Fünf Hunde im Gepaeck
»Loslassen! Sofort!«
Doch nun tauchte auch Li-Chee auf, sprang auf Kevins Bauch, verschwand unter Ottos Brustkorb und schlug seine kleinen nadelspitzen Zähne in Kevins Nase.
Das war zu viel. Kevin rappelte sich mühsam auf und taumelte in einer Woge wahnsinnig gewordener Hunde zu seinem Wagen. Er schafftees, den Pekinesen abzuschütteln, und griff mit blutender Nase nach dem Türgriff.
Doch nun war Fleck an der Reihe. Bevor Kevin die Tür öffnen konnte, rannte der Tottenham Terrier auf ihn zu, sprang an ihm hoch und biss ihn wütend in den Hintern.
Kevin stolperte, fiel aufs Trittblech und wurde ohnmächtig.
So fand ihn Pippa und danach ging dann alles ganz schnell. Henrys Schläge von innen gegen die Tür der Hütte wurden lauter, Pippa sah das Vorhängeschloss. Sie durchsuchte die Hosentaschen des bewusstlosen Mannes und fand den Schlüssel. Binnen Kurzem war Henry frei und versuchte Fleck zu beruhigen, der außer sich vor Freude war, während Pippa die Tür wieder abschloss und den Schlüssel wieder zurücksteckte.
»Wir müssen übers Moor gehen«, sagte sie, nachdem Henry ihr berichtet hatte, was geschehen war. »Wir können es nicht riskieren, auf der Straße zu laufen. Solange die Sonne scheint, können wir uns orientieren. Die Küste ist östlich von uns.«
Henry und Pippa stiegen den Hügel hinauf, die Hunde umkreisten sie immer noch aufgeregt. Es war nicht leicht, auf dem unebenen Grund zulaufen, aber sie wollten keine Pause machen, solange sie nicht sicher waren, ob Kevin sie verfolgte. Doch nach ein paar Stunden waren die Kinder am Ende ihrer Kräfte.
»Ich muss erst mal Luft holen«, sagte Pippa, als sie zu einem kleinen Fleckchen Gras kamen, das von Wacholderbüschen umstanden war.
Sie ließ sich fallen und Henry setzte sich neben sie.
»Hier, Fleck«, sagte er und griff in seine Tasche. »Du kannst dein Tuch haben, du hast es dir verdient.«
Fleck schnappte nach dem Tuch und wedelte dankbar mit dem Schwanz. Doch dann hörten die Hunde irgendein Geräusch aus dem Gestrüpp und sausten los.
»War das ein Hase?«, fragte Henry.
Pippa zuckte mit den Schultern. »Ich hab’s nicht gesehen. Aber unsere fünf müssen ziemlich hungrig sein. Vielleicht finden sie ja etwas, das sie fressen können. Sie sind bestimmt gleich wieder da.«
Pippa hatte recht. Die Hunde kehrten unverrichteter Dinge zurück, was immer sie aufgestöbert hatten, es war wohl schneller als sie gewesen.
Als Henry Fleck über den Kopf strich, sah er, dass der sein Tuch verloren hatte.
»Wo ist es?«, fragte er. »Wo ist dein Tuch?«
Fleck sah auf den Boden, dann hoch zu Henry, rannte suchend ein Stück und kehrte zurück, während Henry ihn besorgt ansah. Was das nur wieder für einen Aufstand geben würde, bisher hatte Fleck das Tuch wie seinen Augapfel gehütet.
Doch nach kurzer Zeit setzte sich Fleck hin und leckte ausgiebig seine Pfoten sauber. Es war nicht mehr wichtig, wo sein Tuch war. Als er Kevin in den Hintern gebissen hatte, hatte er Blut geschmeckt, und ein Hund, der das getan hat, braucht keine Schmusetücher mehr.
19. Kapitel
Zwei Höllenhunde
Den Anruf von Kevin hatte Curzon höchstpersönlich entgegengenommen, und als er auflegte, jubelte er innerlich. Was für ein Durchbruch! Der Junge war nicht nur gesehen, sondern auch festgehalten worden. Er steckte in einem Schuppen und wartete nur darauf, eingesammelt zu werden.
In Gedanken gab Curzon schon das Geld aus, das Donald Fenton ihm dafür zahlen würde. Er war gar nicht mehr sicher, ob eine Jacht so eine gute Idee war. Ein Freund von ihm baute Ferienhäuserauf einer Insel im Pazifik. Die waren mit jedem erdenklichen Luxus ausgestattet, der reinste Wahnsinn!
Warum sollte er warten, bis Fenton mit dem Geld rüberkam?
Warum nicht schon mal eine Anzahlung leisten?
Curzon lehnte sich in seinem Stuhl zurück und stellte sich vor, wie er auf einem Surfbrett durch das türkisblaue Wasser pflügte, während ihn am Ufer eine Horde hübscher Mädchen im Bikini bewunderte. Dann fiel ihm ein, dass er Sprocket so schnell wie möglich losschicken musste, um den Jungen abzuholen, und er griff zum Telefon.
»Sprocket?«, bellte er in den Hörer. »Ich brauche Sie auf der Stelle. Sie müssen in den Norden, der Junge ist gesehen worden.«
»Jawohl, Sir, ich weiß, aber ich bin bereits im Norden.«
»Äh, was? Wovon reden Sie?«
»Ich bin in Todcaster, Sir«, sprach Sprocket geduldig weiter. »Ich hab Ihnen eine Mail geschickt.«
»Oh, haben Sie das? Dann ist
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