Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuer den Rest des Lebens

Fuer den Rest des Lebens

Titel: Fuer den Rest des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
Vom Netzwerk:
eigentlich lange Jahre darauf gewartet hatten, dass er sie in sein Leben einbeziehen möge.
    Welche ominösen Transaktionen hatten innerhalb der eigenen vier Wände stattgefunden, im Namen der Liebe und der Nähe, ohne Vertrag und ohne Zeugen, ohne Worte und ohne Erbarmen, Unternehmungen, die noch nicht einmal dem Teufel einfallen würden, versteckt hinter unserer Unfähigkeit, wir entschieden in unseren eitlen Gedanken das Schicksal derer, die uns am liebsten waren. Und sie spitzt die Lippen, verweigert das volle Löffelchen, das sich in ihren Mund schiebt. Nie hat sie die Dinge so klar gesehen wie jetzt, nie hat sich ihr Leben so erbarmungslos vor ihr gezeigt, von Anfang bis Ende, und es kommt ihr jetzt vor, als würden ihre Knochen durch die Macht der Erkenntnis splittern. Was für eine verzweifelte Geschäftigkeit hat sie auf die Welt gebracht und was für eine Abmachung wird sie von ihr entfernen, ebenso wie ihr Mann entfernt wurde, und sie legt die Hände aufs Gesicht, denn da kommt er zu ihr, einen metallenen Gegenstand in der Hand, lass mich in Ruhe, Elik, was fällt dir ein, so geht es nicht, so funktioniert es nicht innerhalb einer Familie, im familiären Krieg wirst du nicht von dem bestraft, den du verletzt hast, sondern von dem, den du am meisten liebst, von dem, um dessentwillen du gesündigt hast.
    Aber wo ist er, der Geliebte, und wo ist ihre Liebe zu ihm, ihr Herz ist im Lauf der Jahre ausgetrocknet, die Liebe ist verschwunden, wie Wasser in der Wüste, auch wenn das Wasser durch ein Wunder kommt, wird die Sonne es in einer Minute wieder verdampfen, und vielleicht hat es nie etwas anderes als die Illusion gegeben, süße Erinnerungen, deren Geschmack sich verändert hat, wie nach einem Ehebruch. Kannst du dich an den Bildern der Liebe erfreuen, nachdem du von einem Ehebruch erfahren hast? Das wird dir auch die schönsten Erinnerungen wegnehmen, und trotzdem verziehen sich ihre Lippen gegen ihren Willen zu einem Lächeln, als sie Avni, den Jungen, sieht, wie er ihr entgegenrennt, hinter ihm der silberköpfige Hermon, und sie breitet die Arme aus, der Geruch des frisch gemähten Grases umhüllt ihre Umarmung wie ein Zaubermantel. Wieder und wieder rennt er auf sie zu, mit einem engelhaften Lächeln, mit dicken Beinchen und einem kräftigen Körper in einem grün und weiß gestreiften Hemd, von weitem sieht er aus wie ein kleines Tier, das aus der Wiese springt, und sie läuft ihm nicht entgegen, um den Weg abzukürzen, er liebt es, wenn sie stehen bleibt und mit ausgebreiteten Armen auf ihn wartet, er kommt näher und näher, er atmet laut und heftig, bis er in ihre Arme stürzt, und dieser Moment, wenn sie ihn umarmt und sein Körper sich an ihren schmiegt, der schwankt und auf die frisch gemähte Wiese sinkt, ist offensichtlich ihr kurzer Moment des Glücks, der Moment ihrer Lust.
    Sie lächelt, und da wird ihr das Löffelchen in den Mund geschoben, sie verzieht das Gesicht, weigert sich zu schlucken, was hat Elik für sie gekocht, das Essen ist wieder angebrannt, sie wird den Topf auskratzen und schnell etwas anderes zubereiten müssen. Als sie den Kibbuz verlassen und sich mit den beiden heranwachsenden Kindern am Stadtrand niedergelassen hatten, waren sie alle überrascht von der Notwendigkeit, sich um das Essen kümmern zu müssen, die lästige Pflicht, dreimal am Tag vier Leute satt zu bekommen, war ihnen ungewohnt, so fern vom Speisesaal, der voller neugieriger Menschen gewesen war, aber doch so bequem. Es war eine Zeit der Veränderung, auch wenn sie nicht ganz gelang, eine Zeit, Bündnisse zu schließen, sehr angenehm, oder vielleicht doch nicht so sehr, das ist dein Haus, das sind deine Kinder, das ist dein Mann, er wird kochen, du wirst putzen, er wird in der Bank arbeiten, du wirst unterrichten, aber wie sehr hast du das gehasst, was er gekocht hat. Eine wütende Traurigkeit packte sie, wenn sie zu viert am Küchentisch saßen, vor dem Topf mit angebrannten Linsen, fadem Reis, er konnte nur wenige Gerichte kochen und fast immer war das Essen angebrannt, und trotzdem hoffte er jeden Abend auf ein bisschen Dankbarkeit und Bewunderung, und immer wieder enttäuschte er und wurde enttäuscht. Er beschimpfte Dina sogar, wenn sie nicht in der Lage war, seine Gerichte zu loben, und sie fragte sich verwundert, ob die Liebe, ebenso wie der Glaube, über die alltäglichen Dinge erhaben war, oder ob es gerade diese Dinge waren, aus denen sie bestand. Hätte sie, wenn sie ihn mehr geliebt hätte, auch

Weitere Kostenlose Bücher