Fünf Freunde machen eine Entdeckung
Blick auf seine Uhr. »Längst Schla-fenszeit. Was meint ihr, wollen wir es wagen, den Rest der Nacht hier zu verbringen, oder wollen wir zurückrudern, uns in unsere Betten packen und bis in den Tag hinein schlafen?«
»Nur nicht hierbleiben«, sagte Anne hastig. »Ich würde aus Angst vor den Kerlen kein Auge zutun.«
»Sei nicht blöde«, sagte Georg und unterdrückte ein Gähnen. »Sie wissen doch gar nicht, wo wir sind, und außerdem habe ich absolut keine Lust, jetzt Wilfrids Boot zu suchen, stundenlang zu rudern und dann noch den Hügel zum Haus hinaufzuklettern!«
Anne gab sich geschlagen. »Na schön«, seufzte sie,
»aber wir sollten abwechselnd wachen.«
»Du bist ein Angsthase«, lachte ihre Cousine. »Wir haben doch Timmy.«
»Ach ja, da hast du recht, also bleiben wir.«
Sie waren alle sehr müde. Die Jungen sammelten trockenes Laub und trugen es zu einer windgeschützten Stelle im Gebüsch, nicht weit von der Höhle entfernt, in der ihr Boot lag.
»Äußerst komfortabel«, grinste Dick. »Wünsche angenehme Ruhe.« Und eine Sekunde später waren sie alle eingeschlafen, außer Anne.
Eine seltsame Unruhe hatte sie befallen. ›Wenn ich nur wüßte, was die Männer jetzt machen‹, dachte sie. ›Erbaut gewesen sind sie über unser Verschwinden bestimmt nicht. Vielleicht haben sie Angst, daß wir ihnen die Polizei auf den Hals hetzen, und versuchen es zu verhindern, indem sie uns das Boot wegnehmen.‹
Regungslos lag sie da und lauschte auf jedes Geräusch.
Timmy gesellte sich zu ihr, setzte sich neben sie und leckte zärtlich ihre Hand, so, als wollte er sagen: »Schlaf du nur, ich passe auf!«
Aber sie fand keine Ruhe, und plötzlich hörte sie etwas, und auch Timmy hob den Kopf und knurrte leise.
Anne lauschte angestrengt. Ja, das waren Stimmen, gedämpfte Stimmen! Die Männer versuchten das Boot zu finden! Gelang es ihnen, waren sie alle verloren!
Timmy sprang auf und drehte sich nach ihr um, wie um sie aufzufordern, ihm zu folgen.
Vorsichtig schlich sie hinter ihm her. Sie mußte erfahren, was dort vor sich ging. Dann konnte sie die anderen immer noch wecken. Timmy lief geradewegs auf ihre Höhle zu und knurrte leise, als er von neuem die Stimmen, dieses Mal deutlicher, hörte.
Und wenig später spähte Anne durch das Gebüsch und sah die Männer damit beschäftigt, das Boot zum Wasser hinunterzuschieben. »Lassen Sie das!« schrie sie außer sich vor Wut, und in ihr Schreien mischte sich rasendes Gebell, und ein zähnefletschender Hund stürzte sich auf die beiden Gestalten. Der Lärm weckte die anderen, die erschrocken aufsprangen.
»Das war Timmy!« schrie Julian. »Kommt!«
Sie stürmten hinunter zur Höhle, und dann hörten sie jemanden brüllen. Das klang doch beinahe wie Anne?
Aber nein, ihre stille, kleine Schwester brüllte doch nicht so!
Und dann sahen sie, daß sie sich getäuscht hatten.
Anne hetzte den Hund auf zwei Männer, und die beiden rannten, von ihm verfolgt, zu ihrem Boot zurück, ruderten davon, und sie schleuderte ihnen einen Stein nach. Er traf den einen, und der fuhr zusammen.
Doch dann fuhr auch sie zusammen, denn als sie sich umwandte, sah sie Julian vor sich.
»Gut, daß ihr da seid!« seufzte sie erleichtert. »Ich glaube, wir haben sie verjagt!«
»Das kann man wohl sagen«, grinste Julian und klopfte ihr anerkennend die’ Schulter. »Donnerwetter, das Mäuschen hat sich schon wieder in einen Tiger verwandelt.«
»Hat es sich wirklich so angehört?« fragte sie. »Prima, ich habe es nämlich satt, mit einer Maus verglichen zu werden.«
Die Männer waren nun außer Sicht, aber Timmy sandte ihnen noch immer sein triumphierendes Gebell nach. Was konnten sie schon gegen einen Hund und einen Tiger ausrichten?
»Wir müssen sofort zurück«, drängte Anne, »sofort.
Außerdem habe ich Hunger und möchte in meinem Bett schlafen, und wenn ihr noch immer nicht wollt, fahre ich eben alleine.«
Julian lachte über ihre Angriffslust und legte den Arm um sie. »Ich fürchte, es ist gefährlich, einen Tiger zu reizen. Übrigens, ich habe ebenso großen Hunger wie du und die anderen sicher auch.«
Es vergingen keine fünf Minuten, da glitt das Boot mit den Kindern und Timmy schnell über das Wasser. Julian hatte das eine und Dick das andere Ruder genommen.
»Ich wette, die beiden sehen uns jetzt von irgendwoher nach und fühlen sich, sehr ungemütlich«, sagte Anne.
»Wir müssen sofort die Polizei benachrichtigen. Aber dann will ich meine Ruhe haben,
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