Fuer den Rest des Lebens
vollkommener wurden, und die Kinder, die im Lauf der Jahre wechselten, hatten sie besorgt beobachtet, was habt ihr mit unserem See vor? Wollt ihr ihn wirklich trockenlegen? Aber warum?
Es schien, als bedrohe gerade ihr See, den die Kinder Meer nannten und der schön und unschuldig wie ein Baby zwischen den Bergen lag, die Sicherheit des neu entstehenden Staats, seine Zukunft und seine Gesundheit, sodass man die Sümpfe, die ihn umgaben, als bösartige Geschwulste bezeichnete, und Dina verstand das unbekannte Wort anfangs nicht, brachte es nicht mit dem See in Zusammenhang, der in Vollmondnächten blaugrün schimmerte, doch bald wurde ihr klar, dass es um die Moskitos ging, die in den Sümpfen lebten und vor denen sie sich nachts schützen mussten, mit Vorhängen wie Fischernetze, jeder Fisch in seinem eigenen Netz. Feindselig betrachtete sie die Kinder, die sich in ihren Betten herumdrehten, und gab ihnen Namen: Das ist der kleine Petrusfisch, sein Körper ist lang und seine Zähne sind scharf, und das ist die Barbe mit dem länglichen Kopf, und das ist die kaffeebraune Barbe und das der Karpfen und das der Buntbarsch, weiß am Ostufer und schwarz in den Sümpfen, und das ist der Wels, der von Alexandria gekommen ist und auf dem Boden des Sees auf seine Beute lauert, und alle werden sie von Nimrod gefangen werden, dem göttlichen Riesen, der am Fuß des Hermon sitzt, er wird sie mit seinen starken Händen in die Luft werfen und mit ihrem letzten Blick werden sie ihr Tal sehen, das von Bergen umgeben ist wie ein riesiges Amphitheater, die drei Arme des Jordan, die es umschließen, die Treibsandfächer und die Quellen, die aus dem Herz der Berge brechen wie donnerndes Gelächter.
Ihr Vater liebte es, ihr die Geschichten zu erzählen, die er von den arabischen Fellachen gehört hatte, von Nimrod, dem Riesen, der in einer hohen Burg lebte, die nach ihm genannt war, Nimrods Burg, die größte aller Burgen, die von den Kreuzfahrern errichtet worden waren, von seinem großartigen Körperbau und von seiner Kraft, denn bei jeder Mahlzeit aß Nimrod ganze Berge von Essen und trank einen Fluss leer. Wenn er auf dem Bergkamm saß, konnte er seine Hand nach der Jordanquelle ausstrecken und Wasser schöpfen, doch in seiner großen Kraft wagte er es, sein Glück herauszufordern und sich über Allah zu erheben und ihn mit Pfeil und Bogen anzugreifen, und Allah ließ Blut vom Himmel auf seine Pfeile tropfen, wenn die Sonne auf- oder unterging, und schließlich schickte er ihm sein kleinstes Lebewesen, einen Moskito, um ihn für seine Ketzerei zu strafen, und der Moskito kroch in seine Nase und drang von dort aus in sein Gehirn.
Jeden Tag ruhte der Moskito auf den Knien des riesigen Helden aus und kehrte zum Schlafen in sein Gehirn zurück, und Nimrod sehnte sich nach dem Unerreichbaren, bis er genug hatte von seinem Leben und seinen Dienern befahl, seinen Kopf abzuschneiden und ihm stattdessen einen Kopf aus Gold aufzusetzen, und seither entsteigt seinem Grab eine ganze Wolke voller Moskitos, die sich über den Sümpfen des Chulatals verbreiten, und sie erkannte den riesigen Nimrod in der Gestalt ihres Vaters, und manchmal, wenn ihr Vater im Boot vor sich hin döste, im ersten Morgenlicht, war sie überzeugt, dass die Araber damals seinen Kopf abgeschnitten und ihm stattdessen einen Kopf aus Gold aufgesetzt hatten, das war der Ursprung seiner grausamen Strenge, doch sobald man ihm seinen richtigen Kopf zurückgab, würde sie wieder seine Liebe spüren.
Hatte sie sie je gespürt? So früh hatte sie lernen müssen, Zeichen von Liebe in seiner Härte und seinen Forderungen zu entdecken, denn wenn er sie nicht lieben würde, würde er ihrer Erziehung doch nicht so viel Aufmerksamkeit widmen, er würde nicht so viele Hoffnungen in sie setzen, er wäre nicht immer wieder von ihr enttäuscht, nein, jetzt schüttelt sie den Kopf wie ein wütendes Kind, Tatsache ist, dass er ihre Mutter anders geliebt hat. Hör auf, Chemda, du machst Mama traurig, hatte er geschimpft, wenn sie versuchte, ihre Mutter an ihren Problemen teilhaben zu lassen, und sogar während des Kriegs, als sie von einem Splitter am Bein verletzt worden war und vor Schmerz und Angst anfing zu schreien, hatte er sie angefahren, hör auf, Chemda, siehst du nicht, dass Mama weint?
So viele Arten Fische, so viele Arten Liebe, von Schmerzen, vom Festhalten, sogar jetzt konnte sie nicht loslassen, wie bei einem Buntbarsch, der die befruchteten Eier in seinem Maul trägt, die
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