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Fuer den Rest des Lebens

Fuer den Rest des Lebens

Titel: Fuer den Rest des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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verletzt wurde, man entspricht ihrem Wunsch und hält der Richterin die schrecklichen Fotos des Verletzten mit dem zerstörten Gesicht hin.
    Es war dunkel, wiederholt er, und es gab keine Straßenbeleuchtung, die es ermöglicht hätte, die Gestalten zu identifizieren, ich habe das Nachtsichtgerät benutzt, ich habe drei schwarze Gestalten gesehen, die mich bedroht haben, ich bin der Befehlshabende der Einheit und verantwortlich dafür, alle heil und gesund zurückzubringen. Der Schütze hat bezeugt, dass eine Gestalt zu Boden stürzte und die beiden anderen sich über sie beugten, wir wussten nicht, ob es eine Falle ist, wenn geschossen wird, lässt man sich auf den Boden fallen, und Avner beharrt, die Beleuchtung ist trügerisch, Euer Ehren, nicht immer kann man sie auf Fotos wirklich erkennen, wir wissen mit Sicherheit, dass sie die Hände hoben, sie haben auf Englisch geschrien, man solle aufhören, auf sie zu schießen, sie trugen glänzende Westen, jedes Detail bekommt eine schicksalhafte Bedeutung, wie es sich bei einer Katastrophe gehört, die rote Bluse der Frau, die gelbliche Haut des Mannes, die letzten Worte, die sie ihm ins Ohr geflüstert hat, mach dir keine Sorgen, gleich wirst du dich besser fühlen.
    Als der Mann den Zeugenstand verlässt, umarmt ihn seine Freundin und streicht ihm mit dem Finger über die Wange, und Avner fragt sich, ob jemals jemand über Stevens entstelltes Gesicht streichen wird, und er ruft den nächsten Zeugen auf, und während er ihn befragt, Behauptungen aufstellt, ihn unterbricht und unterbrochen wird, denkt er immer wieder an sein Auto, das vor dem Trauerhaus steht und die Kondolenzbesucher ein und aus gehen sieht, und den Pfad, den die Jasminsträucher säumen und mit ihrem betäubenden Duft erfüllen. Bald wird sich der Abend herabsenken, bald wird auch er dort sein, und er weiß mit einer seltsamen Sicherheit, dass er sie an diesem Abend sehen wird, am Rand des klaffenden Wadis oder neben einem der Sträucher am Anfang oder am Ende der Straße, oder vielleicht an das weiße Auto gelehnt, das schon wie ein riesiger Felsbrocken aussieht, wie man sie in dieser Gegend findet.
     
    Was für eine seltsame Kindheit, sagt Dina und weicht zurück, als sie ihre Stimme in dem leeren, verglasten Zimmer hört, alles an diesem seltsamen Alter fühlt sich so an, als würde sie in den Wechseljahren wieder zum Kind, als der Körper noch schmal und verschlossen und die Seele noch nicht aufgewacht war. Sollten wir dorthin zurückkehren, fragt sie sich erstaunt, mit letzter Kraft, nach der ungeheuren Anstrengung, eine Familie zu gründen und für sie zu sorgen, nachdem unsere Kinder erwachsen, unsere Ehemänner alt und unsere Eltern gestorben sind, für den Rest unseres Lebens zu der unreifen, egoistischen und verschlossenen Existenz zurückkehren und schweigend die Wunden von Ehebrüchen, von Verlassensein, verbinden und aufbinden, verbinden und aufbinden? Aber in der Kindheit hielten wir einen fliegenden Ball in den Händen, einen wunderbaren Ball voller Zukunft, während unsere Hände jetzt leer sind, es scheint sehr plötzlich geschehen zu sein, innerhalb weniger Monate zerbröckelte unsere Zukunft und wurde zu Staub.
    Eine unbekannte zähe Müdigkeit beherrscht sie morgens, klebt ihre Beine zusammen und macht sie steif und unbeweglich, während sie nachts nicht schlafen kann, es ist nicht die schwere Decke der Müdigkeit, die sich auf sie senkt, sondern ein zerrissenes Netz, wie anstrengend ist es geworden, einzuschlafen, wie kann sie am nächsten Tag ihren Studentinnen gegenüberstehen, die ebenfalls müde sind, auch sie wachen immer wieder auf, doch sie werden von geliebten Babys geweckt, während sie von dem Baby geweckt wird, das sie nicht auf die Welt gebracht hat, sie fährt schweißgebadet und mit klopfendem Herzen hoch, eine Fackel entzündet sich in ihrer Brust und sie glaubt, die Flammen würden gleich aus ihrem Hals schlagen, eine Feuerzunge, die die Ecken der Wohnung ergreift, und sie zieht in der Dunkelheit das Nachthemd aus, tritt gegen die brennende Decke, macht das Licht an und wechselt ihren nassen Kopfkissenbezug, doch schon bald zittert sie vor Kälte und tastet nach den Kleidungsstücken, die sie auf dem Bett ausgebreitet hat, versucht sie unter Gideons Körper hervorzuziehen, der murrend aufwacht und zu dem schmalen Bett in seinem Zimmer verschwindet. Wenn er das Bett verlassen hat, flieht auch der letzte Rest Schlaf aus dem Zimmer, sie macht wieder das Licht an,

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