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Für ein Lied und hundert Lieder

Für ein Lied und hundert Lieder

Titel: Für ein Lied und hundert Lieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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Joint rein, drückt ab auf dem Abtritt, macht in den Kasernen mit einem Spielzeug herum, nennt es die Alte! Knallt sie ab! Knallt sie ab! Knallt sie ab! Stillt eure Sucht, stillt eure Sucht! Schießt in den Kopf! Versengt die Kopfhaut! Die Brühe soll spritzen. Die Seele soll raus. Schmiert sie auf die Über- und Unterführungen. Die Torbögen, die Balustraden! Die Prachtstraßen, es muss spritzen! Die Brühe soll spritzen, zum Himmel, Sterne sollen es werden! Fliehende Sterne! Sterne auf Beinen! Himmel und Erde stehen kopf. Die Menschen tragen leuchtende Hüte. Leuchtende Helme. Wenn eine Armee sich aus dem Mond kämpft, knallt sie ab! Knallt sie ab! Knallt sie ab! Welch ein Spaß! Weg mit den Menschen, weg mit den Sternen. In die Flucht. Allesamt. Jagt sie in die Wolken! In die Erdspalten jagt sie, ins Fleisch, knallt sie ab! Macht noch ein Loch in die Seele! Macht noch ein Loch in den Stern! Die Seele im roten Rock! Die Seele mit dem weißen Gürtel! Die Seele, die in Sportschuhen turnt zu Radiomusik! Wohin du auch fliehst! Wir werden dich holen, aus dem letzten Schlammloch werden wir dich holen, aus dem Fleisch dich reißen. Aus der Luft und aus dem Wasser dich fischen. Knallt sie ab! Knallt sie ab! Stillt eure Sucht! Oh, stillt sie, die Sucht! Das Massaker geschieht in drei Welten. In den Flügeln der Vögel, in den Schuppen der Fische, im feinsten Staub. In zahllosen biologischen Uhren. Flieht! Heult! Lauft! Fliegt! Du kommst nicht über jede Feuerwand. Du kommst nicht über jede Blutlache. Stillt sie, die Sucht! Die Freiheit stillt eure Sucht! Erwürgt die Freiheit und stillt eure Sucht! Die Macht wird siegen, sie ist ewig. Sie wird vererbt, von Generation zu Generation, sie ist ewig. Die Freiheit wird aus der Asche erstehn, von Generation zu Generation aus der Asche. Wie das leichte Schimmern, bevor der Tag kommt. Nein. Kein Licht. Im Utopien- ZK gibt es kein Licht. Unsere Herzen sind schwarz. Schwarz und voll Glut. Wie Krematoriumsöfen. Hier brennen die Träume der Toten. Wir werden sein. Das Regime, das uns beherrscht, wird sein, bald ist der Tag aus. Stillt eure Sucht! Oh, stillt eure Sucht! Noch schreien die Mörder! Kind. Kind, du bist kalt. Du, mit dem Stein in der Hand. Komm, wir gehn heim. Mädchen, deine Lippen sind blass, komm, wir gehn heim. Brüder, Schwestern, euer Hirn auf dem Boden verschmiert, wir gehn heim. Wir gehn leise. Wir gehn drei Fuß über dem Boden. Immer voran, wir werden einen Ort finden und Ruhe. Einen Ort ohne Schüsse. Wir wollen uns verstecken in einem Halm. Einem Blatt. Onkel, Tante, Großmutter, Vater, Mutter, wie weit ist es? Nach Hause? Wir haben kein Haus. Jeder weiß, Chinesen haben kein Haus. Unser Haus ist eine wärmende Sehnsucht. In ihr lass uns sterben! KnalltsieabKnalltsieab! In der Freiheit wollen wir sterben. Gleichheit, Brüderlichkeit, Frieden, verschwommene Wünsche! Solche Wünsche wollen wir werden. Am Horizont stehn und andere in den Tod locken! Es regnet, oder ist es durchsichtige Asche? Lauf, Mutter! Lauf, mein Kind! Bruder, lauf! Brüderchen, lauf! Lauf, Häschen, lauf, von uns beiden darf eines nur sterben. Die Hände der Mörder sind stark! Mörder, liebe, gute Mörder, lasst sie gehen, die Frauen und Kinder, lasst die Frauen und Kinder gehen, lasst die Saat, die Saat der Chinesen. Ich flehe euch an, Mörder! Eure Hand wird nicht schwach? Es werden kommen schlimmere Tage. Knallt sie ab! Knallt sie ab! Knallt sie ab! Stillt eure Sucht! Knallt sie ab …
    weinedochweinedochweinedochweinedochweineweineweineweineweineweineweinedoch!
    Noch bist du nicht ausgemerzt, nutz es! Noch hast du die letzte Kraft, nutze sie! Weineweineweinedoch!
    Dein Weinen soll wandern, zum Radio, zum Fernsehn, zum Radar als Zeuge aller Massaker
    dein Weinen soll wandern, in die Pflanzen, die Pflanzentiere, die Mikroben
    weiße Blumen sollen blühen, Jahr um Jahr trauern um die Toten, trauern um dich
    sie sollen dein Weinen verdrehen, verzerren, das Geschrei des heiligen Krieges soll es überfluten.
    Die Mörder kommen aus dem Osten der Stadt, sie kommen aus dem Westen der Stadt, dem Süden, dem Norden der Stadt
    ihre Stahlhelme glänzen, sie singen im Chor –
    die Sonne geht auf im Osten, die Sonne geht auf im Westen, im Süden, im Norden die Sonne geht auf …
    Bittersommer, verkommene, Menschen singen mit Geistern im Chor –
    Geh nicht nach Osten, geh nicht nach Westen, nach Süden, nach Norden geh nicht
    Wir sind im Licht, doch wir sind blind
    Wir sind auf dem Weg, doch wir

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