Für einen Kuss von Frisco
hatte sie gesagt. Ich weiß, dass du alles dafür tun wirst, um dich wieder als ganzer Mann zu fühlen. Ich weiß, dass du die richtige Wahl treffen wirst.
Du wirst gewinnen.
Aber wenn er nun doch verlor? Was, wenn sein Knie es ihm unmöglich machte, wieder als SEAL zu arbeiten? In seinen Augen gab es nur eine Möglichkeit zu gewinnen: zurück in den aktiven Dienst. Alles andere wäre eine Niederlage.
Mia aber glaubte an ihn.
Er jedoch besaß nicht ihre Zuversicht. Er wusste, wie leicht man verlieren konnte, wenn man die Dinge nicht in der Hand hatte. Und so sehr er es sich auch wünschte – seine Genesung hatte er nun mal nicht in der Hand.
In Friscos Knie begann der Schmerz wieder zu wüten, und er griff nach dem Schmerzmittel auf dem Nachttisch.
Und wünschte, es gäbe ein ebenso effektives Mittel gegen den Schmerz in seinem Herzen.
12. KAPITEL
M ia stand in der Küche an der Spüle, als sie zufällig aufblickte und durch das Fenster Dwayne über den Parkplatz gehen sah.
Schon wegen seiner Massigkeit war er kaum zu übersehen. Außerdem trug er wieder einen seiner gut sitzenden Maßanzüge und eine dunkle Sonnenbrille, die allerdings das Pflaster auf seiner Nase und die Blutergüsse in seinem Gesicht nicht verdecken konnte.
Mia schaute sofort ins Wohnzimmer. Natasha saß auf dem Fußboden und malte, Buntstifte und Papier großzügig rings um sie herum auf dem Fußboden verteilt. So unauffällig wie möglich verriegelte Mia die Wohnungstür und zog die Vorhänge zu.
Dass Dwayne hier auftauchte, konnte kein Zufall sein. Sicher suchte er Frisco. Oder Natasha. Und würde Pech haben, denn beide waren nicht zu Hause.
„Magst du noch etwas Saft?“, fragte Mia die Kleine. „Du weißt, du musst viel trinken, damit du schnell wieder gesund wirst.“
Gehorsam nahm Tasha einen Schluck und widmete sich dann wieder hingebungsvoll ihrem Bild.
Kurz nach elf hatte Frisco an Mias Tür geklopft. Im ersten Moment hatte sie ihn fast nicht erkannt.
Er trug seine strahlend weiße Ausgehuniform, sie saß wie angegossen. Mit den vielen Orden auf seiner Brust bot er ein eindrucksvolles Bild.
Sein Haar war noch feucht vom Duschen und sein Kinn frisch rasiert. Er sah ziemlich unnahbar und dabei ungeheuer männlich aus. Er war ein atemberaubend attraktiver Fremder.
„Du solltest mal dein Gesicht sehen“, bemerkte er lächelnd.
Sie musste lachen. „Sehe ich so verdattert aus?“
In seinen Augen blitzte es begehrlich auf, aber dann senkte er den Blick zur Seite, und Mia entdeckte, dass Tasha neben ihm stand.
„Dürfen wir reinkommen?“
Sie öffnete die Tür ganz und ließ die beiden herein. Natasha ging es schon viel besser. Voller Stolz zeigte sie Mia ihren zweiten Orden, den sie bekommen hatte, weil sie den ganzen Morgen Friscos Regeln beachtet hatte. Und er verlor kein Wort darüber, dass sie auch fast den ganzen Morgen verschlafen hatte.
Dank des Antibiotikums hatte sie kein Fieber mehr und war bereits wieder voller Tatendrang. Frisco berührte Mia im Vorbeigehen kurz am Arm. Das genügte, um ihr Herz schneller klopfen zu lassen und sie daran zu erinnern, wie sie sich erst vor wenigen Stunden geliebt hatten. Und es zeigte ihr, dass auch er daran dachte.
Er fragte, ob sie auf Tasha aufpassen könnte, weil er Sharon in der Entzugsklinik aufsuchen wollte. Deswegen hatte er sich so herausgeputzt. Die Uniform verlieh ihm den Status eines Helden, und das – so hoffte er – würde ihm trotz der Besuchssperre Zugang zu seiner Schwester verschaffen. Er war wild entschlossen, herauszufinden, warum Dwayne hinter ihr her war.
Mia hatte angeboten, Natasha in Friscos Wohnung Gesellschaft zu leisten, aber Frisco sträubte sich dagegen. Er meinte, es mache Mia deutlich weniger Umstände, wenn sie in ihrer eigenen Wohnung bleiben könnte, und obwohl sie ihm versicherte, dem sei nicht so, hatte er sich am Ende durchgesetzt.
Jetzt fragte sie sich natürlich, ob Frisco erwartet hatte, dass Dwayne hier auftauchte? Wollte er deshalb nicht, dass Tasha und Mia in seiner Wohnung blieben?
Mia widerstand der Versuchung, durch die Vorhänge nachzusehen, ob Dwayne die Treppe heraufkam. Sie setzte sich stattdessen zu Tasha auf den Boden. „Was malst du da denn Schönes?“, fragte sie mit erzwungener Ruhe.
Dabei schlug ihr das Herz bis zum Hals. Dwayne würde bei Frisco klingeln und feststellen, dass niemand zu Hause war. Und dann? Würde er bei den Nachbarn läuten, bei ihr? Wie sollte sie Tasha erklären, warum sie nicht
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