Fuer den Rest des Lebens
Brustwarzen, den flachen, festen Bauch, sie bewegt sich im Schlaf, sie hebt das Bein ein wenig und entblößt einen jugendlichen Schenkel, auch du wirst nicht gerettet werden, flüstert er dem Schenkel zu, doch vorläufig ist sie aufreizend und verboten, und er atmet schwer, er hat das Gefühl, dass wahre Dampfwolken aus seiner Kehle aufsteigen, gleich wird die Glut seines Atems das Zimmer in Brand stecken. Zitternd, verschwitzt und trotzdem so ruhig wie jemand, in dessen Herz der Entschluss gereift ist, sein Leben in die Hand zu nehmen, bückt er sich und berührt mit den Lippen die weiche, milchige Haut ihres Schenkels, er weiß, dass sie nicht aufwachen wird, und selbst wenn sie aufwacht, wird sie sich schlafend stellen, sie wird ihm die Abschiedszeremonie zugestehen, schließlich handelt es sich um ein Ritual, um eine Art verbotenen Götzendienst. An ihrem Knöchel klebt noch ein bisschen Erde, er leckt sie ab, schmeckt den Geschmack des Todes, das sind die Erdschollen, die auf ihn und auf sie warten, auf seine Mutter und seine Schwester, seine Frau und seine Kinder, ein schwerer, seltsamer und doch vertrauter Geschmack, als habe alles, was er je in den Mund bekam, diesen Geschmack gehabt, er sinkt vor ihrem Bett auf die Knie. Jedes ihrer Körperteile erregt ihn gleichermaßen, ihre Waden, die Schamhaare, der Bauch, die Brustwarzen und der Hals, die Schultern, die Oberarme, die verborgenen wie die offen gezeigten, sie erregen seine Lust, gib mir Leben, als wäre ich eine Zyklamenknolle, gib mir das, was man dir geraubt hat, er bewegt sich auf den Knien vor und zurück, wie im Gebet, seine Lippen bewegen sich lautlos. Der untere Teil seines Körpers ist wie ein Wasserfall, seine Brust erzittert und ihm dreht sich der Magen um, und er seufzt zu ihren Füßen, und da öffnen sich ihre Lippen zu einem Lächeln und ihre Hand berührt sein Gesicht, als akzeptiere sie sein Opfer, und er richtet sich langsam und vorsichtig auf wie ein Vater, der sein neugeborenes Baby hält, er zieht ihr den Pyjama an, hebt ihren Körper hoch, bedeckt ihre Arme mit den goldenen Sternen, ihr Körper verschwindet in dem weiten Stoff und ihr Gesicht wird blass gegen seine dunkle Farbe.
Durch das offene Fenster dringt die erste herbstliche Luft, streicht kühl über seinen Körper, und er hebt die Augen zum Vollmond, der ihm zu seinem Schrecken ein bekanntes Abschiedslächeln schenkt und lange Zähne entblößt, ist das nicht das Lächeln des toten Rafael Alon? Er steht da, seine Knie tun weh, er hält sich an der Wand fest und macht einen Satz, und bevor er es sich anders überlegt und auf das bezogene Sofa fallen lässt, geht er hinaus und macht die Wohnungstür zu, die hinter ihm einschnappt, und dann das Tor, das scheppernd ins Schloss fällt, und dann steht er in der Gasse, die zur Hauptstraße führt, zu seinem Zuhause, dort schlafen seine Frau und seine Kinder, und er geht wie im Traum zu ihnen, es ist ungeheuer wichtig, möchte er zu ihnen sagen, um sie an der Entdeckung teilhaben zu lassen, die er in dieser Nacht gemacht hat und die den Rest seines Lebens betrifft.
Elftes Kapitel
Vergiss deinen Traum, er wird sich nicht verwirklichen, nur wenn du das akzeptierst, kannst du herausfinden, ob es überhaupt zu dir passt, ein Kind zu adoptieren. Vergiss deinen Traum von einem süßen Baby, das sich an dich schmiegt, vergiss, was du mit deiner Tochter erlebt hast. Du möchtest Wärme und Weichheit, du sehnst dich nach der Süße der ersten Jahre, aber die Chancen sind groß, dass es nicht so sein wird. Du wirst kein Baby bekommen, sondern ein verletztes Kind, das schon viel durchgemacht hat, es ist möglich, dass es vor Wärme zurückweicht, dass es beißt und um sich tritt, statt dich zu umarmen, zumindest in den ersten Monaten. Ich sage das nicht, um dir Angst zu machen, sondern um dich vorzubereiten, ich war wirklich gut vorbereitet und trotzdem war es sehr schwer.
Wirklich, was ist passiert?, fragt Dina mit leiser Stimme, sie hat nicht erwartet, die andere würde ihr Angst machen, sie wollte ermutigt werden, Ängste hat sie selbst mehr als genug, von allen Seiten macht man ihr Angst, aber diese Frau, die ihr in einem Cafe im Stadtzentrum gegenübersitzt, hat die Sache hinter sich, deshalb muss sie ihr zuhören. Im Forum nennt sie sich Fingerhut, doch zu ihrer Überraschung hat sie eine großgewachsene, schwere Frau getroffen, die offen und geradeheraus spricht, mit hellen Haaren und leicht geröteter Haut. Ich hatte zehn Jahre
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