Fünf Freunde im alten Turm
schreien.
»Wahrscheinlich lässt er jetzt seine Wut an den Hunden aus«, flüsterte Julian. »Du, mit dem Kerl möchte ich nichts zu tun haben. So 'n Riese, der nimmt's auch mit dem Teufel auf!«
Frau Hansen brachte eine Netztasche voll mit Verpflegung. »Das ist für euch«, sagte sie. »Gebt auf die Mädchen acht - und geht jetzt Hermann aus dem Weg. Er ist sehr schlecht gelaunt - da ist mit ihm nicht gut Kirschen essen!« Die beiden Jungen mussten Frau Hansen recht geben: Mit Hermann war nicht gut Kirschen essen! Sie waren heilfroh, als sie wieder den Bergpfad hinaufgingen und Hermann nur noch von weitem brüllen hörten.
»Jetzt wissen wir, woran wir sind«, sagte Julian. »Von seiner Seite können wir keine Hilfe erwarten. Verbieten will er uns, etwas zu unternehmen! Als ob wir kleine Kinder wären!«
»Das sagte er doch dauernd: ›Ihr seid nur Kinder, ihr habt von solchen Dingen keine Ahnung!‹ - Wenn ich das schon höre . . .«, stöhnte Dick. »Ich verstehe das alles nicht! Julian, warum hat er sich so geärgert? Glaubt er uns nicht?«
»O ja, er glaubt uns schon«, antwortete Julian.
»Und ich bin sicher, er weiß viel mehr von der ganzen Geschichte, als wir ihm erzählen können. Vielleicht hat er seine Hände mit da drin! Deshalb befiehlt er uns, den Mund zu halten, nichts zu unternehmen und alles zu vergessen. Er hat was damit zu tun, verlass dich drauf!«
Dick pfiff kurz vor sich hin. »Aha! Deshalb also war er so böse! Er hat Angst, wir könnten ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Natürlich möchte er mit aller Gewalt verhindern, dass wir die Polizei aufmerksam machen. Was sollen wir nun tun, Julian?«
»Ich weiß nicht. Wir müssen zuerst mit den Mädchen reden«, erwiderte Julian bedrückt. »Solcher Ärger hat uns gerade gefehlt; die Ferien sind ja ohnehin viel zu kurz!«
»Was spielt sich bloß in dem Alten Turm ab?« rätselte Dick. »Ich meine nicht nur, dass die alte Dame eingesperrt ist und dass ihr Eigentum verkauft wird. Was bedeutet der Lärm, das Zittern und dieser merkwürdige Nebel?«
»Das alles ist vielleicht gar nicht die Hauptsache«, meinte Julian. »Damit hat Hermann gar nichts zu tun.
Der beteiligt sich wahrscheinlich an der Ausplünderung der alten Dame. Und mit den alten Schauergeschichten kann man die Leute prima vom Berg fernhalten. Denn Bauern haben immer Angst vor so etwas.«
»Du magst ja recht haben«, meinte Dick. »Aber überzeugt bin ich nicht davon. Ich habe das Gefühl, dass es nicht nur Gerede ist. Alles miteinander kommt mir doch sehr komisch vor!« Danach sprachen sie kein Wort mehr. Hintereinander stiegen sie den Pfad hinauf. Die schwarzen Steine, die im Licht von Julians Taschenlampe deutlich zu sehen waren, zeigten den Jungen die Richtung. Der Weg schien jetzt bei Nacht viel länger zu sein.
Endlich erblickten sie das Licht in der Hütte. Gott sei Dank! Die Jungen waren recht hungrig. Es war wirklich eine gute Idee von Frau Hansen, dass sie ihnen noch Eissen mitgegeben hatte. Es sollte nicht lange liegenbleiben !
Tim bellte, als sie sich der Hütte näherten. Georg ließ den Hund zur Tür hinaus. Sie erkannte an seinem Bellen, dass er die Jungen begrüßte.
»Oh, sind wir froh, dass ihr doch gekommen seid!« rief Anne. »Was ist geschehen? Geht Hermann zur Polizei?«
»Nein, er war sehr böse«, berichtete Julian. »Wir sollen uns nicht einmischen. Das Stückchen Papier mit der Nachricht hat er uns nicht zurückgegeben. Wir glauben, er hat mit der ganzen Geschichte auch was zu tun.«
»Na schön!« sagte Georg sofort. »Dann nehmen wir alles selbst in die Hand. Wir kriegen schon das Geheimnis raus - und auf jeden Fall befreien wir die arme alte Frau Thomas aus dem Turm. Wie wir das tun werden, weiß ich noch nicht - aber es wird geschehen! Gelt, Tim?«
XV. Was ist los, Tim ?
Die vier Kinder saßen um den kleinen Ölofen und berieten sich während des Essens darüber, was nun zu unternehmen sei. Eins stand fest: Sie wollten das Geheimnis des Alten Turms erforschen, und zum zweiten: Sie wollten die alte Dame befreien. So weit - so gut; aber, wie sollten sie das beginnen? Keiner von ihnen hatte Lust, sich auf einen Kampf mit dem scharfen Hund einzulassen!
»Wenn uns nur Elli helfen würde!« meinte Julian schließlich. »Sie ist unsere einzige Hoffnung. Meiner Meinung nach hat es keinen Zweck, zur Polizei zu laufen: Wir verlieren viel zuviel Zeit - die Polizeistation liegt ganz unten im Dorf und außerdem glaubt uns doch kein
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