Fünf Kopeken
da angesammelt hat, dachte sie.
Arnos Lippen schnappten nach ihren. Sein Oberkörper war so lang, dass er ein ganzes Stück über sie hinweglappte und einen runden Buckel machen musste, um ihren Mund wenigstens annährend zu treffen, aber der Großteil seiner Küsse landete auf ihrem Kinn, ihrer Nase.
Ihr fiel ein, mal wieder zu stöhnen.
»Ahhhh«, stieß sie hervor, etwas schwächlich, wie sie selbst merkte, sodass sie schnell noch mal ein »so ist gut«, »ja, genau so« hinterherschob.
Arno freute sich sichtlich über ihr Engagement. Das Knarren des Rosts wurde schneller. Zwischen den schmalen Lippen, die jetzt weit nach hinten gezogen waren, malmten seine Backenzähne, was meine Mutter, nach dem anfänglichen – also nicht wirklich anfänglichen, ganz am Anfang ihrer Beziehung hatte er sich ja kaum zu kommen getraut, erst nach ein paar Monaten hatte er sich so weit entspannt, dass die Fratzen der Leidenschaft hinter seinen feinen Gesichtszügen durchbrechen konnten – was sie also nach dem ersten Schrecken mit der Zeit als ein sicheres Zeichen des Ansetzens zum Endspurt nicht nur zu deuten, sondern auch zu schätzen gelernt hatte.
»Genau richtig« und, warum auch eigentlich nicht, »fick mich«, rief sie, damit ihm nicht noch auf den letzten Metern die Puste ausginge, krallte ihre Finger in seinen Rücken, warf sich so ins Zeug, dass sie einen Augenblick fast selbst ein bisschen »Interesse an der Sache« zu entwickeln glaubte, wie sie sagte und dabei sicherging, so gelangweilt wie nur irgend möglich zu kucken.
Sie schloss die Augen, bemühte sich, sich ganz auf das Kribbeln zu konzentrieren, das zaghaft an ihren Beinen hinaufkroch. Aber noch ehe es an ihren Knien vorbei war, schob sich schon wieder Arnos »Mmm« in ihre Dunkelheit, »Mmm, MM m, MMM .« Meine Mutter hielt den Atem an, versuchte, das Gefühl durch sein Geseufze hindurch festzuhalten. Aber ihr bisschen Erregung war zu schwach, um auch noch seine zu ertragen. So schnell die Lust gekommen war, so schnell löste sie sich auch wieder auf. Meine Mutter blieb allein unter dem bebenden Körper zurück, klamm und plötzlich überdeutlich nackt. Und gereizt, klar, das auch. Das ja sowieso.
Mit einem diesmal ernstgemeinten Stöhnen schlug sie die Augen auf und blickte in die gelben Härchen, die in den Nasenlöchern über ihr hin und her wehten wie Ähren im Wind. An Arnos Wange seilte sich ein Schweißtropfen ab. Er strich ihr Haar aufs Kissen, zupfte sich eine Strähne aus dem Mund, bevor er seine Zunge wie eine Spirale in die Ohrmuschel schob. Dadurch kam er zwischen ihren Beinen ein wenig aus dem Takt. Oben kreisen, unten klopfen, das ist wie bei dieser Übung im Sportunterricht, wenn man sich gleichzeitig den Bauch reiben und auf den Kopf schlagen soll, jeder, der das mal gemacht hat, weiß, es ist nicht so leicht, wie es aussieht. Seine Beckenknochen knallten gegen ihre Hüfte, während ihm die Kringel immer mehr zu Rauten gerieten. Seine Zunge glitt über das Ziel hinaus, benetzte ihr ganzes Ohr mit einem klebrigen Film, bevor er endlich so fest daran saugte, dass es zischte. Irgendwo krachte es. Dann zog er plötzlich die Lippen weg und begann stattdessen, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die feuchte Speichelblase über ihrem Trommelfell aufplatzte und meine Mutter die zurückschwingende Tür hörte, den Stopper auf den Kacheln, Schritte, immer näher, genau unter ihrem Fenster, zwei Männerstimmen, Tuscheln, dann ein Lachen, noch ganz leise, aber doch so klar, dass ihr das Grinsen sofort wieder in den Magen schoss.
Sie reißt den Kopf nach oben, versucht Arnos Schulter wegzuschieben. Ihre Finger krallen sich in seinen Rücken.
Aber mein Vater versteht natürlich mal wieder alles falsch. Statt still oder wenigstens die Klappe zu halten, spornt ihn das Gestrampel meiner Mutter nur noch an. » MMM «, macht er wieder, noch lauter als ohnehin schon. Die Luft, die zwischen seinen Zähnen entweicht, pfeift.
Sie robbt nach oben, steckt ihm panisch eine Brustwarze in den Mund, während sie wie eine Krake die Beine um ihn schlingt. Aber jetzt hat er plötzlich keine Lust mehr auf lieb. Fast ein bisschen grob zieht er ihre Knöchel von seinem Rücken und drückt stattdessen ihre Oberschenkel auseinander. Das Knarren schlägt in Quietschen um.
»Pscht«, wispert sie und streicht über seinen Kopf, immer entlang der Haarwuchsrichtung, wie man es macht, um einen Fleck aus dem Teppich zu reiben, »pscht« und
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