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Fuer alle Faelle Emma

Titel: Fuer alle Faelle Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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zu ...«
    »Ja, ja, ich weiß Bescheid«, sagte Oma hastig. Eigentlich ist sie nicht besonders verklemmt, aber dass jemand zu uns kam, um sich nackig auszuziehen, war ihr offenbar etwas unangenehm. Das konnte ich gut verstehen. Erstaunlicherweise hatten sich tatsächlich ein paar Leute auf Mamas Anzeige gemeldet. Das erste Aktmodell hatte allerdings schon nach einer Sitzung das Handtuch geworfen, weil ihr das lange Stillhalten zu anstrengend gewesen war. Darum hatte Mama für heute eine andere Bewerberin bestellt.
    »Sie können gerne im Wohnzimmer warten«, hörte ich Oma sagen. Dann stutzte sie. »Sagen Sie mal, wie alt sind Sie eigentlich?«
    »Äh ... ich bin fünfzehn«, antwortete das Aktmodell nach kurzem Zögern. »Wieso?«
    »Mein Gott, fünfzehn erst!« Oma klang richtig erschüttert. »So jung noch! Wissen Ihre Eltern eigentlich, was Sie hier machen?«
    »Meine Eltern?«, fragte das Mädchen erstaunt. »Ja, klar. Meine Eltern wissen Bescheid.«
    »Und was sagen sie dazu?«, wollte Oma wissen. »Es ist ihnen doch bestimmt nicht recht, dass Sie hier sind, oder?«
    »Na ja ... also, um ehrlich zu sein ... erst waren sie nicht besonders begeistert. Vor allem mein Vater hatte ziemliche Probleme damit ...«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Oma.
    Ich hörte, wie sie und das neue Aktmodell durch den Flur ins Wohnzimmer gingen.
    »Aber inzwischen hat er sich an den Gedanken gewöhnt«, erzählte das Mädchen, als es an der Küchentür vorbeikam. »Schließlich bin ich kein kleines Kind mehr und kann meine eigenen Entscheidungen treffen.« Ich reckte den Hals und erhaschte einen Blick auf lange blonde Haare. Sie fielen dem Mädchen in sanften Wellen über den Rücken. Ich seufzte. Solche Haare hätte ich auch gerne gehabt.
    »Ja, ja, natürlich«, murmelte Oma. »Aber dass es dann gleich so etwas sein muss. Ich kann Ihre Eltern da schon verstehen ...«
    Mama kam ins Wohnzimmer.
    »Hallo, schön, dass Sie da sind«, begrüßte sie das Aktmodell. »Es geht erst in einer halben Stunde los, wir haben also noch etwas Zeit. Ich habe den Raum schon mal vorgeheizt, damit Sie nachher nicht frieren.«
    »Danke, das ist nett ...«, sagte das Mädchen etwas verwirrt.
    »Haben Sie einen Bademantel dabei?«, fragte Mama.
    »B...Bademantel?«, stammelte das Aktmodell. »Nein.«
    »Kein Problem. Ich kann Ihnen einen leihen. Es ist doch angenehmer, wenn man sich zwischendurch mal was überziehen kann. Wir wollen ja nicht, dass Sie sich erkälten, was?«
    »Moment mal! Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor ...«
    Aber Mama ließ das Mädchen nicht zu Wort kommen. »Stimmt – das mit dem Bademantel hätte ich Ihnen natürlich schon am Telefon sagen sollen, tut mir leid. Zumal Sie ja noch keinerlei Erfahrung in dem Bereich haben. Aber das wird schon, machen Sie sich keine Sorgen. Es ist ganz normal, dass man vor dem ersten Mal ein bisschen nervös ist. Aber wenn Sie sich erst mal ausgezogen haben ...«
    »Halt! Stopp!«, rief das Mädchen. »Was denken Sie eigentlich von mir? So eine bin ich nicht – auch wenn Klaus das vielleicht manchmal gerne hätte. Ich ziehe mich garantiert nicht aus!«
    »Klaus?«, fragte Mama. »Was hat denn Klaus damit zu tun?«
    Jetzt hielt ich es nicht mehr aus. Ich sprang auf, schlich über den Flur und warf einen Blick ins Wohnzimmer. Mama stand mitten im Raum und machte ein verwirrtes Gesicht.
    Oma runzelte die Stirn. »Ich glaube, irgendetwas stimmt hier nicht ...«
    Dann sah ich das Mädchen, das Mama gegenüberstand. Sie hatte einen hochroten Kopf, und ihre Augen blitzten empört. Irgendwie kam sie mir bekannt vor ...
    In diesem Moment kam Klaus zur Haustür herein. Seine Hände waren ölverschmiert. Wahrscheinlich hatte er mal wieder an seinem Mofa herumgebastelt. Er war auf dem Weg in die Küche, doch als er an der geöffneten Wohnzimmertür vorbeikam, blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Hallo, Nadine«, sagte er. »Ich habe gar nicht mitbekommen, dass du schon da bist.«
    »Das ist Nadine?«, fragte Mama und schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund.
    »Ach, dann hat Klaus ihr wahrscheinlich von der Anzeige erzählt«, sagte Oma. Sie schüttelte den Kopf. »Also, ich finde das ja nicht gut. Warum suchst du dir nicht einen anderen Nebenjob, wenn du dir etwas dazuverdienen möchtest, Nadine? Ausgerechnet Aktmodell!«
    Klaus fiel beinahe die Kinnlade herunter. »Du willst Aktmodell werden?«
    Nadine schien es vor Schreck die Sprache verschlagen zu haben. Sie sah verwirrt von Oma zu

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