Fünf Freunde und ein Zigeunermädchen
verlangt. Übrigens, wenn das Glas nicht so gut wäre, hätten wir nie etwas entdeckt.«
»Und ich habe nichts gesehen«, seufzte Georg, »und dabei ist es doch meins!«
»Du kannst es ja noch einmal versuchen«, sagte Dick und gab es ihr. »Vielleicht kommt er noch einmal zurück.«
Die Mädchen starrten abwechselnd zum Turm, aber sie konnten nichts entdecken. Und endlich wurde es zu dunkel.
»Wißt ihr was«, sagte Julian, »wir gehen morgen und besichtigen die Burg. Vielleicht erfahren wir dann etwas.«
»Ich denke, wir sind morgen gar nicht mehr hier?« fragte Dick.
»Ach, ja, stimmt.« Daran hatte er in seiner Aufregung gar nicht gedacht. »Aber die Burg möchte ich mir jetzt doch gerne noch ansehen«, fügte er schnell hinzu. »Ich möchte doch herauskriegen, was da los ist.«
»Natürlich müssen wir das«, rief Georg, der es unvorstellbar erschien, abzureisen, ohne sich um diese seltsame Angelegenheit zu kümmern.
»Ich bleibe auf jeden Fall«, erklärte Jo. »Ich kann bei Onkel Fredo wohnen, und ich schreibe euch dann gleich, wenn ich das Gesicht gesehen habe. Nur, Georg müßte mir ihr Fernglas hierlassen.«
»Kommt nicht in Frage. Von dem trenne ich mich nicht.
Außerdem bleibe ich auch. Und du, Julian, du hast es dir doch auch anders überlegt, oder nicht?«
»Gut«, sagte er nach einigem Zögern, »wir bleiben und sehen, ob wir etwas herausbekommen. Hallo, wer ist denn das?«
Ein großer dunkler Schatten tauchte in der Dämmerung auf.
Es war Alfredo der Feuerschlucker. »Jo, bist du hier?« fragte er.
»Deine Tante lädt dich und deine Freunde zum Abendbrot ein.«
Eine Pause entstand, und Anne sah zu Julian hinüber. Würde er annehmen? Sie hoffte es sehr.
»Vielen Dank«, sagte er endlich, »wir kommen gern.«
»Das wäre nett«, sagte Alfredo mit einer kleinen Verbeugung.
»Ich kann auch für euch Feuer schlucken, wenn ihr mögt.«
Dieses Angebot war zu verlockend, als daß sie hätten widerstehen können. Alle standen auf und folgten ihm zu seinem Wohnwagen. Ein helles Feuer brannte davor und darüber hing ein großer schwarzer Topf, dem ein herrlicher Duft entstieg.
»Es ist noch nicht ganz soweit«, erklärte Alfredo entschuldigend, und die Kinder atmeten heimlich auf, denn sie waren noch zu satt von der guten Torte.
»Wollen Sie uns wirklich eine Extravorstellung geben?« fragte Anne eifrig. »Wie machen Sie das überhaupt? Es ist doch sicher sehr schwer?«
»Sehr, sehr schwierig«, bestätigte Alfredo kopfnickend. »Ich tue es nur, wenn ihr mir versprecht, daß ihr es hinterher nicht auch versucht. Ihr würdet euch schön verbrennen.«
Alle versprachen es, und Anne sagte: »Aber Sie dürfen sich auch nicht verbrennen!«
Er wehrte entsetzt ab. »Ich bin ein sehr guter Feuerschlucker, und denen passiert so etwas nie! Und nun paßt auf, jetzt hole ich meine Fackeln.«
Noch jemand gesellte sich zu ihnen. Es war Bufflo, der sie freundlich angrinste. Und nach ihm erschien Skippy und schließlich noch der Mann mit den Schlangen.
Und dann kam Alfredo mit seinem Handwerkszeug zurück.
»Na, da ist ja die ganze Familie versammelt«, sagte er. »Nun paßt auf, jetzt geht’s los!«
Geh weg, du dummes Pferd!
Alfredo setzte sich ein Stück vom Fenster entfernt ins Gras und stellte eine Metallschüssel vor sich, aus der es nach Petroleum roch. In jeder Hand hielt er etwas in die Höhe, um es den Kindern zu zeigen.
»Fackeln«, erklärte seine Frau stolz, und Alfredo rief dem Mann mit den Schlangen etwas zu, während er die Fackeln in die Schüssel tauchte.
Der Mann mit den Schlangen beugte sich vor, nahm einen brennenden Zweig, warf ihn in die Metallschüssel, und das Petroleum stand augenblicklich in Flammen. Und dann hielt Alfredo erst die eine Fackel in das Feuer und dann die andere.
Sie brannten sofort lichterloh, und Alfredos Augen glitzerten in ihrem Schein.
Dann legte er den Kopf weit zurück, riß seinen großen Mund auf, steckte die eine Fackel hinein und schloß ihn, so daß seine Backen in einem unwahrscheinlichen Rot erglühten.
Anne stieß einen kleinen Schrei aus, und Georg und die beiden Jungen hielten den Atem an. Nur Jo blieb ungerührt. Sie hatte das schon zu oft gesehen.
Alfredo öffnete den Mund und Flammen stiegen empor in die stille Luft. Die zweite lodernde Fackel in der anderen Hand, vor sich die Schüssel mit dem brennenden Petroleum, bot er einen wahrhaft außergewöhnlichen Anblick.
Und dann wiederholte er die Vorführung mit der anderen Fackel,
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