Für ein Lied und hundert Lieder
dem Untersuchungszimmer und putzte mich herunter, gleichzeitig machte er sich über mich lustig: »Wenn du so weitermachst, gehst du drauf.«
Im Knast wechselt die Besetzung ein um das andere Mal, mittlerweile war ich einer der Veteranen. Ein neuer alter Zhao, Baby Nr. 7, war ein berühmter Spieler aus Chongqing, er liebte Bücher, tauschte sich gern mit mir über das Blättern in Büchern als Technik der Wahrsagerei aus.
Da wurde Nummer zwei Shentou in die Zelle getragen. Dieser Mensch war ein Mörder, in der Unterwelt der Stadt eine Berühmtheit – und er bildete sich viel auf diese Berühmtheit ein. Als er in die achte Gruppe am Kiefernberg kam, ist er nicht gekrochen, er ist nicht auf den Knien herumgerutscht, er hat sich lediglich vor jedem Einzelnen von dem Diebesgesindel verneigt. Damit, dachte er, ist er über den Berg, aber sie haben ihm die Bettdecke über den Kopf gezogen und ihm eine schlimme Tracht Prügel versetzt. Und da er am ganzen Leib nicht eine heile Stelle mehr hatte, bekamen die Gesindelkönige es mit der Angst zu tun, dass er abkratzen würde, also machten sie Meldung, und er kam in die zweite, in meine Gruppe.
Der Gefängnisarzt rettete ihm das Leben, aber er ist erst nach zwei Tagen wieder zu sich gekommen. Er versuchte krampfhaft, sich aufzusetzen, zog bei Gelegenheit einen kleinen Dieb heran und fragte: »Hast du auch schon einen Namen?«
Baby Nr. 7 sagte: »Der ist immer noch ein Küken.«
Shentou holte Luft: »Ich brauche den Urin eines Jungen.«
Baby Nr. 7 befahl einem jungen Dieb, die Hosen herunterzulassen und Shentou in den Mund zu pinkeln. Shentou hieß daraufhin zuerst »Stinkendes Nachttopfmaul«, später nannte man ihn aber »gute Medizin«. Als er getrunken hatte, legte er sich wieder hin. Auf diese Weise pflegte er sich eine Woche lang und wurde wieder völlig gesund. Wenn er dem Drang zur Selbstdarstellung nicht widerstehen konnte, hielt er die rechte Hand waagerecht, zielte der Reihe nach auf die Felldiebe, machte dabei mit der Zunge knallende Geräusche, und aus dem Nichts heraus gab er das buddhistische Tötungsverbot zum Besten.
An der Wand gegenüber war ein schwarzer Fleck, ich starrte ihn an. Nach einer Stunde ließ ich enttäuscht den Stift fallen, aber ich sah, dass in dem schwarzen Fleck eine Spinne wohnte. Dieses kleine Ding hielt wirklich einiges aus, von der begrenzten Lebenszeit einer Spinne her gerechnet musste eine menschliche Stunde wie ein halbes Jahr sein! Im Gefängnis eine Spinne zu sehen, vor allem eine herabhängende rote Spinne, war ein großer Glücksfall.
Ich wischte die Spinne weg und dachte an Zhang, den Spielerkönig. Er kam hierher, drei Tage, bevor ich offiziell inhaftiert wurde. Der Alte hatte die siebzig überschritten, war hager, hochgewachsen, hatte große Füße und hielt sich sehr gerade, wie ein Brett. Als er den Raum betrat, zog er die Tuchschuhe mit der runden Öffnung aus, ging auf die Knie, betete mit einer Faust in der hohlen Hand, um dann ohne weiteres und flink einmal im Kreis herumzukriechen wie ein Hund. Vor dem Abortkübel legte er die Arme um den Kopf und ging in die Hocke, wo er respektvoll abwartete, was man mit ihm anstellen würde.
Das Diebesgesindel war starr vor Staunen, Baby Nr. 7 platzte anerkennend heraus: »Der Alte hat verstanden, wo es langgeht.«
Mörder zwei krempelte sich die Ärmel hoch und trat vor, bereit für die Formalitäten; überraschenderweise wandte der Weißkopf sich um und gab Anweisungen: »Bruder, du wirst es dir doch nicht zur Gewohnheit machen, so einen alten Knochen wie mich zu schlagen?! Und wenn doch, dann gib acht, dass du dich nicht überanstrengst!«
Shentou kreischte: »Die Regel darf nicht gebrochen werden!«
Der Alte lachte laut: »Ich war fünfmal auf dem Kiefernberg, wenn es um die alten Regeln geht, dann habe ich, Zhang San, sie gemacht!«
Baby Nr. 7 wechselte die Farbe, als er das hörte: »Du bist doch nicht etwa der unter dem fahrenden Volk so berühmte Spielerkönig Zhang San?«
»Stets zu Diensten.«
Baby Nr. 7 beeilte sich, ihm aufzuhelfen: »Großvater, bitte steht auf!«
»Der kleine Bruder da hat gemeint, die Regeln dürften nicht gebrochen werden.«
»Großvater, ihr müsst mich nicht beschämen!« Auf einen Blick von Baby Nr. 7 setzten sich sämtliche Oberen hin und entschuldigten sich.
»Bei Dieben herrscht das Gesetz der Diebe, wir können heute nicht einfach die Formalitäten weglassen, das geht nicht!« Der Spielerkönig Zhang hielt
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