Fünf: Schwarzwald Thriller 1
habe die Spürhunde gesehen, und die Hubschrauber. Und ich habe Siegbert Schulze erkannt.«
»Setz dich, bitte«, forderte er sie auf und deutete auf den langen, schweren Esstisch aus Eichenholz. »Ich muss noch ein paar Unterlagen zusammensuchen.« Er ging zu dem Zimmer am anderen Ende des Flures, in dem er sein Büro hatte.
Katrin blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Sie ließ ihren Blick durch das riesige Wohnzimmer gleiten. Darrens Wohnung war ein Traum. Riesengroß und trotzdem gemütlich. Überall gab es flauschige, weiße Teppiche, Sessel, die zum Lesen einluden.
Wann hatte Darren denn die frischen Blumen gekauft, fragte sie sich, als sie den kleinen Strauß weißer Nelken auf dem Wohnzimmertisch entdeckte. Hatte der Strauß heute Morgen schon da gestanden? Sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Katrin ließ ihre Hand über das weiche, weiße Leder der eleganten Couch gleiten. Wohnlandschaft trifft das Ganze deutlich besser, dachte Katrin, als ihr klar wurde, dass allein das Sofa größer als ihr Wohnzimmer war. Die ganze Wohnung war sündhaft teuer. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Darren als Journalist so viel verdiente, dass er sich davon mitten in Freiburg eine solche Wohnung hatte kaufen können. Woher hatte er das Geld dazu genommen? Immerhin war seine Mutter arm gewesen, als sie nach dem Tod von Darrens Vater nach Deutschland zurückgekehrt waren, das hatte er ihr selbst erzählt.
Ihr fiel auf, wie wenig sie eigentlich über Darren wusste. Vielleicht hatte ihre Mutter doch recht gehabt, als sie sie davor gewarnt hatte, sich allzu schnell auf Darren einzulassen. Bis jetzt hatte sie sich bei der Auswahl ihrer wenigen Männerbekanntschaften nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Plötzlich fühlte sie sich in dieser Wohnung völlig fehl am Platz. Es war seine Wohnung. Sein Leben. Gehörte sie überhaupt hierher? Am liebsten wäre sie einfach aufgestanden und davongerannt.
Ist es wirklich Darren, vor dem du weglaufen willst? , fragte eine nagende Stimme in ihrem Kopf. Oder fliehst du vor dir selbst?
In diesem Moment kam Darren zurück. Unter dem Arm hielt er eine große, weiße Kartonbox.
IKEA, dachte sie. »Was ist da drin?«
»Mein Leben«, sagte Darren. »Meine Vergangenheit und, so wie es aussieht, auch meine Zukunft.« Er sagte das mit einer tiefen Traurigkeit in der Stimme.
Dennoch war sein Blick offen und liebevoll und Katrin fühlte sich wegen ihrer Gedanken noch schlechter.
Sie setzten sich.
»Die Blumen sind übrigens schön«, sagte sie, als ihr Blick wieder auf die kleine Vase fiel.
»Blumen? Was?« Er blickte kurz auf. »Ja, das hast du schön gemacht«, murmelte er abwesend und öffnete den Karton. Er zog eine Fotografie heraus und betrachtete sie lange, ehe er sie mit dem Rücken nach oben auf den Tisch legte. Dann nahm er ihre Hand. »Ich möchte, dass du eines weißt, Katrin. Auch wenn unser Kennenlernen kein Zufall war, ist nichts von dem, was ich über uns und dich gesagt habe, gelogen. Es war einfach nicht geplant, dass ich mich in dich verliebe, und ich hatte gehofft, dass ich es dir niemals würde beichten müssen.« Er unterbrach sich und sein Blick glitt suchend über ihr Gesicht.
Katrin verstand überhaupt nichts und wartete ab.
»Ich wusste von Anfang an, wer du warst, Katrin. Vom ersten Tag an, als ich in euer Geschäft gekommen bin und den ersten Kaffee bei dir bestellt habe, wusste ich, dass du Kriminalkommissarin bist und dass du nach einem Zusammenbruch im Krankenstand warst.«
Es dauerte einige Augenblicke, bis Katrin seine Worte einordnen konnte. Doch ehe sie reagieren konnte, drehte er ohne ein weiteres Wort das Bild um.
Sie sah ein blondes Mädchen, das auf einer Schaukel saß und mit dem Sonnenschein um die Wette strahlte.
Katrin sah entsetzt auf. »Emma! Das ist Emma Schmid. Wie kommst du an das Bild, Darren?«, fragte sie und wunderte sich, wie kontrolliert ihre Stimme klang, obwohl ihre Hände zitterten.
»Das erkläre ich dir später«, sagte Darren knapp.
Mehr nicht. Stattdessen griff er erneut in den Karton und zog ein weiteres Bild heraus. Er legte auch das mit dem Rücken auf den Tisch und sah sie an, bevor er es umdrehte.
»Wer ist das?« Ihre Stimme war rau und das Gefühl, weglaufen zu wollen, wurde übermächtig. Nur mit Mühe konnte sie sich noch zusammenreißen.
»Carsten Kuntz, fünf Jahre«, sagte Darren tonlos und griff erneut in die Schachtel.
Katrin kämpfte mit der aufsteigenden Übelkeit, als er ein
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