Fünf Freunde Jagen Die Entführer
ankam, konnte die sonst so geduldige Tante Fanny sehr energisch werden.
Er runzelte die Stirn, faltete den Brief zusammen und öffnete den nächsten.
Die Kinder sahen einander an.
Berta als Junge? Das war ja Unsinn! Niemand hatte weniger Ähnlichkeit mit einem Jungen als sie. Georg war empört. Sie sah Berta an, die ihr Frühstück mit Tränen in den Augen herunterwürgte. Diese Heulsuse! Niemals würde sie wie ein Junge aussehen!
Julian warf den beiden einen schnellen Blick zu und begann hastig, Tante Fanny in ein Gespräch über den Garten zu verwickeln. Sie war ihm sehr dankbar, daß er versuchte, von dem unerfreulichen Zwischenfall abzulenken. ›Man kann sich immer auf ihn verlassen‹, dachte sie. Sie sprach mit ihm über die Obsternte und darüber, wer die Himbeeren zum Mittagessen pflücken sollte, und über die Stare, die so viele Kirschen holten.
Es dauerte gar nicht lange, und alle schwatzten fröhlich durcheinander. Sogar Berta interessierte sich für Kirschen und Stare und Himbeeren. Nur Georg und ihr Vater machten düstere Gesichter. Wie sie da so mißmutig saßen, sahen sich beide so ähnlich, daß Julian Dick heimlich unter dem Tisch anstieß.
Dick grinste und flüsterte: »Wie der Vater, so die Tochter. Willst du nicht weiterfrühstücken, Georg?« fragte er dann betont liebenswürdig.
Die wollte gerade eine passende Antwort geben, als Onkel Quentin einen furchtbaren Hustenanfall bekam und Anne schrie: »Oh, seht doch, Onkel Quentin hat Senf auf sein Brötchen gestrichen! Nimm es ihm weg, Tante Fanny, nimm es ihm bloß weg, sonst ißt er es wahrhaftig noch ganz auf!«
»In der Tat«, krächzte er, »ich habe schon gemerkt, daß die Marmelade heute ein wenig scharf ist.«
Alle brüllten vor Lachen, Tante Fanny klopfte ihm den Rücken und legte das Brötchen zur Seite. »Quentin«, ermahnte sie mit vorwurfsvoller Stimme, »das ist nun schon das zweite Mal in diesem Monat, daß du Senf auf dein Brötchen streichst. Sei doch nicht immer so abwesend!«
Onkel Quentin, hochrot im Gesicht, hustete nun nicht mehr, er mußte auch noch lachen. Georg sah plötzlich nicht mehr brummig aus, Tim bellte wie verrückt, und Berta kicherte. Tante Fanny war sehr froh über den kleinen Zwischenfall. Manchmal konnte sogar Zerstreutheit etwas Gutes haben.
»Wißt ihr noch, wie Vater Vanillesoße über den gebratenen Fisch goß und behauptete, so eine gute Mayonnaise habe er noch nie gegessen?« gluckste Georg.
Die Unterhaltung wurde nun so lebhaft, daß Tante Fanny ganz glücklich war. »Ihr Mädchen könnt Johanna beim Abtrocknen helfen«, bestimmte sie. »Oder noch besser, zwei von euch gehen in die Küche, und eine hilft mir beim Bettenmachen.«
»Und was ist mit meiner Sally?« fragte Berta bittend.
»Ich habe sie heute ja noch gar nicht gesehen, weil wir so schnell zum Frühstück herunterkommen mußten. Wo ist sie denn?«
»Du kannst sie jetzt hereinholen«, lächelte Tante Fanny.
»Für Sally haben wir natürlich noch ein bißchen Zeit. Willst du nun in dein Arbeitszimmer gehen, Quentin?«
»Ja, das will ich. Und bitte, sorge dafür, daß weder geschrien noch gebellt wird.«
Er stand auf und verließ das Zimmer. Berta war schon an der Tür. »Wo ist die Hundehütte?«
»Ich zeige sie dir«, erbot sich Anne. »Wir werden deine Sally jetzt holen und sie Tim vorstellen. Kommst du mit, Georg?« Georgs gute Laune war dahin. »Ihr könnt den Hund ruhig hereinbringen. Dann werdet ihr schon sehen, was Tim dazu sagt. Wenn er ihn nicht mag, muß er natürlich draußen bleiben.«
»Oh, nein!« rief Berta.
»Na, dann viel Spaß. Wenn du willst, daß mein Hund deine Sally mit Haut und Haaren verschlingt, bitte. Tim ist sehr eifersüchtig.«
»Oh, nein!« rief Berta ganz entsetzt. »Tim ist nett und bestimmt gar nicht so böse.«
»Du redest immer dasselbe. Aber bitte, ich habe dich gewarnt.«
Anne zupfte Berta am Ärmel. »Komm, laß uns Sally holen. Sie wird sich wohl sehr wundern, daß sich niemand um sie kümmert. Und mit Tim wird es schon gehen, glaube ich.«
Kaum waren die beiden verschwunden, beugte Georg sich über Tim und flüsterte ihm ins Ohr: »Du magst keine fremden Hunde, die sich bei uns einnisten wollen, nicht?
Du wirst knurren und die Zähne fletschen, nicht wahr?
Daß du nicht beißt, weiß ich ja. Knurre wenigstens, so gut du kannst, hörst du? Du mußt so knurren, daß sie Angst bekommen, beide. Dann muß Sally nämlich draußen bleiben.«
Am liebsten hätte sie ihm noch viel mehr
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