stück Papier hervor, das genauso aussah, als sei es von einer Buchseite abgerissen worden. Sie reichte es Dick. Die vier Kinder steckten ihre Köpfe zusammen und lasen, was da in kleiner, kaum lesbarer Schrift geschrieben stand: Ich brauche Hilfe. Ich bin in meinem eigenen Haus gefangen. Furchtbare Dinge ereignen sich hier. Sie haben meinen Sohn getötet. Helft mir! Berta Thomas.
»Das ist schrecklich!« rief Julian außer
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