Fuer den Rest des Lebens
ahnt, wie das Mädchen als alte Frau aussehen wird, und sie versucht, sie an sich zu ziehen, mit einer unbeholfenen Bewegung, die ihr nicht gelingt, was ist, mein Mädchen, ist etwas passiert?
Nein, antwortet Nizan zornig, die Berührung ignorierend, sie lässt sich auf das Sofa fallen und drückt auf die Fernbedienung, um die Lautstärke wieder zu erhöhen, und Dina setzt sich neben sie, streichelt den nackten Unterschenkel ihrer Tochter, was ist passiert, Nizani, was ist, mach doch den Fernseher aus, aber das Mädchen zieht ihr mit einem hellen Flaum bedecktes Bein zurück und umklammert stur die Fernbedienung.
Ist dir nicht gut? Hast du dich mit einer Freundin gestritten? Hat dir jemand wehgetan? Sie redet auf ihre Tochter ein, denn sofort denkt sie an jenen Jungen, der hier vielleicht ein Haar verloren hat, und wieder packt sie die alte Angst vor einer Zurückweisung und bringt sie zum Schweigen, aber ihre Tochter schüttelt den Kopf, greift sie sofort an, du bist es, die mir wehtut, du hast keine Ahnung, wie sehr!
Ich, fragt sie erstaunt, was habe ich dir getan? Und als Nizan nicht antwortet und nur widerspenstig das Kinn hebt, streckt sie die Hand aus, um ihr die Fernbedienung wegzunehmen, aber das Mädchen lässt nicht los, dieses Ringen ist seit langem die intimste Berührung mit ihrer Tochter, denn die warme, duftende Luft aus Nizans Lungen trifft ihre Nasenlöcher, die langen, honigfarbenen Haare streifen ihr Gesicht, als sie das Mädchen anfaucht, gib mir die Fernbedienung, Nizan, mach den Fernseher aus und erklär mir, was das soll, und tatsächlich gelingt es ihr, die Finger ihrer Tochter von dem Gerät zu lösen, und in der Stille, die sich nun ausbreitet, ist nur noch das Wimmern zu hören, das aus Nizans Kehle dringt, dann schreit sie, Papa hat mir erzählt, dass du mich gegen ein anderes Kind tauschen willst.
Gideon, sagt sie tonlos, was für ein Betrüger du doch bist, dir ist alles recht, nur damit sich bei dir nichts ändert, und benutzt sogar deine Tochter! Normalerweise ist er immer sehr kontrolliert, bis er sich bedroht fühlt, dann ist er in der Lage, skrupellos vorzugehen, ohne zu bedenken, was er damit anrichtet. Ich wusste nicht, dass du es ihr nicht erzählt hast, wird er sagen, wenn sie es ihm vorwirft, du hättest sie ohnehin einbeziehen müssen, also durfte ich es auch, und wieder flackert die Flamme in ihrer Brust auf und steigt ihr in die Kehle, und sie bemüht sich, ihre Wut auf Gideon vorläufig zu unterdrücken und sich auf ihre Tochter zu konzentrieren, doch erstaunt muss sie feststellen, dass sie auch auf Nizan wütend ist, weil sie sich so eindeutig auf die Seite ihres Vaters stellt, sie wischt sich mit dem Ärmel ihrer Bluse über das Gesicht und sagt nachdrücklich, was redest du da, Nizani, bist du verrückt geworden? Was heißt das, dich tauschen? Was für ein Blödsinn!
Ich bin dir zu groß geworden, kein Kind mehr, und nun willst du mich eintauschen, beharrt das Mädchen, noch dazu für einen Jungen, der nicht einmal mein richtiger Bruder sein würde, sondern aus irgendeinem anderen Land kommt und nichts mit unserer Familie zu tun hat! Sie fragt sich, was von ihrer Tochter stammt und was ihr Vater ihr eingeredet hat. Beruhige dich, Nizani, sie nimmt ihre ganze Kraft zusammen, um ruhig zu sprechen, es ist nur so ein Gedanke, der mir in der letzten Zeit gekommen ist, und ich habe es Papa erzählt, es handelt sich noch nicht um etwas Reales, und natürlich ist mir wichtig, was du denkst. Ich wollte mich auch mit dir beraten, aber Nizan reagiert nicht auf ihre besonnenen Worte, sie unterbricht sie schreiend, ich meine ja auch nicht, dass du etwas getan hast, sondern dass du überhaupt so etwas denken konntest! Wenn du mich nicht mehr willst, stehe ich auf und gehe, ich werde bei meinen Freundinnen wohnen, du brauchst mich nicht auf eine solche Art aus dem Haus zu jagen!
Ich verstehe dich nicht, sagt Dina, seit wann vertreibt ein Kind, das neu in die Familie kommt, ein anderes Kind? Als Tamars Mutter einen kleinen Bruder auf die Welt gebracht hat, hat sie da etwa Tamar nicht mehr gewollt? Und als Naomi alle zwei Jahre ein Kind bekam, wollte sie die vorangegangenen Kinder dagegen eintauschen?
Aber du willst ein Kind adoptieren, das ist etwas ganz anderes!, protestiert das Mädchen, und Dina sagt, warum ist das eigentlich etwas anderes? Klar, es ist weniger natürlich, aber andererseits viel humaner, ein Kind ist schließlich ein Kind, aber ihre Tochter unterbricht sie
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