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Fünf Schlösser

Fünf Schlösser

Titel: Fünf Schlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Augenblicke nämlich leben noch die beiden geistesgestörten Söhne der Dompröpstin und vertagen durch ihr einfaches Noch-am-Leben-Sein den Austrag einer komplizierten Erbschaftsfrage; von dem Moment an aber, wo der Tod derselben erfolgen und das zugunsten der Familie Kraut abgefaßte Testament in Kraft treten wird, wird aller Wahrscheinlichkeit nach gegen ebendies Testament ein Protest erhoben und die Rechtsgiltigkeit desselben, ich lasse dahingestellt sein, ob mit Grund oder Ungrund, von seiten der Bredow schen Familie bestritten werden. Über diese diffizilen Punkte jedoch will ich mich heute nicht weiter verbreiten. Dazu wird Gelegenheit sein, wenn jener Zeitpunkt eingetreten sein wird, von dem ich kaum weiß, ob ich ihn mehr wünschen oder fürchten soll.
    Nur über den Wert dieses Erbes, dessen Einkünfte, laut Testament, schon jetzt zu weitaus größrem Teile der Krautschen Erbtochter, also meiner mir heimlich angetrauten Gemahlin, zufließen, bitt ich noch einiges sagen zu dürfen. Der Wirtschaftsertrag erreicht etwa die Höhe von 10 000 Taler, in welche Summe die Forsterträge mit eingerechnet sind. Meine Gemahlin, in ihrer Erbtochter-Eigenschaft, genießt außerdem das Wohnungsrecht in Hoppenrade sowie das Recht einer freien Wohnung im Bredowschen Hause zu Berlin. Es muß dabei bemerkt werden, daß die gegenwärtige Kuratorenwirtschaft eine Räuberwirtschaft ist und daß sich die zur Zeit verhältnismäßig geringen Erträge bei selbständiger und besserer Administration leicht verdoppeln lassen werden.
    Hier, mein teurer und hochverehrter Vater, haben Sie, soweit meine Kenntnis und Einsicht reicht, ein Bild der Lage. Lassen Sie mich hinzufügen, daß ich begründete Hoffnung habe, den eingangs erwähnten königlichen Dispens, aller Widersacherei zum Trotz, über kurz oder lang eintreffen zu sehn. 1) Ich sehne mich danach, weil ich dieser Heimlichkeiten müde bin und ein herzliches Verlangen trage, die, die vor dem Altar meine Frau wurde, auch vor der Welt als solche präsentieren zu können.
    Und nun noch eines. Ich habe vorstehend mehrfach auf die Tatsache meiner heimlichen und sogar bloß versuchsweis abgeschlossenen Ehe hingewiesen. Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen auch darüber noch ein Wort sage. Sie werden mir glauben, daß ich für das Sonderbare darin ein volles Gefühl habe, ja mir bewußt bin, das Lächeln der Welt dadurch herausgefordert zu haben. Eine Verheiratung »auf Probe« hat etwas Ridiküles. Aber trotz dieser klaren Einsicht erschien mir eine solche Vorsicht geboten. Wie lag es zwischen uns? Frau von Elliot und ich hatten zwar viel miteinander verhandelt, aber wir kannten uns eigentlich wenig. Ich fragte mich nach dem Charakter der Frau, deren Berater und Beschützer ich gewesen, und hatte keine rechte Antwort darauf. War sie gut und edel, oder war sie's nicht? Sie zeigte mir eine große Neigung und Anhänglichkeit und, was mehr war, eine mich geradezu rührende Bescheidenheit in bezug auf alles das, was ihr, ihrem eigenen Zugeständnisse nach, noch fehle; nichtsdestoweniger blieb ich in Zweifel, ob nicht der Einfluß der Mutter und vor allem das mehrjährige Zusammenleben mit einem eitlen, oberflächlichen und total depravierten Narren ihr ein für allemal eine Richtung auf das Niedere hin gegeben habe. Brauch ich Ihnen zu versichern, mein teurer und hochgeehrter Herr Vater, daß ich in meinem Herzen alle diese Zweifel mit einem »Nein« beantwortete. Dennoch fehlte mir Gewißheit, Gewißheit, die mir so nötig erschien, und so kamen wir denn beiderseits überein, unsere Verheiratung nicht bloß eine heimliche, sondern zugleich auch eine bloße Versuchsehe sein zu lassen. Es wurde stipuliert, daß wir, wenn wir nach einer bestimmten Zeit den Versuch als gescheitert betrachten müßten, in aller Stille wiederum uns trennen wollten, ein Weg, der um so leichter zu beschreiten sei, als den Gerichten nicht obliegen könne, Verträge wieder aufzuheben, die die Zustimmung der Landesgesetze noch gar nicht empfangen hätten.
    Dieser Art war das Übereinkommen, das wir unmittelbar nach unserer Trauung trafen.
    Die Zeit, die seitdem vergangen ist, hat mich in meiner Liebe bestärkt und als endliches Resultat ergeben, daß ich Sie hiermit, mein teurer und hochverehrter Herr Vater, um Ihre Zustimmung und Ihren Segen bitte. Sie werden mit Ihrer Schwiegertochter zufrieden sein; ebenso werden meine Brüder und Schwägerinnen sie des Namens nicht unwürdig finden, den sie nun führen soll. Dessen

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