Fuer dich mein Glueck
keinen Schutz.“
„Das ist bewundernswert und auch sehr mutig, aber hilft es deinem Vater, wenn du in die Öffentlichkeit hinausmarschierst, nur um zu zeigen, wie mutig du bist?“
„Es wird ihm auf jeden Fall nicht schaden.“
„Dessen können wir uns nicht sicher sein.“
Sonnet sah aus dem Fenster. Sie hielt sich vor Augen, dass Orlando der Wahlkampfleiter ihres Vaters war. Ihr Vater hatte den Ruf, sich nur mit den Besten zu umgeben. Orlando stand im Zentrum von Laurence Jeffries innerstem Kreis, und wenn sie auch dorthin gehören wollte, musste sie seine Spielregeln akzeptieren.
In der Nähe des Wahlkampfbusses stiegen sie aus dem Auto. Hier herrschte ein Gewimmel wie auf einem Ameisenhaufen. Übertragungswagen aller wichtigen Fernsehsender säumten den Straßenrand, dicke Kabel schlängelten sich über den Asphalt zu Dutzenden Kameras, Scheinwerfern und Mikrofonen. Orlando blieb inmitten eines Stapels Wahlkampfplakaten stehen und nahm Sonnets Hände in seine. „Honey, ich wünschte, wir hätten mehr Zeit. Ich vermisse dich wirklich und zwar mehr, als ich je gedacht hätte.“
„Ich vermisse dich auch.“ Sie begann, ihm seine Worte zu verzeihen. „Denk nur, wie viel schlimmer unsere Sehnsucht wäre, wenn ich das Stipendium angenommen hätte. Dann wäre ich jetzt in Übersee und nicht nur ein paar Stunden von der Stadt entfernt.“
„Sicher, aber wenn du das Stipendium angenommen hättest, kämst du beruflich weiter voran.“
„Dass ich hier meiner Mom beistehe, zählt für dich nicht wirklich, oder?“ Jetzt war sie wieder genervt.
Er lachte leise. „Ich glaube, du willst einen Streit mit mir anfangen, nur damit wir uns küssen und wieder vertragen können.“
„Stimmt. Das ist genau das, was mir durch den Kopf ging.“
„Ich sag dir was. Wenn ich kann, komme ich übers Wochenende zu dir oder du könntest in die Stadt kommen.“
„Ja, das wäre schön. Vielleicht …“, sein Handy summte erneut und unterbrach ihr Gespräch.
„Dein Vater ist da. Sagen wir ihm Hallo.“
Die Debatte würde im Lesesaal der öffentlichen Bücherei stattfinden. In dem ehrwürdigen alten Gebäude, das aus großen dicken Felsquadern bestand, wimmelte es nur so vor neugierigen Wählern, vor Politikstudenten und natürlich vor Journalisten, die ihre Kabel und Ausrüstungen über die Blumenbeete vor dem Haupteingang schleppten. Die Außenreporter standen bereits mit ernstem Blick und von ihrer eigenen Wichtigkeit überzeugt auf den Stufen und sprachen ihre Vorabberichte, die in den Abendnachrichten gezeigt werden sollten. Die Debatte selber sollte aufgezeichnet werden. Sonnet war überzeugt, dass die Kommentatoren sie im Anschluss an die Ausstrahlung bis ins Kleinste analysieren und jedes Wort, jede Geste ausgiebig diskutieren würden.
„Du siehst überrascht aus“, sagte Orlando.
„Ich beginne langsam, den Ernst der Lage zu begreifen.“ Sonnet erkannte Rachel Maddow, die perfekt zurechtgemacht vor der Kamera stand. Dann folgten weitere vertraute Gesichter von CNN, Fox und den verschiedenen Regionalprogrammen.
„Der Senatorensitz ist wichtiger, als den meisten Menschen bewusst ist“, erklärte Orlando. „Das Ergebnis dieser Debatte wird die Wahl vermutlich zu unseren Gunsten beeinflussen, sodass wir im Anschluss eine garantierte Mehrheit haben werden, aber nur, wenn dein Vater gewinnt.“
Sie fanden General Jeffries in einem der Büros der Bücherei, das als Green Room zur Vorbereitung auf die Debatte diente. Er war von Leuten umgeben, die ihn schminkten und verkabelten, doch als er Sonnet sah, hob er eine Hand und unterbrach das eifrige Treiben.
„Hey Dad“, sagte sie und umarmte ihn.
„Was meinst du?“, fragte er. „Wie werde ich mich in deiner Heimatstadt schlagen?“
Er sah in seinem maßgeschneiderten Anzug mit der burgunderfarbenen Krawatte und den blank polierten Schuhen so umwerfend aus wie immer. Der Anzug betonte seine beeindruckende Größe. Jedes Haar saß am richtigen Platz, und selbst der Puder, den man aufgetragen hatte, damit seine Haut im Fernsehen nicht glänzte, ließ ihn nicht wächsern aussehen. Sie wusste, dass jedes Detail an ihm, von seinem West-Point-Ring bis zu dem winzigen Sticker an seinem Revers, anhand von Umfragen in Fokusgruppen sorgfältig für ihn ausgewählt worden war. Wie immer gab er ihr das Gefühl, der einzige Mensch im Raum zu sein.
„Du siehst wie der perfekte Kandidat aus.“
„Ich würde lieber wie der perfekte Senator aussehen. Das Problem ist,
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