Für Emma & ewig
Gedanke daran, dass sie mit anderen Männern schlief, war schrecklich für ihn – war es immer gewesen.
“Ich werde nur kurz in der Stadt sein, und mich nur um der guten alten Zeiten willen auf eine Affäre einzulassen steht nicht auf meiner Tagesordnung.”
“Wieso nicht?” Die Bezeichnung “Affäre” gefiel ihm in diesem Zusammenhang gar nicht – er wollte einfach nur haben, was er begehrte. Und er begehrte sie sehr.
Sie krauste die Nase. “Jetzt komm schon, Case. Wir sind beide älter, schlauer und reifer geworden.”
“Was bedeutet, dass wir endlich angemessen auf die Anziehungskraft zwischen uns reagieren sollten. In dem Moment, in dem ich dich wiedererkannt habe, Emma, habe ich sie sofort wieder gespürt.” Er tippte sich an den Kopf und betrachtete sie. Es hatte ihn beinahe aus den Schuhen gehauen.
Sie sah ihn einen Moment lang an, dann wandte sie den Blick ab und sah die Straße hinunter. “Weißt du, ich habe vergessen, wie schön es am Morgen in Buckhorn ist. In meiner Wohnung in Chicago höre ich nicht die Vögel zwitschern oder sehe Eichhörnchen die Bäume raufklettern. Die Luft hier ist so sauber, sie hat fast dieselbe Wirkung auf mich wie der Kaffee. Alle diese Gerüche und Geräusche hatte ich vergessen.”
Er hatte nichts vergessen – sosehr er sich auch bemüht hatte. Ärger grummelte in ihm – bis sie weitersprach.
“Und ich hatte auch fast vergessen, welche Wirkung du auf mich hast.” Ihr Lächeln wirkte ein wenig traurig, ihr Blick sehnsüchtig. Sie pflückte eine dicke Kleeblüte und drehte sie zwischen den Fingern. “Ich habe dein T-Shirt behalten, wusstest du das?”
Emma dabei zu beobachten, wie sie die Umgebung genoss, und ihre Stimme zu hören war für Casey mehr wert als die Berührung einer anderen Frau. Er wollte am liebsten mit ihr in den Wald gehen und ihr die Kleider vom Leib reißen – wenn sie es auch wollte.
Doch sie wollte nicht.
Ihre Schutzlosigkeit, wegen der er als Teenager seine Triebe mühsam unter Kontrolle gehalten hatte, war nicht mehr da. Doch etwas anderes hatte sie ersetzt, das ihn ebenso sehr zurückhielt. Er nahm ihre Hand. “Welches T-Shirt?”
“Das du mir in der Nacht gegeben hast, in der ich weggegangen bin.”
“In der du dich davongestohlen hast.”
“Das ist eine Frage der Formulierung.” Ihr schiefes Lächeln faszinierte ihn. “Es roch nach dir, und so konntest du bei mir sein, ohne bei mir zu sein. Weißt du, was ich meine?”
Er nickte. “Es war etwas Vertrautes.”
“Du warst es. Ich habe es immer noch, obwohl es schon lange nicht mehr nach dir riecht.”
Die Vorstellung, wie sie jede Nacht sein T-Shirt umarmt hatte, brannte in ihm. “Verbring heute Nacht bei mir”, sagte er heiser, “und ich gebe dir meine ganze verdammte Garderobe mit.”
Sie lächelte, doch ihre Augen lächelten nicht mit. “Wenn ich die Nacht mit dir verbringen würde, Casey, dann würde ich nicht mehr gehen wollen.”
Ihre Ehrlichkeit überraschte ihn – und das war ihm wohl anzusehen. Sie drückte kurz seine Hand.
“Ich möchte dich nicht in Verlegenheit bringen, wirklich nicht. Ich bitte dich auch um nichts, denn ich brauche nichts. Ich habe mein Leben und bin glücklich. Doch du warst immer meine ultimative Fantasie, und ich habe das Gefühl, aus einer Fantasie Realität zu machen wäre einfach keine gute Idee.”
Fantasie? Unsinn. “Wieso?” Man könnte sich doch ruhig ein wenig gehen lassen.
“Weil es die Dinge verkomplizieren würde. Und ich werde nicht lange genug hier sein, um mich auf etwas Kompliziertes einlassen zu können.”
Vieles von dem, was sie sagte, verstand er nicht. Ihre Fantasie? Er wollte nicht die Fantasie von irgendjemandem sein, sondern ihre Realität. Und zwar im Bett.
Alles andere … nun ja. Er bezweifelte, dass er Emma jemals wieder vertrauen könnte. Er hatte ihr Retter, ihr Beschützer sein wollen – und sie war einfach abgehauen. Und hatte sich nicht ein Mal gemeldet in der langen, einsamen Zeit danach. Erst war er krank vor Sorge gewesen, dann sauer, jetzt verbittert.
Doch sie war wieder da, und all diese Emotionen traten hinter seiner sexuellen Begierde zurück – zumindest war das ein Gefühl, das leicht zu verstehen war. “Du bist gerade erst angekommen und sprichst schon davon, wieder weg zu sein. Wie lange wolltest du denn bleiben?”
Sie zuckte die Achseln. “Damon hat sich eine Auszeit genommen. Er kann so lange bleiben, wie ich möchte.”
“Eine Auszeit von was?” Damon Devaughn
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