Für einen Kuss von Frisco
gegeben – trinken bis zum Umfallen, trinken, bis man den Schmerz nicht mehr fühlt.“
In Mias Augen standen Tränen, und sie konnte sehen, dass es Frisco genauso ging, obwohl er sich dagegen wehrte. Er wandte den Kopf ab. Als er nach einigen Momenten des Schweigens wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme zwar wieder fest, aber unendlich traurig.
„Seit meiner Verletzung habe ich das Gefühl, wieder im Albtraum meiner Kindheit gelandet zu sein. Ich bin kein SEAL mehr. Ich habe alles verloren, was mir wichtig war. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, Mia … Nur noch ein halber Mensch, nur noch ein Spielball der Wellen.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe meine Selbstachtung verloren.
Er wandte sich ihr zu, und jetzt war es ihm egal, ob sie die Tränen in seinen Augen sah oder nicht. „Deshalb muss ich es unbedingt schaffen. Deshalb muss ich wieder rennen und springen und tauchen und all die anderen Dinge auf meiner Liste tun können.“ Verzweifelt um Haltung bemüht, fuhr er sich mit der Hand über die Augen. „Ich will mein Leben zurück. Ich will wieder ein ganzer Mann sein.“
11. KAPITEL
M ia konnte nicht anders. Sie musste die Hand nach ihm ausstrecken.
Wie konnte sie Abstand halten von ihm, wo ihr Herz sich nach ihm verzehrte?
Doch Frisco fing ihre Hand ab, noch ehe sie seine Wange berührte. „Du willst das doch gar nicht“, sagte er leise und musterte sie forschend. „Erinnerst du dich?“
„Vielleicht brauchen wir beide einander mehr, als ich dachte“, flüsterte sie.
Er schenkte ihr ein ergreifend schmerzliches Lächeln. „Du brauchst mich nicht, Mia.“
„Doch, ich brauche dich.“ Ein wenig war sie selbst überrascht, dass das stimmte. Sie brauchte ihn, sie brauchte ihn so sehr. Sie hatte es versucht. Sie hatte sich allergrößte Mühe gegeben, sich nichts aus diesem Mann, diesem Soldaten zu machen. Sie hatte Distanz gewahrt, sich unnahbar und gefühllos gegeben, aber irgendwie hatte er dennoch ihre Abwehr durchbrochen und ihr Herz erobert.
Seine Augen schauten so traurig, so warm und freundlich. All sein Zorn hatte sich in Luft aufgelöst, und Mia wusste, dass sie wieder den Mann sah, der er einmal gewesen war. Den Mann, den er über Schmerzen und Verbitterung beinahe selbst nicht mehr kannte.
Sie wusste, dass er wieder so werden konnte. Dass er tief in seinem Inneren immer noch so war. Er musste einfach nur aufhören, sein ganzes Glück und seine Zukunft von etwas abhängig zu machen, was nicht erreichbar war. Das aber konnte sie ihm nicht abnehmen. Das musste er selbst schaffen. Aber sie konnte heute Nacht bei ihm sein, für ihn da sein, ihn fühlen lassen, dass er nicht allein war.
„Was du willst, kann ich dir nicht geben“, sagte er mit heiserer Stimme.
Liebe. Er sprach von Liebe.
„Dann sind wir quitt.“ Mia befreite ihre Hand aus seinem Griff und berührte sein Gesicht. Seine Wangen und sein Kinn waren unrasiert und stachelig, doch das störte sie nicht. Im Moment war es ihr auch egal, ob er sie liebte. „Ich kann dir nämlich auch nicht geben, was du willst.“
Sie konnte ihm nicht dazu verhelfen, wieder ein SEAL zu sein. Wenn sie es allerdings gekonnt hätte, sie hätte es sofort getan.
Langsam beugte sie sich vor und küsste ihn hauchzart auf die Lippen.
Frisco bewegte sich nicht, reagierte nicht. Als sie ihn noch einmal küssen wollte, hielt er sie mit der Hand an der Schulter zurück.
Sie kniete neben ihm auf der Couch. Er betrachtete ihre Beine, ließ den Blick hochwandern zu dem dünnen Baumwollstoff ihres Nachthemds und schließlich zu ihren Augen. „Du spielst mit dem Feuer“, sagte er leise. „Auch wenn ich eine ganze Menge Dinge nicht mehr tun kann, eine schöne Frau lieben kann ich sehr wohl.“
„Vielleicht sollten wir eine neue Liste aufstellen – mit Dingen, die du noch tun kannst. ‚Liebe machen‘ sollte ganz oben stehen.“
„Mia, du solltest jetzt gehen …“
Sie küsste ihn, und er wich zurück.
„Verdammt, du hast doch selbst gesagt …“
Wieder küsste sie ihn, heftiger diesmal, legte ihm die Arme um den Hals, eroberte seinen Mund mit der Zunge. Er erstarrte regelrecht. Mia war klar, dass er ihr so viel Kühnheit nie zugetraut hätte.
Sein Zögern währte jedoch nur den Bruchteil einer Sekunde, dann legte er die Arme um sie, presste sie an sich und erwiderte ihren Kuss. Wild und fordernd, leidenschaftlich und verlangend.
Und obwohl sie sich erst einmal geküsst hatten, unten am Strand, fühlte er sich seltsam
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