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Für hier oder zum Mitnehmen?

Für hier oder zum Mitnehmen?

Titel: Für hier oder zum Mitnehmen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ansgar Oberholz
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Toilettenpapierspendern ab, deren Oberfläche zum Auslegen von pulverförmigen Drogen geeignet ist. Er habe entsprechende Erfahrung, »die Dinger bauste bald wieder ab«, prophezeite er mir. Nicht einmal Toilettendeckel würde man aus besagtem Grund in den Clubs, die er betreut, verwenden. Ich hatte nicht auf ihn gehört, das könnte sich nun rächen.
    Eine der Kabinen in der Herrentoilette ist, wie zu erwarten war, verschlossen. Einen Moment halte ich inne. Ich höre Feuerzeuganschnipsen, wieder und wieder. Und ich höre jemanden stöhnen. Junkies, Gespenster, hysterische Mitarbeiter, damit ist jetzt ein für allemal Schluss.
    Ich hämmere an die verschlossene Kabinentür und rufe mit lauter Stimme: »Drogenkonsum ist hier verboten! Ich rufe jetzt die Polizei!«
    In der Kabine ist es still geworden, ein ungutes Gefühl beschleicht mich. Nach einer kurzen Pause brüllt der Insasse der Kabine hörbar erregt: »Man wird doch wohl noch auf dem Klo rauchen dürfen, wozu habt ihr denn sonst Aschenbecher hier drinnen?«
    Das klingt absolut authentisch und echt. Verschämt und ohne eine Entschuldigung auszusprechen, ziehe ich mich aus den sanitären Anlagen zurück. Trüge ich einen Schlips, so würde ich diesen nun lockern und den obersten Hemdknopf öffnen. Von Aschenbechern hatte Klamotte nicht gesprochen.
    Das völlig hysterische Verhalten meiner Mitarbeiter bringt mich dazu, die wenigen echten Gäste, die wir haben, grundlos zu vergraulen. Wenigstens kann ich übersinnliche Faktoren für diese Geschichte nun ausschließen.
    Langsam gehe ich die Treppe hinab. Bevor ich unten ankomme, fragt mich Milena argwöhnisch: »Und?« Sie spricht es in Versalien aus. Dolores sitzt auf Magnus’ Schoß, sie sind engumschlungen.
    »Tja, wie ich es geahnt hatte, ein Junkie«, erwidere ich matt. Falsch ist diese Information nicht, denn von einer schweren Nikotinsucht kann mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgegangen werden.
    Stirnrunzeln bei Milena. »Du wirkst aber mehr wie Dolores nach der Begegnung mit der SS -Putzfrau als nach einem Zusammentreffen mit einem Junkie.«
    »Der Umgang mit Süchtigen ist nicht erbaulich, deshalb sehe ich vielleicht ein wenig erschöpft aus. Nun auf zu neuen Taten! Jetzt geht es endlich in den Keller!«
    »Und der Junkie?«, will Milena wissen.
    »Den habe ich rausgeschmissen. Der wird gleich gehen.«
    Ich nicke Aurinia auffordernd zu, Dolores hüpft behände von Magnus’ Schoß, ich setze mich in Bewegung in Richtung Untergeschoss. Als ich in der Küche nach links zur Kellertreppe abbiege, schaue ich nach hinten, um mich zu versichern, dass die beiden mir folgen. Sie folgen mir. Aber auch Magnus, Milena und Shanti. Abrupt bleibe ich stehen.
    »Nur Dolores und Aurinia kommen bitte mit in den Keller. Die anderen gehen zurück an ihre Plätze.«
    Ich wundere mich über meine mutige Ansage und noch mehr darüber, dass sie ohne Diskussion befolgt wird. Ein enttäuschtes Murren lässt sich hören, aber die drei verlassen die Gespensterkarawane. Mein unerschrockenes Eingreifen auf der Toilette hat meiner Person offensichtlich Autorität eingebracht.
    Bereits beim Abstieg in den Keller bemerke ich eine Wesensveränderung bei Aurinia und auch bei Dolores. Die beiden verhalten sich still und gefasst, als gingen sie in die Kirche. Am unteren Treppenende bleiben wir stehen. Aurinia bittet Dolores, ihr alles ganz genau zu erzählen, und will wissen, wo die Erscheinung exakt aufgetreten ist.
    Der Keller wirkt noch enger und maschinenraumhafter als sonst. Wir gehen zum Durchgang zwischen Trockenlager und Bierkeller und bleiben an der zugemauerten Verbindung zum Nachbargebäude stehen.
    Dolores und Aurinia sprechen konzentriert und leise miteinander, Dolores zeigt hin und wieder auf die Stelle, an der das Gespenst stand. Ich bilde mir ein, dass es hier sonst heller ist, aber das Licht ist nicht dimmbar. Die Bierfasskühlung, in der die angezapften Bierfässer gelagert werden, steht ein wenig offen, ich verschließe sie. Die Stromabrechnung kommt glücklicherweise erst am Jahresende.
    Ich bemühe mich, so gelassen wie möglich zu sein und beginne, ein paar leere Weinkartons zu zerreißen, um die kleinen Weinkartonstücke platzsparend in die Papiermülltonne zu schmeißen, die am Durchgang zum Bierkeller steht. Dolores und Aurinia schauen mich böse an, also lasse ich das wieder sein und trete zu ihnen. Sie haben viel zu besprechen.
    »Jedenfalls Frau sehen genau aus wie böse Nazi und auch wie böse Putzfrau. Alles

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