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Fünf wünschen Ihren Tod

Fünf wünschen Ihren Tod

Titel: Fünf wünschen Ihren Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Anspruch
genommen fühlte...
    »Wie alt sind Sie, Miss Kelly?«
fragte ich.
    Sie kicherte ein wenig. »Was
ist das für eine Frage? Ich bin jedenfalls alt genug, wenn Sie das meinen.«
    »Wofür?«
    »Sind Sie nicht ein bißchen
naiv, Mr. Holman ?« Sie kicherte erneut, diesmal mit
einem Unterton von Nervosität und Verlegenheit. »Sie wollen doch wohl nicht,
daß ich mich deutlicher ausdrücke — Rick?«
    »Wenn Ihnen schon die Erwähnung
von Sex die jungfräuliche Röte in die Wangen treibt, Süße«, sagte ich sachlich,
»dann überlegen Sie mal, wie Sie reagieren werden, wenn es zu praktischen
Auswirkungen kommt.«
    Ihre Lippen zitterten. »Nun
machen Sie sich über mich lustig!« Sie wandte sich schnell ab und starrte in
die nächtliche Landschaft hinaus. »Sie sind genau wie alle anderen — Sie
unterscheiden sich noch nicht einmal von Lee Brogan —, wenn Zelda Roxane in der
Nähe ist, sind sie alle blind für jedes andere weibliche Wesen.«
    Ihre Schultern verkrampften
sich auf eine starre und unbeholfene Weise und begannen dann leicht zu zittern.
»Ich hasse Sie«, platzte sie mit tränenerstickter Stimme heraus. »Himmel, wie
ich alle Männer hasse!«
    »Ich glaube, was wir im
Augenblick beide brauchen, ist ein Drink«, sagte ich. »Kommen Sie, wir gehen
hinein, und ich gieße uns etwas ein.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe«,
sagte Jan Kelly mit erstickter Stimme. »Sie und Ihre reizenden Witze über
jungfräuliches Erröten.«
    Ich ging die Terrasse entlang,
an dem zerbrochenen Fenster vorbei, wo am Nachmittag Harry Tighes dramatischer Auftritt stattgefunden hatte, und erinnerte mich, daß es einmal
Zeiten gegeben hatte, wo ein Mädchen entweder geschmeichelt oder erleichtert
gewesen wäre — in keinem Fall aber beleidigt — , wenn man ihre Jungfräulichkeit
erwähnt hätte. Was möglicherweise bewies, daß ich anfing, alt zu werden.
    Der Butler hatte
rücksichtsvollerweise die Bar in der einen Ecke des Wohnzimmers neu aufgefüllt,
und so wählte ich meine Lieblingssorte Bourbon und goß mir ein Glas ein. Etwa
zehn Minuten später hörte ich Stimmen in der Diele draußen, und dann kehrten
alle Konferenzteilnehmer der Reihe nach ins Wohnzimmer zurück.
    Harry Tighe war der erste. Ein selbstzufriedenes Grinsen lag wie festgenagelt auf seinen
Lippen, als er der Bar zustrebte. Er rieb sich munter die Hände.
    »Das ist genau, was ich brauche
— einen Drink — nach all dem Gerede dort drinnen«, sagte er vergnügt. »Ich habe
in meinem ganzen Leben noch nicht so viel Quatsch gehört, und das umschließt
auch acht Jahre Produktion am Broadway, mein Junge.«
    Rex Courtney und Hugo von Arlsburg traten als nächste ein, beide mit angespannten
Gesichtern und schweigend. Dann kam Nina Farson . Ihre
riesigen Augen waren trübe und leblos, während sie erschöpft in einen Sessel
sank.
    »Kann ich Ihnen etwas zu
trinken bringen, Miss Farson ?« fragte Courtney
höflich.
    »Einen doppelten«, sagte sie
lethargisch.
    Zeldas Auftritt fand in der
gewohnten makellosen Weise statt, wobei sie unbewußt das ganze Zimmer samt der sich darin aufhaltenden Leute in den Schatten
stellte. Sie trug ein sehr tief ausgeschnittenes schulterfreies und
enganliegendes Kleid aus einem Stoff, der wie Lackleder glänzte. Ihr Halsband —
sternförmige Saphire, die mit ovalen Diamanten abwechselten — wurde mit
beiläufiger Selbstverständlichkeit getragen, und seine Wirkung war nicht durch
dazu passende Ohrringe beeinträchtigt.
    »Rock, Darling — bitte besorge
mir etwas zu trinken. All dieses Gerede über Geld hat mich völlig erschöpft.«
Sie sank anmutig in einen Sessel, und das starre Lächeln auf ihrem Gesicht nahm
die Lacklederwirkung ihres Kleides an.
    Ramón Pérez trat in dem
Augenblick, als ich aufstand, ein, gefolgt von seinem Schatten Valero . Beide starrten mich an, als wäre ich ein
Gegenrevolutions-Slogan, den jemand auf die Wand der Polizeikaserne gemalt hat,
und schoben sich an mir vorbei. Zu behaupten, die Atmosphäre sei gespannt, wäre
die Untertreibung unseres Zeitalters gewesen.
    Ich goß Zeldas Glas voll und
brachte es ihr. Sie trank schnell die Hälfte und entspannte sich dann ein
wenig.
    »Lee ist noch in der Bibliothek,
Darling«, sagte sie mit weicher Stimme. »Sei ein Engel und bring ihm etwas zu
trinken — irgendwas, wenn es nur viel ist.«
    Ihre Augen verrieten die
Notwendigkeit, Brogans alkoholisches Bedürfnis zu stillen, und so gehorchte ich
ohne Widerrede. Als ich in die Bibliothek trat, saß Brogan in

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