Fuer den Rest des Lebens
sogar seine Kinder, die zu Hause im Bett liegen und schlafen, wissen es, und seine Frau, die vor Zorn wie ewiges Feuer brennt und keinen Trost kennt, weiß, weshalb er dieses Puppenhaus, in dem selbst die bescheidensten Träume keine Chance zur Verwirklichung haben, verlassen und in sein Haus zurückkehren wird, doch vorher muss er sie berühren. Es ist keine Begierde, sondern ein tiefes, uraltes Hingezogensein.
Nun steht sie auf und geht zum Schlafzimmer, und er beobachtet gespannt ihre Bewegungen, würde sie ihm ein Zeichen geben, ihr zu folgen? Sie kommt zurück, weißes Bettzeug und ein Kissen auf dem Arm, schlaf heute Nacht hier, sagt sie ruhig, so kannst du nicht draußen herumlaufen, und er steht auf und schaut zu, wie sie das Laken auf dem Sofa ausbreitet und das Kissen klopft, wie ein Zimmermädchen, und das alles für ihn, und trotzdem würde sie es nicht bedauern, wenn er jetzt sagen würde, danke, Talia, aber ich schlafe zu Hause, und das ist es, was er sagen sollte, das ist es, was er tun sollte, doch es sind ganz andere Worte, die aus seinem Mund kommen. Danke, Talia, sagt er, ich bin zu schwach, um Auto zu fahren. Ich wohne jetzt bei meiner Mutter, in Ost-Talpiot, fügt er unnötigerweise hinzu, als er sich die Schuhe auszieht und sofort wieder hineinschlüpft, aus Angst, seine Füße könnten nach Schweiß riechen, aber sie merkt es gar nicht, sie hält ihm einen Pyjama hin, blau mit aufgedruckten goldenen Sternen.
Sie lächelt, Rafael hat Pyjamas geliebt, er hat gesagt, in einem Pyjama schlafe er besser, wie ein kleiner Junge, und Avner lächelt auch, wirklich? Hatte er auch einen Teddy? Begeistert nimmt er den Stoff in die Hand, der einen frischen Duft verströmt, als sei er gerade erst gewaschen worden. Ich ziehe ihn manchmal im Schlaf an, bekennt sie, und dann wache ich morgens auf, ohne mich zu erinnern, dass ich ihn angezogen habe, und er legt aus irgendeinem Grund den Schlafanzug zur Seite, vielleicht zieht Rafael dich ja an, sagt er, danke, ich komme auch so zurecht, ich schlafe immer nackt, fügt er hinzu und wundert sich über die trockene Intimität, die hier herrscht, und fragt sich, ob sie jemals verliebt sein könnten, vielleicht vor zwanzig Jahren, vielleicht in zwanzig Jahren, denn jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, nicht die richtige Nacht.
Gute Nacht, sagt sie, aus der Nähe sieht ihr Gesicht dünn und müde aus, die Ringe unter ihren Augen lassen sie doppelt so groß aussehen, und er sagt leise, gute Nacht, Talia, eine scharfe Trauer packt ihn, weil er sie nicht mehr sehen wird, er weiß es mit absoluter Sicherheit, als ihre Schlafzimmertür hinter ihr zufällt, denn er wird sie nur noch einmal sehen, wenn sie die kleine Leselampe neben ihrem Bett ausgemacht haben wird und wenn die Schritte draußen auf der Straße weniger werden und das Rascheln der Kriechtiere im Garten abnimmt und das Flüstern des Grases und der Zyklamen, die einen Halt in der Erde suchen, und er wird sich in Kleidern auf dem Sofa ausstrecken, mit angespanntem Körper und schweren Lenden, er wird sich das Pyjamaoberteil auf das Gesicht legen und tief seufzen. Worte zerplatzen wie heiße Kastanien in seinem brennenden Mund, sein Verlangen wird immer größer und findet keinen Ausweg, wie irreführend ist ihre Nähe, nur wenige Schritte trennen sie in dieser Nacht, und trotzdem kommt es ihm vor, als sei keine Frau weiter von ihm entfernt, sogar die Frau, die ihm eine Wasserflasche hingehalten hat und verschwunden ist, ist ihm näher als sie, und er legt die Hand auf seine Lenden und richtet sich auf, er muss weggehen, er muss von hier verschwinden, aber zuvor muss er sich von ihr verabschieden, aber verabschiedet man sich eigentlich von dem, was man nie besaß?
Er macht die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf. Im Licht des Vollmonds, der durch das Fenster hereinscheint, sieht ihr Gesicht düster aus, älter, und für einen Moment sieht er sie als alte Frau vor sich, denn diese dünnen Linien werden sich vertiefen, wenn er nicht mehr hier sein wird, wenn niemand mehr an ihrer Seite sein wird. Ihr Gesicht zeigt einen konzentrierten Ausdruck, als bedrücke sie ein trauriger Gedanke, den sie hin und her wendete, bis sie endlich einschlief, und er hebt mit zitternden Händen ihr weißes Nachthemd hoch. Ruhe sanft, meine wunderschöne Braut, er erinnert sich an die Inschrift auf dem Grabstein, vor dem er gestanden und auf sie gewartet hatte, ruhe sanft auf deinem Lager, murmelt er, betrachtet atemlos die hellen
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