Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
bevor ich weitersprechen konnte. “Du warst gefesselt und lagst am Boden, hilflos - ich wusste, wenn sie mit mir fertig waren, würden sie dich töten. Ich bin beinahe durchgedreht bei dem Gedanken… Deshalb habe ich alles versucht und alles getan, um durchzuhalten“
Johannes drückte seinen Kopf an mich. Als er sich wieder von mir löste, pochte die Ader an seiner Schläfe. „Ich habe mir das alles ganz anders vorgestellt.“
Ich schwieg. Ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen.
„Ich war mir vollkommen sicher, dass die drei Tage, die wir zusammen verbringen würden, die schönsten unseres ganzen Lebens sein würden. Ich hatte so darauf gehofft…“
Diesmal hielt ich ihn fest. Ich fühlte, dass auch er am Ende seiner Kräfte war. Ich fühlte, dass er versuchte, zu weinen, und es nicht schaffte.
Ich ließ ihn nicht los.
Der Schlaf fand ihn schnell und erlöste ihn gnädig.
36
Johannes atmete tief und regelmäßig. Er sah jung und bildschön aus, wenn er schlief. Jede Art von Gefährlichkeit war aus ihm gewichen. Er kam mir wie ein übermenschlich perfektes Wesen vor. Wie eine Marmorstatue, der man Leben eingehaucht hatte.
Ich saß neben ihm auf dem Bett, hatte die Knie angezogen und meine Arme darum gelegt. Erste kraftlose Sonnenstrahlen suchten zaghaft ihren Weg über die Falten des langen Vorhangs, der vor dem einzigen Fenster in unserem Zimmer hing. Ich verfolgte, wie die Gegenstände in unserem Raum langsam Konturen annahmen und aus der Dunkelheit hervorzutreten begannen.
Dämonenschlampe hatten mich meine Peiniger genannt.
Ich durchlebte wieder und wieder die Momente, als ich in der Wanne mit dem Benzin stand und sie mich mit dem Blutsalz attackiert hatten.
Dämonenschlampe.
Und dann konnte ich es nicht mehr verdrängen – das, was passiert war, nachdem sie mir die Fesseln durchgeschnitten hatten. Als ich mich nicht mehr bewegen konnte, weil mich das Pentagramm festgehalten hatte.
Wie war das möglich?
Dämonenschlampe.
Die Gedanken zwangen sich mir von selbst auf und mit ihnen kam eine lähmende Kälte, die mein Herz erfüllte und mir vor Angst Schweißperlen auf die Stirn trieb.
Was hatten sie gemeint?
Sie hatten mich gefangen, wie man eine übernatürliche Kreatur, einen Dämon fängt.
Ich dachte an Asmodeo und an den Geist, den ich mit einigen Kerzen in meinem Zimmer fesseln wollte. Ich dachte an meine Träume mit Asmodeo und ließ jede Einzelheit vor meinem geistigen Auge ablaufen. Ich erinnerte mich, wie ich plötzlich die Fähigkeit hatte, Französisch zu sprechen, obwohl ich diese Sprache niemals gelernt hatte. Und schließlich dachte ich daran, wie es mir gelungen war, in Asmodeos Kopf vorzudringen und ihn mit auf eine Reise zu nehmen. Selbst Asmodeo hatte es nicht glauben können.
Dämonenschlampe.
Was, wenn ich so war wie Asmodeo? Wenn ich kein Mensch war, sondern eine Dämonin, die in einem menschlichen Körper steckte?
Die Kälte in mir war absolut, ich konnte sie nicht mehr kontrollieren. Ich schlotterte und trotzdem waren die neuen Sachen, die ich trug, durchgeschwitzt.
Ich konnte mich nicht an meine Kindheit erinnern. Aber war das ein Beweis dafür, dass ich eine Dämonin war? Genauso gut konnte das eine Folge meiner Amnesie sein.
Gab es eine andere Erklärung für meinen Zustand? Krampfhaft überlegte ich hin und her, während ich mir den Schweiß von der Stirn rieb.
Der Blonde und seine Leute hatten mich mit einem Elektroschocker behandelt. Ich war minutenlang betäubt gewesen. Und wer weiß, vielleicht gehörten Halluzinationen und Wahnvorstellungen zu den Nebenwirkungen, die solch ein Gerät mit sich brachte. Vielleicht war das überhaupt nicht real gewesen, das Salz auf dem Boden und das Blut.
Aber es konnte auch gut sein, dass ich in diesem Zustand der Todesangst und der körperlichen Lähmung offen für Suggestionen gewesen war. Vielleicht hatten mir diese Verbrecher nur eingeredet, dass mir Blutsalz unerträgliche Schmerzen zufügte und dass mich ein Pentagramm zu fesseln vermochte.
Dämonenschlampe.
Ich überprüfte gewissenhaft, ob ich bereits zuvor an mir außergewöhnliche Fähigkeiten festgestellt hatte. Ich dachte an meine Flüsterbilder . Daran, dass ich Dinge und Ereignisse einfach voraussehen konnte.Beim Mittelaltermarkt hatte ich gewusst, dass Johannes das Messer brauchte. Wenn ich diese letzte Vision nicht gehabt hätte, wären wir jetzt tot.
Johannes hatte der Polizei nichts von dem Pentagramm erzählt. Er hatte auch nichts von
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