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Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Titel: Fünf: Schwarzwald Thriller 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rothweiler
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kommen.
    »Julia, liebe Julia«, flüsterte er. Langsam ging er Schritt für Schritt auf sie zu. Dabei hielt er seine rechte Hand nach vorn gestreckt, als würde er sich einem Hund nähern und ihm die ausgestreckte Hand zum Schnuppern anbieten.
    Kurz bevor er bei ihr war, ging er in die Hocke und machte sich so klein wie möglich.
    Mit Kindern kommunizierte man am besten auf Augenhöhe, wenn man wollte, dass sie etwas auch wirklich verstehen sollten.
    Also kauerte er sich vor ihr zusammen. Instinktiv wich sie vor ihm zurück, als er einen Augenblick die Balance verlor und seine Hand nach vorn fuhr, um sich abzustützen. Als der erwartete Angriff aber nicht folgte, ließ sie ihre Hände, die sie schützend vor ihr schmutziges, kleines Gesicht gehalten hatte, langsam sinken.
    Um ihr noch näher sein zu können, ließ er sich schließlich langsam in den Schneidersitz nieder und strich mit einer Hand leicht über ihr blondes Haar.
    »Ich möchte, Julia, dass du mir jetzt ganz genau zuhörst.« Er schaute streng, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen. »Was ich dir jetzt sage, ist wichtig. Wirklich wichtig. Und ich möchte, dass du mir sagst, wenn du etwas nicht genau verstanden hast. Einverstanden?« Er streckte ihr die Hand entgegen, damit sie in ihre Abmachung einschlagen konnte. Diese kleine vertraute Geste ließ in ihr einen Funken Hoffnung erwachen. Er sah ihn in ihren Augen glimmen. Zaghaft und schwach zuerst, doch größer und stärker, als sie vorsichtig ihre Hand in seine legte.
    »Also«, sagte er weiter, als würde er die Spielregeln von »Mensch ärgere Dich nicht« erklären. »Du wirst sterben, Julia.« Noch immer glomm das winzige Licht in ihren Augen. Noch hatte der eiskalte Hauch ihren Verstand nicht erreicht. Aber gleich würde er das Licht verlöschen sehen.
    Er brauchte nicht zu fragen, ob sie ihn verstanden hatte. Er sah es.
    Ihr Blick löste sich von seinem, glitt ab und richtete sich auf einen Punkt in weiter Ferne, jenseits der Mauern ihres Verlieses.
    Auf diesen Augenblick hatte er gewartet. Dieser Augenblick war ihm kostbarer als alle anderen, denn in diesem Augenblick erkannte Julia im Bruchteil einer Sekunde, dass Mama und Papa sie belogen hatten. Alles wird gut , sagten Eltern immer, wenn sie ihre weinenden Kinder aus einem schlimmen Albtraum weckten. Es gibt doch keine Monster , sagten sie immer und öffneten zum Beweis die Türen von Schränken und Kammern.
    Jetzt wusste sie es besser.
    Dieses Monster gab es doch und deshalb würde es für sie kein Erwachen mehr geben. Spielerisch zog er einen faustgroßen Stein aus der Tasche seiner Jacke, warf ihn in die Luft und fing ihn geschickt wieder auf.
    Ja, dachte er und lächelte.
    Jetzt wusste sie es besser.
    Er hatte sie nicht belogen.
    Im nächsten Augenblick schlug er zu.
    Ihr schriller Schrei verebbte zu einem leisen Wimmern und seine Anspannung der letzten Tage entlud sich, als er den blutverschmierten Stein wieder und wieder gegen ihren Kopf schmetterte.
     
    *
     
    Es dämmerte, als Katrin durch das Klingeln ihres Handys aus dem Schlaf gerissen wurde. Fast gleichzeitig begann auch Darrens Handy zu klingeln.
    Katrin hatte kein gutes Gefühl, als sie als Erste den grünen Knopf drückte und das Gespräch annahm.
    Julia war seit nicht ganz drei Wochen verschwunden und die meisten Opfer hatten wesentlich länger überlebt. Dass Polizei und Presse im selben Moment informiert wurden, ließ trotzdem keinen anderen Schluss zu. Wie es kam, dass die Journalisten oft schon vor der Polizei an einem Tatort zu finden waren, konnte sich Katrin noch immer nicht erklären. Es grenzte an Hexerei oder Verrat.
    »Schwarz«, meldete sie sich mit unheilschwangerer Stimme, während fast zeitgleich auch Darren seinen Anruf entgegennahm. Wenige Minuten später waren sie bereits dabei, Darrens Wohnung zu verlassen. Unterwegs fuhren sie bei Horn vorbei, um ihn mitzunehmen. Niemand sprach ein Wort.
    Wir werden alle noch an unserem Schweigen ersticken, dachte Katrin bitter und griff nach Darrens Hand, die er ihr über die Schulter nach hinten streckte. Sie fühlte sich eiskalt an. Katrin hatte sich in den Fond des Wagens gesetzt und beobachtete im Rückspiegel die Gesichter der beiden Männer.
    Horn wirkte grimmig und entschlossen, wie eine Naturgewalt, die bereit war, loszubrechen, während Darren sie an den kleinen, ernsten Jungen erinnerte, den sie auf dem Bild in seinem Fotoalbum gesehen hatte.
    Der Verkehr wurde dichter. Bald würde auf der

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