Fuer alle Faelle Emma
und alle setzten sich auf ihre Plätze. Nur ich blieb wie festgewachsen neben meinem Tisch stehen. Ich konnte mich einfach nicht bewegen. Wahrscheinlich stand ich unter Schock.
»Alles in Ordnung, Emma?«, fragte Frau Meisner.
Ich nickte. Dann schüttelte ich den Kopf. Alle starrten mich an, und das machte mich ganz kribbelig. Ein paar Jungs grinsten, aber niemand verlor mehr ein Wort über das Kussprojekt. Jetzt trauten sich die Feiglinge natürlich nicht. Aber ich konnte mir schon vorstellen, wie es nachher in der Pause weitergehen würde ...
»Ich muss mal aufs Klo«, sagte ich und rannte aus der Klasse. Auf dem Mädchenklo schloss ich mich in eine Kabine ein und heulte erst mal eine Runde. Am liebsten wäre ich mein ganzes restliches Leben auf dem Klo sitzen geblieben.
Natürlich blieb ich nicht mein ganzes restliches Leben auf dem Klo sitzen. Nach zehn Minuten kam Maike und fragte, ob ich krank wäre. Frau Meisner hatte sie geschickt, um nach mir zu sehen. Da ging ich wieder zurück in die Klasse.
Vom Erdkundeunterricht bekam ich allerdings nicht besonders viel mit. Ich musste immer wieder daran denken, dass Lea mich verraten hatte. Und je länger ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich.
Als es nach der zweiten Stunde zur großen Pause klingelte, flitzte ich sofort aus der Klasse. Ich hatte keine Lust, mir noch mehr blöde Sprüche anzuhören. Erst wollte ich mich wieder auf dem Klo verstecken, aber dann war mir das doch zu blöd. Ich wollte gerade in die Pausenhalle gehen, da kam mir Lea auf dem Flur entgegen. Als sie mich sah, wurde sie knallrot und machte auf dem Absatz kehrt. Die feige Nuss wollte einfach abhauen!
»Hier geblieben!«, rief ich. »Weißt du, was du bist? Eine ganz fiese Verräterin!«
Lea drehte sich langsam zu mir um. »Hör mal, Emma ... ich ... ich wollte das nicht ...«, stammelte sie.
Ich stemmte die Hände in die Hüften und blitzte sie wütend an. »Ach, und warum hast du dann der ganzen Klasse von dem Kussprojekt erzählt? Das war doch unser Geheimnis!«
»Ich hab nur Simone davon erzählt«, sagte Lea. »Sonst niemandem, ganz ehrlich.«
»Ausgerechnet Simone!«, rief ich. »Der größten Klatschtante aller Zeiten! Warum hast du es nicht gleich ans Schwarze Brett gehängt: Emma ist so blöd, dass sie nicht mal richtig küssen kann?.«
»Ich wollte nicht, dass sich alle über dich lustig machen«, sagte Lea und biss sich auf die Unterlippe.
»Natürlich wolltest du das!«, brüllte ich. »Gib es doch wenigstens zu! Du wolltest dich wegen der Sache mit Tim an mir rächen. Ich hätte nicht gedacht, dass du so fies sein kannst!«
Ich ließ Lea einfach stehen und stürmte in die Pausenhalle. Dort war jede Menge los, weil es draußen angefangen hatte zu regnen. Ich hatte das Gefühl, dass mich alle anstarrten. Wahrscheinlich wusste schon die ganze Schule von dem Kussprojekt. So was Peinliches! Ich beschloss augenblicklich, Mama gleich heute Nachmittag zu fragen, ob ich die Schule wechseln durfte. Hier konnte ich auf keinen Fall länger bleiben. Dann fiel mir leider ein, dass es gar keine andere Schule in Dederstadt gab. So ein Mist! Aber vielleicht konnte ich ja auch zu Hause lernen. Genau! Ein Privatlehrer! Das war die Lösung!
Ich hatte keine Lust, mich länger anstarren zu lassen, und verdrückte mich in einen leeren Flur. Als ich gerade überlegte, wie teuer so ein Privatlehrer wohl sein mochte und ob Mamas und Gesas Gesundheitszentrum für so eine Ausgabe schon genug abwarf, tauchte plötzlich Bastian vor mir auf. Meine Laune besserte sich augenblicklich.
»Da bist du ja!«, rief ich.
Ich war so durcheinander, dass ich unseren Streit ganz vergessen hatte. Ich war einfach nur froh, Bastian zu sehen, und lächelte ihn an. Aber Bastian lächelte nicht zurück.
»Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«, schnauzte er mich an.
Ich zuckte zusammen. »Wieso? Was meinst du?«
»Diesen Quatsch mit dem Kussprojekt natürlich! Stimmt es, dass du mit Lea einen Plan ausgeheckt hast, um küssen zu lernen? Und dass Jungs für euch nur Kussobjekte sind?«
Ich schluckte. »Äh ... na ja ... also ...«, stotterte ich. »Ganz so war es nicht ...«
»Habt ihr jetzt ein Kussprojekt geplant oder nicht?«, fragte Bastian.
»Schon, aber das war alles ganz anders, als du denkst...«
Bastian stöhnte. »Dann stimmt es also doch! Und ich hab dich noch verteidigt! Ich konnte einfach nicht glauben, dass du so was machst.«
»Aber das war doch gar nicht böse gemeint!«, rief
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