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Fuer Elise

Fuer Elise

Titel: Fuer Elise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Melchior
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auch immer - das verschaffte ihr ein paar Sekunden Zeit.
    Spätestens beim dritten Schlag würde das Glas brechen!
     
    "Das Gift der schwarzen Witwe wurde in Zeiten der Gralssuche vorbeugend als Abschreckung gegen Vampire eingesetzt. Für den Vorgang ließen sich Bedrohte von einer Schwarzen Witwe beißen. Das Blut sollte dadurch einen abstoßenden Geruch annehmen. … Dauer der Wirkung: einige Tage… Vorgehensweise kehrte abgewandelt mit Knoblauch wieder, … Spinnenbiss-Todesopfer, starke körperlicher Beschwerden…."
     
    Über ihr ertönte der entscheidende Schlag. Es knirschte, aber diesmal brach das Geräusch nicht ab, sondern veränderte sich. Die Scheibe riss an tausend Stellen gleichzeitig und Elise traf ein Geistesblitz.
    Magnus hatte die richtige Stelle auf dem Dach gewählt. Wenn er jetzt fiel, landete er genau zwischen ihr und dem Fluchtweg aus der Bibliothek!
    Sie packte die Spritze und rannte zur Tür. Über ihr brach das Glas. Scherben regneten zu Boden. Elise rutschte in Socken auf dem Parkett gegen die Falltür und schlug mit der Schulter dagegen. Sie sprang auf. Es gab keinen vernünftigen Grund dafür, dass sie sich nochmals umdrehte.
    In Magnus' schwarzem Haar glitzerten Glassplitter. Er war tatsächlich schneller gefallen, als die Scherben. Jetzt hockte er auf dem Boden. Unverletzt und hochkonzentriert hob er den Blick und ihre Augen trafen sich. Eine Zehntelsekunde sahen sie sich nur an und ein stilles Wissen schien den Abstand zwischen ihren Körpern zu überbrücken, als wären sie zwei Pole, die sich abstießen und doch perfekt ineinander passten.
    Elise fing sich, schlüpfte aus der Falttür und drückte sie hinter sich zu - die Gewissheit im Nacken, dass sie keine Chance hatte.
    Sie stürzte durch den blauen Salon zur Ahnengalerie und zurück ins Wohnhaus. Auf der Treppe rutschte sie, schaffte es aber sich am Geländer festzuhalten. Einen atemlosen Moment lang fühlte sie in sich hinein, ob sie sich mit der Spritze verletzt hatte. Ihr Blick glitt auf ihre Hand. Die Kanüle lag sicher in ihrer Faust. Mühsam stemmte sie sich hoch und versuchte zur Ruhe zu kommen. Warum kam er ihr nicht nach?
    Ihre Knie schmerzten, als sie die Treppe hinunter humpelte. Mit ein paar langen Sätzen war sie durchs Foyer und nahm anschließend die Stufen zum Untergeschoss. Im Vorbeilaufen hieb sie auf die Lichtschalter.
    Dreh dich bloß nicht um…
    Sie ließ sich gegen die Labortür fallen, hoffend, betend, dass Magnus nicht bereits über den anderen Weg zurück war und sie erwartete.
    D ie Höhlentür war verschlossen.
    Mit letzter Kraft schleppte sie sich zu den Käfigen, riss die Decken von den Terrarien und sah einen schwarzen Skorpion unter einem Stück Holz verschwinden. Ihre Hand zitterte, als sie sie ausstreckte und zuckte gleich wieder zurück. Nervös, fuhr sie sich durchs Haar und schluckte. Mit etwas Sicherheitsabstand suchte sie die Beschriftungen der Terrarien ab. In den meisten Kästen konnte man kaum noch etwas erkennen. Sie waren verdreckt oder voller Spinnweben.
    Ein e durchsichtige Plastikschachtel, verwebt, als hätte man gräuliche Wattebäusche hineingestopft, trug die richtige Bezeichnung.
    "Latrodectus tredecimguttatus"
    Elise nahm den kleinen Kasten hoch und drehte ihn im Licht. Von der Spinne keine Spur. Sie musste klein sein, das wusste sie. Also schüttelte sie. War da nicht etwas Schwarzes, ganz hinten im Eck? Elise wendete das Behelfsterrarium noch einmal und tatsächlich - ein kugeliger Körper, aufgebläht und prall kam zum Vorschein. Sie konnte das Zerplatzen vom bloßen Ansehen hören, bei der Vorstellung auf das Tier zu treten. Für einen irrationalen Moment fühlte sie Unsicherheit über ihren Entschluss. Doch dann hörte sie seine Schritte. Er kam die Höhlentreppe heraufgerannt. Sie musste die Entscheidung treffen. Jetzt!
    Magnus hieb von der anderen Seite gegen die Tür. Bei jedem Schlag schien sie mehr nachzugeben.
    "Ich komme, Elise." hauchte er. Aber seine Stimme klang schwach und sie vernahm ein Stöhnen am Ende seiner Worte. Das Pochen verstummte und Elise fragte sich unwillkürlich, ob es ihm gut ging. Es musste das Vampirgift in ihrem Körper sein, das sie so verwirrte.
    Sie schob die Scheibe vom Gefängnis der Spinne und tippte den gummiartigen Körper an, der unter ihrer Berührung nachgab. Gänsehaut lief ihr über den Rücken und das Tier verschwand sofort wieder in seinem Gespinst.
    "Komm schon, du Mistviech." zischte Elise und grub mit dem Fingernagel

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