Fünf Freunde Im Zeltlager
warten noch mal nachts auf einen Zug, und zwar so lange, bis er im Bahnhof ist. Dann muss einer von uns zum anderen Ende des alten Tunnels laufen – er ist ja nur ungefähr zwei Kilometer lang – und dort warten, bis der Zug zur anderen Seite herauskommt. Dann wissen wir, warum der Zug von Bachhalde zum Eulengarten fährt.«
»Gute Idee«, pflichtete Julian ihm bei. »Wie wäre es mit heute Nacht? Wenn Jockel kommt, kann er mitgehen. Wenn nicht, gehen nur wir zwei. Georg nicht!«
Anne überlegte, ob sie Mut genug hatte sich anzuschließen, aber sie kannte sich: Nachts verflog ihr ganzer Mut. Nein, sie wollte nicht mitgehen. Es war auch gar nicht nötig, jetzt schon mitzumachen. Denn es war noch gar nicht raus, dass an der Sache wirklich was dran war.
Georg war noch nicht zurück, als sie wieder zum Lager kamen. Sie brauchten aber nicht lange zu warten, da tauchte sie mit Tim auf, beide sehr müde und abgespannt.
»Es tut mir Leid, dass ich heute Morgen so eklig war«, fing sie sofort an. »Ich weiß selbst nicht, was mit mir los war.«
»Schwamm drüber«, sagte Julian versöhnlich.
Sie waren alle froh, dass der Streit vorbei war. Georg sagte kein Wort mehr von Geisterzügen oder Tunnels und so fingen die anderen auch nicht davon an.
Die Nacht war wunderschön klar. Die Sterne schienen wieder.
Die Kinder wünschten Herrn Krabbler Gute Nacht und um zehn Uhr lagen sie in ihren Schlafsäcken. Julian und Dick wollten nicht vor Mitternacht aufbrechen. So lagen sie da und unterhielten sich leise.
Gegen elf Uhr hörten sie jemanden draußen herumschleichen.
Vielleicht war es Jockel. Aber er hätte doch gerufen! Wer mochte es sein?
Dann erkannte Julian an den Umrissen, dass es Georg war.
Was machte die denn da draußen? Jedenfalls vermied sie das geringste Geräusch, sie dachte natürlich, die Jungen würden schlafen. Julian schnarchte ein-oder zweimal, um sie in Sicherheit zu wiegen.
Schließlich verschwand sie wieder. Julian wartete ein paar Minuten, dann sah er vorsichtig aus dem Zelt. Er fuhr mit der Hand auf dem Boden herum und fand einen Strick. Er musste grinsen und kroch wieder zurück ins Zelt.
»Weißt du, was sie gemacht hat?«, flüsterte er. »Sie hat einen Strick von unserem Zelt zu ihrem gespannt und wird ihn um ihre große Zehe binden, damit sie merkt, wenn wir weggehen!«
»Armes Ding«, sagte Dick. »Da wird sie aber Pech haben.
Wir drücken uns an der Seite raus!«
Ungefähr eine Minute nach zwölf krochen sie seitlich aus dem Zelt. Sie kamen nicht mal in die Nähe von Georgs Strick.
Am Bahnhof angekommen, sahen sie, dass die Kerze im Zimmer des alten Samuel brannte. Also war der Geisterzug in dieser Nacht noch nicht gekommen.
Sie krochen gerade runter zu den Gleisen, als sie den Zug kommen hörten. Wieder ohne Lichter, fuhr er ratternd zum Bahnhof.
»Schnell, Dick! Du rennst zum Eingang des Tunnels und passt auf, ob der Zug wieder zurückkommt. Und ich laufe übers Moor zum anderen Ende des Tunnels. Hoffentlich finde ich den Weg!«
Und fort war er.
Er wollte unbedingt wissen, was dort vor sich ging, und wenn er die ganze Zeit rennen musste!
Jockels Besuch im Lager
So schnell er konnte, rannte Julian den Weg entlang. Er knipste seine Taschenlampe an, weil er nicht damit rechnete, hier jemanden so spät in der Nacht zu treffen.
Wenn der Geisterzug wieder wie das letzte Mal zwanzig Minuten im Bahnhof hält, habe ich genug Zeit, überlegte Julian. Ich will in Bachhalde sein, bevor der Zug ankommt.
Der Weg schien endlos zu sein. Aber dann führte er plötzlich abwärts, und ein Stück weiter unten konnte Julian etwas erkennen, was einem Bahnhof ähnlich war. Er sah große Schuppen. Der alte Schaffner hatte ja gesagt, dass der Bahnhof jetzt anderweitig genutzt wurde. Vielleicht waren die Gleise fort. Vielleicht war sogar der Tunnel zugemauert. Er lief hinunter und sah im Schein seiner Taschenlampe, was er herausbekommen wollte: zwei Schienenstränge. Sie waren alt und rostig, aber sie liefen zum Tunnel!
Er folgte ihnen bis zum dunklen Eingang des Tunnels. Innen konnte er nichts sehen. Er leuchtete hinein. Ja, die Gleise führten in den Tunnel. Julian blieb stehen und überlegte, was er weiter tun sollte.
Ich möchte zu gern wissen, ob er irgendwo zugemauert ist, dachte er und lief auf den Gleisen in den Tunnel. Er ließ seine Lampe an, denn er war sicher, dass ihn niemand hier vermuten würde.
Der Strahl seiner Lampe erfasste nur eine kurze Strecke, dahinter war ein großes,
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