Fuer Akkie
natürlich gleich eine Idee für das Musical: »Wie wäre es mit einer Geschichte über eine sechste Klasse, die sich ganz oft streitet. Aber dann gehen sie auf Klassenfahrt, und alle Schüler und alle Lehrer und Lehrerinnen verlieben sich ineinander, und zum Schluss wird alles gut.«
Die Lacher waren ihr damit sicher. Nicht jeder war zwar damit einverstanden, dass sich alle ineinander verlieben sollten, aber das mit den Lehrern fanden die meisten cool.
»Und am Ende muss es ein Lied geben«, schlug Patrick vor. »Dass wir immer Freunde bleiben, auch wenn wir auf unterschiedliche Schulen gehen.«
Ina stimmte ihm mit erhobenem Daumen zu, und Henk sagte: »Du meinst so was in der Art?«
Er schlug ein paar Akkorde auf der Gitarre an und sang:
Eines Tages nimmt man Abschied
von den Kindern, die man kennt,
eines Tages nimmt man Abschied,
das ist ein trauriger Moment.
Zusammen lachen, zusammen weinen
und auch Streit ist mal dabei,
zusammen langsam größer werden,
diese Zeit ist nun vorbei.
Sieht man sich auch nicht wieder
– es ist ein großer Sprung –,
bleibt doch die Zeit, die man teilte,
eine schöne Erinnerung.
Nach Henks letztem Akkord blieb es einen Augenblick still, aber dann brach tosender Applaus los.
»Das Lied ist voll cool!«, rief Frenklin.
Und Laurens sagte: »Irre, echt!«
Christel fing an zu weinen. »So schön! Das ist ein bisschen viel für mich«, schluchzte sie.
»Das war ja so was von klar!«, sagte Joep verächtlich.
»Was soll das denn jetzt wieder?«, rief Akkie empört.
Und ihr Lehrer sang noch einmal:
Zusammen lachen, zusammen weinen,
und auch Streit ist mal dabei
Da mussten alle lachen.
Und Henk sang weiter:
Zusammen sind wir jetzt ganz müde,
zusammen gehen wir ins Bett.
»Ina und du auch?«, fragte Brammie den Lehrer mit unschuldiger Miene.
Die Klasse brüllte vor Lachen, vor allem, als Christel wieder einmal entrüstet rief: »Brammie!«
Als endlich alle im Bett waren, besuchte Ina die Mädchen in ihrem Schlafsaal.
Akkie legte sofort los: »Ina, dürfen wir dich was fragen?«
»Ja, natürlich.«
»Also, lass uns nicht um den heißen Brei herum …«
Ina kicherte. »Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Habe ich das heute nicht auch schon einmal gesagt?«
»Wie findest du unseren Henk?«
Es wurde ganz still, und alle sahen Ina mit großen Augen an.
»Ich finde ihn unglaublich nett«, antwortete Ina zögernd.
»Nur nett?«, bohrte Akkie nach.
»Sagt mal, ist das ein Verhör?
»Ina, reden wir nicht um den heißen Brei herum«, wiederholte Akkie mit einem Zwinkern, »das kann ich nämlich auch nicht leiden. Ina, bist du in Henk verliebt?«
»Und er in dich?«, fügte Christel schnell hinzu.
»Oh, darum geht’s!«, sagte Ina und setzte sich zu Akkie aufs Bett. »Jetzt verstehe ich es endlich. Ihr wart in letzter Zeit so seltsam, wenn es um Henk und mich ging.«
»Stehst du jetzt auf ihn oder nicht?«, drängte Akkie.
Die anderen Mädchen sahen Akkie voller Bewunderung an. Was die sich in letzter Zeit alles zu sagen traute!
Ina seufzte. »Wie soll ich das nur erklären?«
»Sag’s einfach!«, forderte Akkie sie auf.
»Okay, schon gut. Setzt euch mal her zu mir.«
Die Mädchen krabbelten aus ihren Betten und kuschelten sich an Ina.
»Ihr wisst vielleicht«, begann Ina, »dass mein Mann vor sechs Jahren gestorben ist. Sein Name war Richard, und wir haben uns sehr geliebt. Es ist alles furchtbar schnell gegangen, und bevor es mir so richtig bewusst geworden ist, war ich allein. In dieser Zeit ist es mir sehr schlecht gegangen, und Henk hat mich oft getröstet. Er war schon seit Jahren ein guter Freund von Richard und mir, und nach einer Weile …«
Ina zögerte. Sie fragte sich, ob sie das wirklich erzählen durfte. Aber die Mädchen hörten ihr so aufmerksam zu und machten so gespannte Gesichter, dass sie beschloss fortzufahren.
»Nach einer Weile haben wir gedacht, dass wir uns ein wenig ineinander verliebt hätten. Es ist uns aber bald klar geworden, dass wir uns getäuscht hatten. Weil ich mich ziemlich allein gefühlt habe, haben Henk und ich viel gemeinsam unternommen. Wir haben sogar ein paar Monate zusammengewohnt. Und da haben wir dann so richtig gemerkt, wie unterschiedlich wir sind. Henk ist ein Fußballfanatiker, geht aber überhaupt nicht gerne wandern. Und das war für Richard und mich immer sehr wichtig. Wir haben ständig gestritten, weil wir beide sture Böcke sind. Eines Tages haben wir dann beschlossen, wieder
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