Fünf Schlösser
vertreiben,
Ich denke, Leute, wir lassen's noch
Und wollen diesseits bleiben. Wir schreiben aus eine große Steur,
Und wer sich nicht will bequemen,
Den zwingen wir mit Wasser und Feur
Und wollen das Vieh ihm nehmen.« Der Rat gefiel den Pommern all,
Und verquer und an den Ecken
Gruben sie hastig Graben und Wall,
Dahinter sich zu verstecken...
Hier wechselt nun die Szene, das Lied springt von drüben nach hüben oder, was dasselbe sagen will, von der pommerschen nach der märkischen Seite hinüber und fährt fort:
Markgraf Ludwig, der tapfere Held,
Drüben sah man ihn reiten,
Er dachte, »die Pommern stehen im Feld
Und werden den Damm überschreiten«. Als aber keiner sich's unterband,
Ließ er seinen Trompeter kommen
Und sagte: »Nimm deine Trompet in die Hand
Und blas, bis sie's drüben vernommen. Und sage dem Herzog Barnim an,
Ich hätte groß Verlangen,
Ihn und seine Ritter, Mann für Mann,
Hier diesseits zu empfangen. Und wenn es hier diesseits ihm nicht behagt,
So wollt ich ihm versprechen,
Auch auf dem Luch-Damm unverzagt
Eine Lanze mit ihm zu brechen.« Drauf der Herzog: er woll ihm Rede stehn,
Nicht kommen, das dünk ihm Sünde,
Sie wollten sich treffen und wollten sehn,
Wer das Spiel am besten verstünde.
Nun hebt der Kampf an und scheint den Pommern den Sieg verbürgen zu wollen, als diese jedoch vordringen, um ihren Erfolg auszubeuten, büßen sie diesen wieder ein und werden zum Rückzuge gezwungen. Im Lied aber heißt es weiter:
Vom Graben ging's auf den Damm hinauf,
Drauf standen dicht die Märker,
Die wehrten sich einzeln und zu Hauf,
Aber Herzog Barnim war stärker. Die Märkischen konnten nicht bestahn,
Das Luch war ihr Verderben,
Und viele mußten da liegen gahn
Und ohne Wunde sterben. Und mählich wichen sie Schritt für Schritt,
Vor Kremmen weiter zu fechten,
Die Pommern folgten im festen Tritt
Die Ritter mitsamt den Knechten. Aber vor Kremmen hielt man an
Und mußte draußen bleiben,
Die Märkischen standen da Mann für Mann
Und waren nicht zu vertreiben. Sie schossen hinunter aus Turm und Tor
In das pommersche Gedränge,
Dann drängten sie selber wieder vor,
Tote gab es die Menge. Da sprach Schwerin: »Das tut kein gut,
Laßt uns den Damm erfassen,
Oder wir müssen unser Blut
Hier alle vor Kremmen lassen.« So zogen sie wieder dem Damme zu,
Heimwärts ohne Schimpf und Schade,
Zuletzt ging auch der Krieg zu Ruh –
Gott geh uns seine Gnade.
Ganz im Einklange mit der Schilderung, die die vorstehende Volksballade von dem ersten Kampfe bei Kremmen gibt, verlief auch der zweite , der unsere. Diesseit des Dammes, in Stadt und Schloß Kremmen, standen die Märkischen unter Führung oder vielleicht auch nur in Gemeinschaft mit einer Anzahl fränkischer Ritter, die den Burggrafen Friedrich aus seinem Erblande her in die Mark begleitet hatten; drüben, jenseits des Dammes, aber standen die Herzöge von Stettin. Und genau wie zu Herzog Barnims Zeiten drangen die Pommern auch heute wieder auf dem durch das sogenannte »Luch« sich hinziehenden Kremmer Damm vor und errangen insoweit einen Vorteil, als die Märker, trotz des Versuches dazu, dies Vordringen nicht hindern konnten. Als aber, nach diesem ersten unzweifelhaften Erfolge der beiden Herzöge, der Sieg perfekt gemacht und Stadt und Schloß Kremmen mit stürmender Hand genommen werden sollte, versagte den Pommern die Kraft zu diesem Abschluß der Aktion, weshalb sie sich genötigt sahen, über den von ihnen eroberten Damm ihren Rückzug anzutreten. So der Verlauf der kleinen Bataille, genauso wie 1334. Das Ganze hatte den Charakter eines Brückengefechtes gehabt, eines Gefechtes in einem Défilé. Das Luch als solches zu passieren oder durch Flankenbewegungen zum erweiterten Kampfplatz zu machen verbot sich, und so schob man sich denn auf dem Damm hin und her, immer nur mit der Spitze Fühlung habend. Diese Spitze bildeten auf märkischer Seite die fränkischen Ritter, und diese waren es auch, die den Preis des Tages zu zahlen hatten. Einer derselben, Kraft von Lentersheim , ward vom Damm her in das Luch abgedrängt und versank in demselben, eine Version, die mir wahrscheinlicher dünkt als eine zweite, nach der er, schwerverwundet, in ein benachbartes Dorf geschafft und in der Kirche daselbst bestattet sein soll.
Die beiden anderen Ritter, die fielen, waren Ritter Philipp von Utenhoven und Graf Johannes von Hohenlohe . Beide (besonders der letztere), dem Burggrafen nahestehend, wurden von Kremmen aus nach Berlin geschafft
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