Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Titel: Fünf: Schwarzwald Thriller 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rothweiler
Vom Netzwerk:
wuchs in raschem Tempo ein kleines Mädchen mit hellblonden Haaren heran.
    »Wie alt warst du, als Tammy geboren wurde?«, fragte sie.
    »Acht«, sagte Darren. »Ich war acht Jahre, als Tammy geboren wurde.« Er lächelte. »Und ich war ihr vom ersten Augenblick an verfallen.«
    »Das sieht man«, sagte Katrin und eine plötzliche Welle von Zuneigung erfasste sie.
    Tammys Ähnlichkeit mit den Fotografien der anderen Kinder nahm zu, je älter sie auf den Bildern wurde.
    Dann veränderten sich die Einträge in dem Album.
    Darren, 1993 stand unter einem Foto, das Darren in historischem Kostüm auf einer Schulbühne zeigte. Sonst nichts. Auf beiden Seiten waren nur Bilder von Darren zu sehen.
    Mit zitternden Fingern blätterte Katrin weiter. Seite um Seite. Es gab kein Bild mehr von Tammy. Als hätte sie nie existiert.
    Katrin blickte auf und begegnete Darrens Blick. Die Qual, die sie darin lesen konnte, war so deutlich, als hätte er sie ihr ins Gesicht geschrien.
    »Was ist mit ihr passiert?«
    »Sie ist tot«, sagte Darren.
    Obwohl sie es geahnt hatte, traf die Antwort sie dennoch mit unvermittelter Wucht.
    Darren griff erneut nach ihrer Hand.
    Diesmal entzog sie sie ihm nicht.
    »Nur ein paar Wochen vor ihrem sechsten Geburtstag.« Darren schloss die Augen.
    »Ist sie …?«
    Darren nickte. »Er hat sie aus dem Schwimmbad entführt. Ich war mit meinen Freunden im Wasser. Meine Mutter hatte eine Freundin getroffen und war mit ihr in das Schwimmbadcafé gegangen, um einen Kaffee zu trinken. Sie hatte mich gebeten, ein Auge auf Tammy zu haben. Als sie irgendwann zurückkam und sagte, dass ich Tammy holen solle, weil es Zeit wäre, nach Hause zu gehen, konnte ich sie nirgends finden.« Darren stützte seinen Kopf in die Hände.
    Die Verzweiflung, die von ihm ausging, war so dicht, dass Katrin das Gefühl hatte, sie anfassen zu können.
    »Meine Mutter hat mir nie verziehen«, sagte er leise. »Und ich mir auch nicht.«
    »Aber du warst doch selbst noch ein Kind«, warf Katrin heftig ein. Sie hatte das Bedürfnis, ihn in die Arme zu nehmen, ihn zu halten und zu wiegen, bis er nicht mehr traurig sein würde, aber sie wusste, dass einem keine Umarmung der Welt, kein Wiegen und kein Streicheln die Last von den Schultern nehmen konnte, wenn man das Gefühl hatte, versagt zu haben. Sie hatte es am eigenen Leib erfahren.
    Sie schämte sich für die Zweifel, die sie an seiner Aufrichtigkeit gehabt hatte. Auch wenn es noch viel zu erklären gab, spürte sie, dass sie ihm immer noch vertrauen konnte. »Was ist mit den anderen Kindern?«, fragte sie und die Angst vor seiner Antwort presste ihr die Luft aus den Lungen.
    »Sie sind alle entführt und ermordet worden.«
    »Und sie waren alle fünf Jahre alt?«
    Er nickte.
    »Mein Gott, Darren, weißt du, was das bedeutet?« Sie schüttelte fassungslos den Kopf.
    Er nickte wieder.
    »Und du wurdest heute Abend gerufen, weil …«
    Er unterbrach sie. »Weil das verschwundene Kind blond und fünf Jahre alt ist.«
    »Und wer hat dich informiert?«
    »Mein Redaktionschef. Er weiß von meiner jahrelangen Suche. Schon gut … schon gut …«, wiegelte er vorausschauend Katrins Empörung ab. »Polizeiinterna und Journalismus standen schon immer auf Kriegsfuß und die Presse hat nun mal meist Mittel und Wege, Informationen noch vor der offiziellen Bekanntgabe durch die Polizei zu erfahren. Es gibt Lecks im System und …«
    Sie hob die Hand und brachte Darren mit dieser Geste augenblicklich zum Schweigen. Ohne ein weiteres Wort ging sie zum Telefon und wählte.
    »Horn«, meldete sich Kriminaloberkommissar Josef Horn am anderen Ende der Leitung.
    Sie spürte sofort, dass etwas nicht stimmte.
     
    *
     
    Josef Horn wischte sich mit seiner freien Hand die Tränen aus dem Gesicht. »Katrin, ich freue mich ja immer, von Ihnen zu hören, aber es ist beinahe Mitternacht.« Er hatte auf dem Bett gelegen und sich wie ein Kind die Augen ausgeweint, als seine »Kleine«, wie er Katrin liebevoll hinter ihrem Rücken nannte, angerufen hatte.
    »Ich muss mit Ihnen reden, Josef. Dringend. Es geht um den Mord an Emma Schmid.« Sie klang atemlos.
    »Ich bin beurlaubt, Katrin, tut mir leid«, sagte er und ging auf Zehenspitzen die Treppen hinunter. Er wollte die Kinder nicht wecken. Erst als er unten war, schaltete er das Licht an und ging zum Kühlschrank.
    Eine alte Angewohnheit war das, und eine dumme noch dazu, schoss es ihm durch den Kopf, dass er immer an den Kühlschrank ging und etwas zu essen suchte,

Weitere Kostenlose Bücher