Fünf Freunde im alten Turm
sich. »Sollten wir diese Nachricht nicht der Polizei geben?«
»Hier in dieser einsamen Gegend hat bestimmt nur ein einziger Beamter Dienst«, sagte Dick. »Und außerdem - die alte Dame ist vielleicht verrückt. Das alles muss ja gar nicht wahr sein!«
»Wir kriegen es aber raus, ob es wahr ist oder nicht!« Georgs Stimme klang sehr entschieden. Dann wandte Dick sich an Elli. »Elli, wir möchten gerne die alte Dame besuchen und ihr etwas Gutes zu essen bringen. Sie ist doch so allein und sicher traurig. Zeigst du uns, wie man ins Haus kommt?«
Elli schüttelte heftig den Kopf. »Nein! Der Hund dort ist so groß! Solche Zähne!« Sie fletschte ihre Zähne und knurrte. Tim war ganz erstaunt. Alle lachten.
»Na schön, sie will es nicht sagen«, meinte Julian. »Wenn wir sogar in die Nähe des Hauses kämen -vergesst nicht, dass der bissige Hund dort ist, und ihm traue ich nicht!«
»Elli zeigt den Weg ins Haus«, verkündete plötzlich das kleine Ding. Erstaunt blickten alle sie an.
»Ins Haus!« rief Dick. »Aber zuerst musst du uns doch zeigen, wie man in den Garten kommt, bevor wir ins Haus können!«
»Nein«, antwortete Elli. »Elli zeigt den Weg ins Haus. Das macht Elli. Dort ist kein großer Hund!«
Aber da fing Tim zu bellen an. Jemand kam an die Tür und schaute schnell ins Zimmer. Es war Ellis Mutter, die eben von ihrem Mann zurückkehrte. Als sie Elli am Fußboden sitzen sah, schrie sie vor Ärger laut auf sie ein. Die Kinder verstanden von dem Dialekt nur jedes zweite Wort. Tim knurrte. Ellis Hund war ebenso erschrocken wie seine kleine Herrin. Das Lämmchen blökte zum Herzerweichen.
»Elli geht mit mir heim«, sagte die Mutter verärgert. Sie blickte die vier Kinder so böse an, als wären sie es, die ihr Kind entführt hätten. »Die bekommt noch die Peitsche zu spüren!« Sie hielt Elli, die sich tapfer wehrte, fest am Arm und zog sie hinaus. Die Kinder konnten nichts dagegen tun. Immerhin war die Frau Ellis Mutter, und die Kleine war wirklich eine Vagabundin!
»Kinder, ich glaube, wir sollten auf Hansens Hof gehen und Hermann alles berichten, was wir erfahren haben«, sagte Julian entschlossen. »Das ist wirklich das beste. Wenn es sich tatsächlich um einen ernsten Fall handelt und die alte Frau gefangengehalten wird, können wir allein nicht viel unternehmen. Aber Hermann kann uns vielleicht helfen. Falls es zu spät werden sollte, können wir ja unten übernachten. Kommt, machen wir uns auf den Weg!«
XIV. Hermann ist unfreundlich
Georg hatte keine große Lust, wieder auf den Hof zu gehen. Sie dachte an ihren Tim und an Hermanns Hunde . . . Julian sah ihr besorgtes Gesicht. Verständnisvoll fragte er: »Möchtest du lieber mit Tim hierbleiben? Bei Tim bist du gut aufgehoben, er wird schon auf dich aufpassen.! Meine einzige Sorge ist nur, dass du dich vielleicht fürchtest, wenn es in der Nacht wieder zittert und flimmert.«
»Ich bleibe bei Georg«, rief Anne. »Ist doch viel vernünftiger, ihr beiden geht allein, denn ich bin müde und könnte nicht so schnell laufen wir ihr.«
»Na schön! Dick und ich machen uns also allein auf den Weg, und ihr bleibt mit Tim hier«, sagte Julian. »Komm schon, Dick! Wenn wir uns beeilen, können wir vielleicht doch noch vor dem Dunkelwerden zurück sein.« Sie eilten den krummen Bergpfad hinab, auf dem noch immer Schnee lag, und waren froh, als sie endlich das Bauernhaus sahen. In der Küche brannte schon Licht. In der großen Küche stand Frau Hansen am Abguss und wusch Geschirr ab. Erstaunt drehte sie sich nach den beiden Jungen um, die eben den Schnee von den Schuhen schüttelten.
»Das ist aber eine Überraschung!« rief sie und trocknete sich die Hände ab. »Ist etwas nicht in Ordnung? Wo sind denn die Mädchen?«
»Sie sind in der Hütte geblieben, es geht ihnen gut«, antwortete Julian.
»Wollt ihr noch etwas Verpflegung holen?« erkundigte sich Frau Hansen; sie glaubte, das sei der Grund für den plötzlichen Besuch.
»Nein, danke, wir haben genug!« sagte Julian. »Wir hätten uns gerne mit Ihrem Sohn Hermann unterhalten. Wir - wir möchten ihm etwas erzählen. Es ist ziemlich wichtig!«
»Was ist es denn?« fragte Frau Hansen neugierig. »Hermann ist in der großen Scheune.« Sie zeigte durchs Fenster auf eine alte, malerisch aussehende Scheune, die sich deutlich vom dunklen Abendhimmel abhob. »Dort findet ihr ihn. Ihr bleibt in der Nacht hier, nicht wahr? Und ein gutes Abendessen möchtet ihr doch auch haben?«
»Recht
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