Fuer den Rest des Lebens
für sein Leben oder seinen Tod übernehmen soll, er macht die Scheibenwischer an und betrachtet das Wasser, das auf die Windschutzscheibe gesprüht wird, durchsichtige Bachläufe, und erst dann fällt ihm auf, wie nahe er zum Rand des Wadis gefahren ist, und er fängt an zu zittern, als er aussteigt und sieht, dass ein Autoreifen schon in der Luft hängt.
Unruhig schaut er sich um, atmet tief den Geruch nach Salbei, Rosmarin und verbranntem süßlichem Gras ein, seine Füße stolpern, als er auf trockene Dattelzweige tritt, die auf der Erde liegen, golden in der untergehenden Sonne. Wo ist sie jetzt, wo trauert sie, er sieht sie vor sich, wie sie sich eine Träne mit dem zerknitterten Papiertaschentuch abgewischt hat, das er ihr hinhielt, ein leichtes Zittern war über ihre Wange gelaufen, als ihre Tränen sich mit seinen vermischt haben. Hat sie etwa auch eine Familie, einen Mann und Kinder, vor denen sie ihren Kummer verbergen muss, aber vielleicht hat sie sich bereits von ihrem Mann getrennt und trauert offen, jedoch ohne jemanden, der sie tröstet, und er lehnt sich an einen Feigenbaum mit krummen Zweigen, dessen Früchte noch unreif sind, seine großen Blätter hängen herunter wie Hundeohren, er betrachtet die Sonne, die sich an den Bergkamm schmiegt, die Farben aus den Bergen presst und in den Wadi gießt.
Seit Jahren hat er nicht mehr so vor der Sonne gestanden, nur sie beide, er schiebt einen Grashalm in den Mund und saugt an ihm, als würde er rauchen. Der Geschmack von süßer Asche breitet sich in seinem Mund aus, ist das der Geschmack des Todes? Der Wadi ist tief und trocken, mit einem felsigen Herzen, sieht so der Tod aus? Jetzt ist die Sonne im Westen hinter dem Bergrücken verschwunden, der sich rot färbt, bis es aussieht, als tobe hinter dem Berg ein Feuer, nur Funken klettern die alten Terrassen herauf und verblassen. Zu seinem Erstaunen stellt er fest, dass der Himmel über den Bergen auch nach dem Untergang der Sonne noch hell ist, und er hat zum ersten Mal das Gefühl, dass es in Wahrheit keine Verbindung zwischen dem Verschwinden der Sonne und dem Verschwinden des Lichts gibt. Woher kommt die Dunkelheit, er schaut sich um, als erwarte er einen schwarzen Ball, der von den Bergen herabrollt und alles dunkel einfärbt, kommt die Dunkelheit vielleicht aus den Wipfeln der Bäume, denn sie sind schon schwärzer als schwarz.
Zwei junge Leute joggen verschwitzt die enge Straße herauf, erreichen das Ende und drehen sich um und laufen zurück, ihre Schritte hallen, und er geht hinter ihnen die Straße hinunter, bemerkt einen Strauch, an dem Früchte hängen wie kleine Honigwaben, er pflückt genüsslich eine klebrige Frucht, probiert sie vorsichtig und spuckt sie schnell wieder aus, ist das der Geschmack des Todes? Die Dunkelheit steigt aus der Erde zum Himmel, er erkennt es genau, nicht umgekehrt, wie er bisher angenommen hat. Auf den Bergkämmen gegenüber gehen die Lichter an, wie Leuchtfeuer, und mit ihnen verschärfen sich die Geräusche, das Weinen eines Kindes, Menschen, die sich verabschieden, Autos, die sich entfernen, und als er das laute Bellen und danach die bekannte raue Stimme hört, möchte er sofort unsichtbar werden, aber es ist zu spät, sie steht schon vor ihm, und aus irgendeinem Grund freut er sich über ihre Anwesenheit.
Ich war sicher, dass dieses Auto Ihres ist, das habe ich auch zu Elischewa gesagt, verkündet sie befriedigt, und er sagt verlegen, ich hatte den Schlüssel verloren, ich musste das Auto hier stehen lassen, und schnell fragt er, wie geht es Elischewa? Die Nachbarin seufzt, sie hat es schwer, aber es wird noch schwerer werden, wenn die sieben Trauertage vorbei sind, deshalb habe ich mich gefreut, als ich heute von eurer Gedenkveranstaltung gehört habe, das ist gut für die Familie, dass es solche Veranstaltungen gibt, die an ihn erinnern, und er fragt gespannt, wann wird die Gedenkveranstaltung stattfinden? Und sie sagt, am dreißigsten dieses Monats, das ist auch der dreißigste Tag seines Todes, nehmen Sie denn nicht daran teil?
Nein, ich bin im Sabbatjahr, antwortet er, wo wird sie stattfinden? Und sie sagt, bei euch in der Fakultät, Sie sind wirklich nicht auf dem Laufenden, und er kichert, ja, ich war nie auf dem Laufenden, er schwankt zwischen dem Wunsch, das Gespräch fortzusetzen, um Neues zu erfahren, und der Furcht, dass sie, wenn sie weiterspricht, seine Täuschung entdecken würde, und sie schüttelt die Leine in ihrer Hand, Casanova, komm
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