Fuer den Rest des Lebens
befreien.
Sie schreckt zurück, übertreibe nicht, sagt sie, es stimmt, dass es sich extrem anhört, aber letztlich ist es eine einfache, uralte Geschichte, eine Frau will ein Kind, nicht mehr und nicht weniger, und er richtet sich auf, lehnt sich mit dem Rücken an die Wand und nimmt seine Brille ab, die Frage ist, wie weit sie zu gehen bereit ist, diese Frau, die ein Kind will, in vielen Fällen ist es das Maß, das Vernunft und Wahnsinn voneinander unterscheidet, nicht jede Frau wird es wagen, ihre Familie zu gefährden, um ihren Wunsch zu verwirklichen, und die Tatsache, dass du diese Gefahr nicht einmal siehst, beweist, dass bei dir etwas nicht mehr stimmt.
Natürlich sehe ich die Gefahr, sagt sie, lehnt sich neben ihn an die Wand und wirft ihm die Worte zu, ohne ihn anzuschauen, aber ich sehe auch die Möglichkeit für Glück, und ich sehe die Gefahr, die in einem Verzicht liegt, und er unterbricht sie, was für ein Verzicht? Wie kannst du etwas bedauern, was es nicht gibt, was du nie gehabt hast? Ich verstehe dich wirklich nicht.
Ich hatte es, murmelt sie, wir hatten noch ein Kind, das nicht geboren wurde, hast du es vergessen, und er seufzt, also ehrlich, Dina, was hat das damit zu tun, kein Kind, das du bekommst oder jetzt adoptierst, kann dich für das entschädigen, das du verloren hast, das ist absurd, siehst du das denn nicht? Und sie protestiert, warum bist du so hart, das brauche ich jetzt nicht, und er sagt, tut mir leid, dass ich dir nicht das geben kann, was du brauchst, ich habe dir schon gesagt, dass du einen neuen Mann brauchst, kein neues Kind.
Ich will keinen neuen Mann, sagt sie wütend, ich will dich, wie du einmal warst, zwischen uns gibt es keine Wärme mehr, keine Nähe, danach sehne ich mich, vielleicht würde mir ein Verzicht leichter fallen, wenn wir uns näher wären, und er lacht höhnisch, was soll das Früher sein, nach dem du dich zurücksehnst, immer kommen diese Vorwürfe, ich sei hart und kalt, ich kann nicht dein Baby sein, tut mir leid, obwohl ich mich freuen würde, wenn du mir eine Flasche Wasser bringst, und sie steht auf, geht in Unterhose und Büstenhalter in die Küche, es ist aus, er wird nie im Leben nachgeben, und er hat recht, aus seiner Sicht betrachtet, er kann schließlich ohne sie leben, die Fäden, die sie miteinander verbunden haben, sind brüchig geworden. Als sie zu ihm zurückkommt, hat er die Augen geschlossen, wie verletzlich er ohne Brille aussieht, was will sie von ihm, es liegt nicht in seiner Macht, ihren Wunsch zu erfüllen, und sie setzt sich an seinen Bettrand, hier, trink, sagt sie, was macht dein Kopf? Unverändert, sagt er und macht die eingesunkenen Augen auf, ich bin müde, ich habe keine Kraft für deine Dramen, ich habe mein Leben lang schwer gearbeitet, ich bin nicht auf der Suche nach neuen Herausforderungen, es tut mir leid, aber wenn du nicht nachgeben kannst, müssen wir uns trennen, denk darüber nach, ob es sich für dich lohnt, die Familie für irgendeinen Spleen kaputt zu machen.
Ich will sie nicht kaputt machen, ich will sie aufbauen, sagt sie, warum verdrehst du alles so, dass es dir passt? Seit wann zerstört ein neues Kind eine Familie? Ein Kind bedeutet Leben und Liebe, aber er wehrt sie sofort ab, ein Kind bedeutet Sorgen und Mühe, das passt nicht mehr zu mir, ich möchte Ruhe, und sie zischt, im Grab wirst du es sehr ruhig haben, das verspreche ich dir, deine Reaktion ist wirklich deprimierend, als ob man in unserem Alter nur noch auf Ruhe hoffen kann, so will ich nicht leben.
Dann lebe nicht so, fährt er sie an, ich spreche nur von mir selbst, das verpflichtet dich zu nichts, aber zwing mich bloß nicht zu etwas, was mir nicht passt, und sie widerspricht, du zwingst mich doch auch zu deiner Ruhe, die nicht zu mir passt, und er sagt, vielleicht, aber mein Bedürfnis ist normaler, mein Leben verläuft in normalen Bahnen, du bist es doch, die etwas Unnormales anstrebt.
Seit wann bist du auf Normalität aus, faucht sie, nur eine einzige Tochter zu haben, ist auch nicht ganz normal, und er faucht zurück, warum bin ich überhaupt so früh heimgekommen, ich wollte Ruhe, und du machst mich schon wieder ganz verrückt, es hat keinen Sinn, weiter darüber zu sprechen, ich sage dir, es lohnt sich nicht, ich werde nie damit einverstanden sein, ein Kind zu adoptieren, ich glaube auch nicht, dass es für dich das Richtige ist, und versuche nicht, mich zu überreden, es wird dir nichts helfen, und jetzt lass mich schlafen, und sie
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