Für Emma & ewig
Casey einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. “Er wird es wissen.”
Doch eine halbe Stunde später, nachdem Sawyer die Unterhaltung mit Emmas erstaunlicherweise fassungslosem Vater beendet hatte, wurden Caseys schlimmste Befürchtungen bestätigt. Emma hatte gar keine Cousine in Ohio. Soweit Dell wusste, kannte sie überhaupt niemanden in Ohio – weder Verwandte noch Freunde. Irgendwann im Verlauf des Gesprächs hatte Dell begonnen, Casey die Schuld für die Probleme seiner Tochter zu geben, denn schließlich hätte er sie geschwängert. Er war sogar so weit gegangen, zu verlangen, dass man ihm seinen Verlust ersetzen müsse. Seine Frau sei krank, und jetzt wäre auch noch seine Tochter verschwunden.
Casey empfand eine gewisse Erleichterung darüber, dass Emma den Fängen ihres gefühllosen Vaters entronnen war. Wenn er nur wüsste, wo sie war! Dann könnte er sie zurückholen.
Weder er noch sein Vater hatten sich bemüßigt gefühlt, Dell Clark aufzuklären. Hätte Emma gewollt, dass er die Wahrheit wüsste, hätte sie es ihm selbst gesagt. Irgendwann würde es Dell schon dämmern, dass es gar keine Schwangerschaft gab und Emma das nur als Ausrede benutzt hatte, um von ihm hinausgeworfen zu werden – besser gesagt, um zu fliehen.
Aber wovor genau?
Casey hoffte, sie wäre noch nicht allzu weit gekommen und man würde sie bald finden. Verdammt! Er wollte sich wirklich um sie kümmern, so bescheuert das auch sein mochte.
Doch ein paar Stunden nachdem Sawyer die Suchmeldung bei Morgan eingereicht hatte, musste er seinem Sohn schlechte Nachrichten überbringen.
Casey stand gerade draußen am Zaun und starrte auf die schier endlose Wildblumenwiese. Er hatte mit seiner Melancholie die Pferde gelangweilt, die nun anderswo ihr Gras rupften. Die Sonne brannte heiß auf ihn herab, das Gras duftete süß, und der Himmel war von einem unvorstellbaren Blau.
“Case?”
Als er die Stimme seines Vaters hörte, schrak Casey auf und drehte sich um. Er bekam es mit der Angst zu tun, als er seine Miene sah. “Was ist passiert?”
Schnell schüttelte Sawyer den Kopf. “Es ist nichts passiert. Aber Morgan hat bei der Highway Patrol nachgefragt – keiner hat Emma gesehen. Es gibt niemanden, auf den ihre Beschreibung passt. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Es tut mir leid, Case.”
Casey ballte die Hände zu Fäusten und wiederholte laut die Worte, die seit dem Morgen in seinem Kopf widerhallten: “Sie wird schon wieder auftauchen.”
“Das hoffe ich auch, aber … gestern Abend ist auch noch etwas anderes passiert.” Sawyer stemmte die Hände in die Hüften und sah seinen Sohn mit ernster Miene an. “Letzte Nacht ist Ceilys Diner abgebrannt.”
Langsam ließ sich Casey gegen den hölzernen Zaunpfosten sinken. “Und Ceily …?”
“Sie war nicht da. Es ereignete sich mitten in der Nacht, vermutlich als Folge eines Einbruchs.” Sawyer zögerte kurz. “Morgan ermittelt wegen Brandstiftung.”
“Brandstiftung? Aber das hieße ja …”
“Ja. Jemand wollte ihr absichtlich schaden.”
Zusätzlich zu seiner Sorge um Emma war das nur schwer zu verkraften. Ceily wurde von allen in der Stadt geliebt, ihr Diner war ein Wahrzeichen. Und sie war eine gute Freundin.
“Das Seltsame ist”, fügte Sawyer hinzu, “dass das Feuer von einem anonymen Anrufer gemeldet wurde, den man bisher noch nicht identifizieren konnte. Als Morgan zum Brandort kam, war das Feuer bereits außer Kontrolle. Das Gebäude steht zwar noch, doch der Innenraum ist vollkommen hinüber. Auch alles, was nicht verbrannt ist, ist nicht mehr zu gebrauchen.”
Casey war wie betäubt. So etwas wie Brandstiftung kam in Buckhorn eigentlich nicht vor.
Und er wurde normalerweise auch nicht von Mädchen beschuldigt, sie geschwängert zu haben, noch dazu, wenn es gar nicht stimmte. “Ist Morgan okay?”
“Seine Stimme ist etwas angekratzt von dem vielen Rauch, aber ansonsten ist er in Ordnung. Ceily ist natürlich wie vor den Kopf geschlagen. Ich habe schon mit ihr gesprochen und ihr unsere Hilfe zugesagt, aber es wird dennoch eine ganze Weile dauern, bis der Schaden behoben ist und sie ihr Lokal wieder öffnen kann.”
In diesem Moment gesellte sich Honey zu ihnen. Sie war barfuß, und ihr langes blondes Haar flatterte im Wind. Instinktiv legte sein Vater den Arm um sie, küsste sie auf die Schläfe und murmelte: “Ich habe es ihm gerade gesagt.”
Honey nickte. “Es tut mir leid, Casey. Momentan hat Morgan mit den Ermittlungen alle
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