Fünf: Schwarzwald Thriller 1
gewartet.«
Die Antwort traf sie wie ein Schlag. »Und?«
»Offensichtlich habe ich ihn verpasst.«
Katrin lachte bitter auf.
»Es war zu diesem Zeitpunkt nur ein vager Verdacht.« Es klang nicht wie eine Entschuldigung. Seine Stimme versagte beinahe in der Bitterkeit tiefer Selbstvorwürfe. »Mehr oder weniger habe ich nur aus Verzweiflung meine Zeit dort verbracht, weil ich mittlerweile den Glauben daran verloren hatte, auf der richtigen Spur zu sein.«
»Du hast mich also auf dem Spielplatz gesehen? Und dann? Immerhin waren dort mindestens zehn Beamte. Warum also ich?«
»Du hast so verletzlich gewirkt«, murmelte er. »Und du sahst aus wie jemand, der bereit ist, an meine Geschichte zu glauben, auch ohne stichhaltige Beweise.«
Katrin schluckte.
»Als ich mich nach dir erkundigt habe, hieß es, dass du für längere Zeit krankgeschrieben bist. Ich habe mir Sorgen gemacht. Also habe ich deine Privatadresse ausfindig gemacht, aber du bist nie in deiner Wohnung in Freiburg aufgetaucht.«
Katrin dachte an ihre Pflanzen. »Und dann?«
»Dann habe ich die Adresse deiner Eltern ausfindig gemacht. Sie war nicht schwer herauszufinden. Danach war alles ziemlich leicht. Als ich gesehen habe, dass deine Mutter oder dein Vater immer um dieselbe Zeit wegfuhren, bin ich ihnen einmal gefolgt. Vor der Klinik in Bad Dürrheim wurde mir klar, was passiert war.«
Katrin schämte sich. Es war das eine gewesen, ihm von ihrem Zusammenbruch erzählen zu können, aber es war etwas völlig anderes, zu erfahren, dass er sich längst sein Urteil über ihre geistige Verfassung gebildet hatte. »Und warum bist du dann noch in unseren Laden gekommen? Nachdem du ja schon alles über mich gewusst hast?« Sie war noch immer wütend.
Darren schlug die Augen nieder. »Ich weiß es nicht. Neugier vielleicht.« Dann hob er die Augen und ihre Blicke trafen sich. »Aber ganz egal, was es war, nachher hast nur noch du mich interessiert. Katrin.« Er griff nach ihrer Hand und führte sie zu seinem Mund. »Du bist das liebenswerteste Geschöpf, dem ich je begegnet bin. Bitte beende das mit uns nicht, ohne gründlich darüber nachzudenken. Mehr verlange ich nicht.« Er berührte mit den Lippen leicht ihre eiskalten Finger, dann ließ er ihre Hand los. In geschäftsmäßigem Ton fuhr er fort. »Nach Tammy machte er, soweit ich das verfolgen konnte, eine Pause von vier Jahren, ehe er sich das nächste Kind holte.«
Kapitel 3
Julia
J osef hatte schlecht geschlafen. Nachdem er mit Katrin telefoniert hatte, war er ständig aus wirren Träumen hochgeschreckt.
Den Rest der Nacht hatte er über Katrin Schwarz nachgedacht. Ihr Zusammenbruch hatte ihn sehr mitgenommen. Er erinnerte sich noch genau an die Ereignisse des Tages, der seine junge Kollegin an den Rand dessen gebracht hatte, was sie ertragen konnte – und darüber hinaus.
Jetzt stand er in seiner Küche und deckte den Frühstückstisch für seine Kinder.
Andis Unterricht begann heute zur ersten Stunde, was bedeutete, dass der Junge spätestens um halb acht aus dem Haus musste.
Uli dürfte eigentlich noch ein bisschen länger im Bett bleiben, aber er hatte ihre leisen Schritte schon auf der Treppe gehört.
»Morgen, Papi«, murmelte sie verschlafen und rieb sich mit ihren kleinen Fäusten die Augen.
»Guten Morgen, kleines Strubbelmonster.« Josef lachte, als er den wilden und vom Schlaf zerzausten blonden Haarschopf seiner Tochter betrachtete.
Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuss. »Hast du gut geschlafen?«, fragte er, immer bemüht, zumindest den Morgen so mütterlich wie möglich zu beginnen.
Er wollte nicht, dass die Kinder Johanna zu sehr vermissten.
»Ja«, meinte Uli gedehnt. »Ich hab einen ganz tollen Traum gehabt.« Die Begeisterung in ihrer Stimme wuchs, und automatisch sprach sie schneller und lauter. »Heute Nacht war ich eine Fee, und ich hab auch Flügel gehabt und konnte fliegen, wohin ich wollte und ich hab Leute gesund machen können.«
»Und da hast du als erstes Mami gesund gemacht, nicht wahr?«
»Klar hab ich das.« Dann versank sie plötzlich in Schweigen. Sie stützte ihre Ellbogen auf den Tisch und schob mit ihren kleinen Fäusten ihre Wangen nach oben. Plötzlich hob sie unvermittelt den Kopf. »Papi, meinst du, dass man im Traum wirklich solche Sachen machen kann?«
»Was für Sachen?«
»Och Mann, Papi, ich hab’s dir doch gerade erzählt.«
In ihrer Ungeduld erinnerte sie ihn sehr an Johanna.
»So Sachen halt, wie
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