Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen
schüttelte den Kopf. »Dann sitzen wir den halben Nachmittag hier und kommen bestimmt nicht mehr zum Strand.«
Es wurde ein schöner Spaziergang. Am Wegrand blühten Veilchen und in den Senken Himmelsschlüssel, darunter sogar ein paar sehr frühe Glockenblumen.
»Da ist das Meer!« rief Anne plötzlich. »Wie blau es ist, so blau wie Kornblumen! Ob man schon baden kann?«
»Du würdest dich schön wundern, es ist garantiert eiskalt«, grinste Julian.
Sie stiegen hinab zu der von der Sonne warmen Steinmole und begannen ein Gespräch mit einem Fischer, der mit einigen anderen dort saß, Netze flickte und sich gern ein wenig mit ihnen unterhielt.
»Das ist ein Unterschied zu der ewigen Unfreundlichkeit der Zirkusleute«, flüsterte Dick Julian zu, und der nickte.
Einer der Fischer zeigte ihnen sein Boot und erklärte ihnen alles genau. Es war hübsch, hier zu sitzen und seinen bedächtigen Ausführungen zuzuhören.
»Ob man einmal ein Boot mieten kann?« fragte Julian. »Ein nicht zu großes, mit dem wir alleine fertig werden. Wir können nämlich ganz gut segeln.«
»Der alte Josef hat eins«, sagte der Fischer, »das leiht er manchmal aus, und er gibt es euch sicher, wenn ihr damit umgehn könnt.«
»Danke«, sagte Julian erfreut, »wir fragen ihn nachher. Aber jetzt wollen wir erst einmal irgendwo Tee trinken. Bevor es dunkel wird, möchten wir wieder zu Hause sein, das heißt, in unseren Wohnwagen, sie stehen auf der Wiese gegenüber von Burg Faynights.«
»Ah, da habt ihr ja jetzt die Zirkusleute als Nachbarn. Vor zwei Wochen waren sie hier. Dieser Feuerschlucker! Er ist ein wahres Wunder. Und der Entfesselungskünstler auch. Ich habe ihn selbst gefesselt mit dem starken Tau dort im Boot. Ich habe ihn gefesselt mit sämtlichen Knoten, die ich kenne, und ich kenne eine Menge. Aber nach einer Minute stand er auf, und das Tau fiel an ihm herunter.«
»Ja, ja«, nickte ein anderer, »er ist ein Wunder, und erst der Schlangenmensch! Er ließ sich ein Rohr bringen, nicht dicker als das, was da drüben liegt, und er schlängelte sich durch wie ein Aal. Und als er am anderen Ende rauskam, habe ich meinen Augen kaum getraut.«
»Wir sehen uns gleich die erste Vorstellung an«, sagte Julian.
»Im Augenblick sind sie leider nicht sehr freundlich zu uns. Sie wollen nicht, daß wir mit ihnen auf derselben Wiese wohnen.«
Der alte Fischer nickte. »Ja, ja, sie halten sich lieber für sich.
Sie haben viel Ärger an dem Ort gehabt, an dem sie waren, ehe sie zu uns kamen. Irgend jemand hat ihnen die Polizei auf den Hals gehetzt. Deshalb sind sie jetzt wohl so mißtrauisch.«
»Ich glaube, wir müssen gehen«, sagte Julian, und sie verabschiedeten sich von den freundlichen Männern.
Sie tranken Tee und begaben sich dann auf den Heimweg.
»Wollen wir fahren?« fragte Julian. »Wir können auch laufen, so weit ist es gar nicht, aber vielleicht seid ihr Mädchen zu müde?
Na, wie ihr wollt.«
»Hast du schon einmal gehört, daß ich zu etwas zu müde war?« fragte Georg ärgerlich.
»Schon gut, schon gut. Es war nur unangebrachte Höflichkeit von mir. Also, gehen wir.«
Der Weg war weiter, als sie geglaubt hatten, und es war schon dämmrig, als sie an das Gatter gelangten und den Hügel hinaufstiegen.
Aber dann blieben sie plötzlich wie erstarrt stehen. Ihre Wohnwagen waren verschwunden und nur die Spuren, die die Räder hinterlassen hatten, zu sehen.
»Das ist doch kaum zu fassen«, flüsterte Julian endlich. »Oder träumen wir vielleicht?«
»Nein, nein«, sagte Anne hilflos, »wir träumen nicht. Aber wo sind sie nur hingekommen? Sie können doch nicht von alleine weggefahren sein oder sich in Luft aufgelöst haben.«
Schweigend standen die vier, und plötzlich sagte Dick:
»Da, die Spuren führen den Hügel hinunter.«
Sie gingen ihnen nach, und Julian drehte sich um, weil er das unangenehme Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Aber keiner der Zirkusleute war zu sehen. ›Wahrscheinlich stehen sie jetzt hinter den Gardinen und sehen hinter uns her‹, dachte er und fühlte sich bei diesem Gedanken sehr ungemütlich.
Die Radspuren führten bis zu einem Tor in der Hecke, das fest geschlossen war, und verloren sich dann auf dem Weg.
»Und was machen wir jetzt?« fragte Anne ängstlich. »Wo sollen wir schlafen? Oh, Julian, was sollen wir bloß tun?« ' -51-
Das werden noch tolle Ferien
Ja, was sollten sie tun? Auch Julian wußte es nicht genau. Es sah ja beinahe so aus, als habe man ihre
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