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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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erst war ich bei einem Abenteuerfilm von der Titania Produktion. Da hab ich für die Hauptrolle vorgesprochen. Ich habe da wirklich …«
    Toni stockte. Rainer sah ihn mit großen Augen an.
    Â»Toni Müller«, rief er. »Das warst du, natürlich!«
    Â»Ich … ich verstehe nicht.«
    Â»Dein Vorsprechen für die Titania Produktion! Toni, der Actionheld! Das Video geht seit heute überall herum, alle in der Branche sprechen davon. Ich habe es noch nicht gesehen, deshalb …« Er schlug sich vor den Kopf. »Toni Müller! Natürlich. Das warst du.«
    Toni sackte zusammen. Jetzt machte sich also das ganze Filmgeschäft auf seine Kosten lustig. Er würde nie wieder zu einem Casting eingeladen werden.
    Rainer packte Toni am Arm und zog ihn zu sich heran.
    Â»Du bist in aller Munde. Ich habe mit einem Freund gesprochen, der ist Produzent einer Knastserie, wo gerade für den Pilotfilm gecastet wird. Er sagte, er wollte diesen Toni Müller unbedingt kontaktieren.«
    Â»Für eine Rolle?«, fragte Toni ungläubig.
    Â»Ja! Die suchen noch einen Schauspieler für einen schwulen Häftling. Er meinte, du wärst perfekt für diese Rolle.«
    Toni war benommen. Eine Rolle. Das musste er erst mal sacken lassen. Außerdem war da immer noch Tante Claire. Er konnte sich nicht freuen, solange ihr Zustand sich nicht besserte.
    Eine der behandelnden Ärztinnen tauchte auf, doch sie hatte keine guten Neuigkeiten.
    Â»Ihr Zustand ist unverändert«, sagte sie. »Sie sollten nach Hause gehen und etwas schlafen. Morgen früh können wir bestimmt mehr sagen.«
    Doch keiner wollte von hier fort. Sie würden alle bleiben und warten. So lange, bis sie wussten, ob Tante Claire überleben würde.
    Kurz vor drei Uhr nachts tauchte Wolfgang auf, der Mann von Tante Helga. Er hatte sich ins Auto gesetzt und war losgefahren, kurz nachdem Tante Helgas Handy geklaut worden war und er sie nicht mehr erreichen konnte. Er hatte beschlossen, persönlich nachzusehen, was da los war in Berlin. Kurz hinter Magdeburg hatte er dann von Tante Ebba erfahren, was in der Zwischenzeit passiert war: Tante Claire lag im Koma, und sie waren alle im Krankenhaus versammelt. Die letzten zweihundert Kilometer hatte er offenbar dazu genutzt, seine Wut auf Tante Helga verrauchen zu lassen, denn als er jetzt in den Aufenthaltsraum trat, waren in seinem Gesicht nur Mitleid und Sorge zu erkennen. Und seine erste Frage galt Tante Claire.
    Â»Die Ärzte können nichts sagen«, meinte Tante Ebba. »Sie wissen nicht, ob sie es schafft.«
    Â»Du liebe Güte.« Er ließ sich kraftlos auf einen Stuhl sinken. »Du liebe Güte.«
    Dann blickte er sich um und fragte: »Und wo ist Helga?«
    Die Tanten wechselten einen Blick.
    Â»Sie ist noch nicht wieder hier«, sagte Tante Immi vorsichtig.
    Wolfgang starrte sie an. »Noch nicht … wieder … hier?« Sein Gesicht verdunkelte sich.
    Â»Es ist meine Schuld«, meldete Toni sich zu Wort. »Wir haben uns gestritten, und ich bin einfach abgehauen.« Er berichtete in knappen Sätzen, wie die Tanten sich auf die Suche nach ihm gemacht hatten, um sich zu versöhnen. Wie Tante Helgas Handy dabei geklaut worden war und sie sich anschließend verloren hatten.
    Â»Sie haben meinetwegen Tante Helga aus den Augen verloren. Sie weiß noch nicht einmal, dass Tante Claire im Krankenhaus liegt.«
    Wenn Toni glaubte, Wolfgang würde jetzt einen Wutanfall bekommen, dann irrte er sich. Ganz im Gegenteil. Er wirkte völlig verzweifelt. Die Sorge um seine Frau brachte ihn beinahe um.
    Â»Heißt das, sie ist jetzt ganz allein irgendwo da draußen?« Er sprang auf. »Wir müssen sie suchen.«
    Â»Kayla ist bei ihr«, sagte Toni beruhigend. »Das ist meine Nachbarin. Glaub mir, Tante Helga ist in guten Händen. Bei Kayla wird ihr nichts passieren. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Alle redeten durcheinander. Die Tanten bestätigten wortreich, dass mit Kayla zu rechnen sei: eine patente Frau, die sich nicht übers Ohr hauen lasse; wenn Kayla bei ihr sei, dann sei Helga so sicher wie die Bank von England, wirklich, da müsse Wolfgang sich keine Sorgen machen.
    Â»Aber wir können sie doch nicht einfach … Wir müssen sie doch suchen.«
    Aber die Tanten redeten weiter: Auf Kayla sei Verlass, sie werde Helga schon sicher zurückbringen, er solle einfach

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