Für eine Nacht
kann ich da nur sagen. Du hast wirklich alles getan, um unsere Tochter zu beschützen.« Er klatschte in die Hände. »Sieht so aus, als schuldeten wir diesem Mann eine Story.«
Sloane schloss die Augen. Sie hatte gewusst, was auf sie zukommen würde. Chase würde ihre wahre Herkunft ans Licht zerren und den größten Knüller seines Lebens landen. Und nachdem dieser erste Schritt zur großen Karriere getan war, konnte er all seine Träume verwirklichen und so leben, wie er es schon immer gewollt hatte. Große Erfolge, keine Familie, keine Verantwortung.
Er würde alles erreichen, was er sich wünschte, während
sie, das Sprungbrett zu seiner Karriere, ihn auf diesem Weg verloren hatte.
»Setzen Sie einen Termin für ein Treffen mit Chase Chandler fest«, wies Michael, dem der Gefühlsaufruhr entging, der in Sloane tobte, Kate an.
Dem sorgenvollen Blick nach zu urteilen, mit dem ihre Stiefmutter sie musterte, wusste Madeline genau, was in Sloane vorging – oder vielmehr in ihrem Herzen. Aber das half Sloane auch nicht weiter. Es gab einen Kummer, den noch nicht einmal die Umarmung einer Mutter lindern konnte.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie, dann betrat Eric das Zimmer. In seinem weißen Kittel und mit dem Stethoskop um den Hals wirkte er jetzt jeder Zoll wie ein kompetenter Arzt.
»Alles in Ordnung mit Ihnen, Sloane?«, fragte er.
Sie nickte, dann stellte sie ihn ihren Eltern vor. Nachdem Eric Michael und Madeline begrüßt hatte, wandte er sich wieder an Sloane. »Draußen steht jemand, der Sie unbedingt sehen möchte. Er war bereit zu warten, bis Sie mit Ihrer Familie gesprochen haben, aber wenn wir ihn jetzt nicht zu Ihnen lassen, fürchte ich, dass er unser Krankenhaus in seine Einzelteile zerlegt.«
»Chase.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
»Ja.« Ein väterliches Lächeln breitete sich auf Erics Gesicht aus.
»Ich weiß nicht, ob es für einen weiteren Besuch nicht ein bisschen früh ist.« Madeline schob sich entschlossen zwischen den Arzt und Sloane. Sie wusste, wie ihre Tochter zu Chase stand, und schien die fürsorgliche Mutter spielen zu wollen. Sloane seufzte. Sie würde mit Madeline ein ernstes Gespräch unter vier Augen führen müssen.
»Sloane?« Eric wartete geduldig darauf, dass sie ihre Entscheidung traf.
»Ihr habt wichtige Familienangelegenheiten zu regeln«, sagte sie zu Madeline, das Wort Familie besonders betonend. »Du musst Dad jetzt zur Seite stehen.«
Und sie alle wussten, was das bedeutete. »Haltet ihr zwei jetzt ruhig eure Krisensitzung ab. Eric soll inzwischen Chase zu mir schicken.« Sloane holte tief Atem. »Keine Angst, ich fühle mich diesem Gespräch durchaus gewachsen«, versicherte sie ihrer Stiefmutter mit mehr Überzeugung, als sie tatsächlich empfand. Die Medikamente machten sie schläfrig und benommen, und die Schmerzen wurden wieder stärker.
Madeline erhob noch ein paar halbherzige Einwände, dann verließ sie mit Michael und Kate im Schlepptau den Raum und ließ Sloane allein. Ihr blieben nur noch wenige Augenblicke, um sich zu überlegen, was sie zu Chase sagen wollte, und um die Kraft aufzubringen, sich endgültig von ihm zu trennen.
Siebzehntes Kapitel
Chase sah Sloanes Eltern aus ihrem Zimmer kommen, aber er gab ihr noch ein paar Minuten Zeit, ehe er an die Tür klopfte. Es fiel ihm schwer, seine Ungeduld zu zügeln, aber er hoffte zuversichtlich, am Ende dafür belohnt zu werden. Als er das Krankenzimmer betrat, raste sein Puls, und das Herz schlug ihm bis zum Hals, doch eine innere Stimme sagte ihm, dass all diese für ihn höchst ungewöhnlichen Empfindungen in diesem Fall ganz normal waren. Wann hatte er denn schon einmal kurz davor gestanden, einer Frau sein Herz zu Füßen zu legen?
Er räusperte sich, dann sah er Sloane an. Zum ersten Mal nahm er sie bewusst wahr, seit er sie ohnmächtig in einer Blutlache hatte liegen sehen. Ihr von schimmernden kupferfarbenen Locken umgebenes Gesicht war immer noch sehr blass. Bei ihrem Anblick wurde ihm warm ums Herz.
»Hallo, Süße.« Er zog die Blumen hinter seinem Rücken hervor, die er im Laden in der Eingangshalle erstanden hatte. »Du weißt wirklich, wie man einem Mann den Schreck seines Lebens einjagt.«
Sloane lachte, doch er kannte sie gut genug, um den gepressten Unterton aus ihrer Stimme herauszuhören. »Kann dir nichts schaden, wenn man dich ein bisschen auf Trab hält.«
Und genau das tat sie ständig. Vielleicht war das einer der Gründe dafür, warum er dieser Frau
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