Fuer immer 2 - die Liebe
der Mitte und Griffon erscheint auf einer hell erleuchteten Bühne vor Hunderten von Menschen. Er trägt ein dunkelrotes Hemd, und als er sich bewegt, erkenne ich an seinem Hals das schwarze Band, an dem immer sein Ankh hängt. Mit klopfendem Herzen schaue ich zu, wie er ungezwungen auf der Bühne auf und ab geht, während er spricht, und sehe dann und wann die kleinen Grübchen neben seinem Mund, wenn er einen Scherz einstreut und die Zuschauer zum Lachen bringt. Ich bin so fasziniert, diesen selbstbewussten, fast erwachsenen Griffon zu sehen, dass ich von dem, was er sagt, so gut wie nichts mitbekomme. Noch ehe der Vortrag zu Ende ist, klicke ich auf das rote X, und Griffon verschwindet vom Bildschirm – genauso unvermittelt wie aus meinem Leben.
Ich sitze immer noch da und starre auf den dunklen Computer, als Drew den Kopf um die Ecke steckt und zwei Hemden hochhält. Eines davon ist beinahe in demselben Rotton wie das Hemd, das Griffon in dem Video anhatte. »Welches gefällt dir besser?«, fragt er.
»Das grüne«, antworte ich, ohne zu zögern.
Als wir auf den Fahrstuhl warten, fällt mein Blick auf den großen Spiegel im Flur, und ich muss zugeben, dass wir ein richtig gutes Paar abgeben. Drew in dem grünen Hemd, das einen interessanten Kontrast zu seinen blauen Augen bildet, und ich in schickem Kleid und Pumps, was den Altersunterschied zwischen uns ein wenig kaschiert. Rein äußerlich sehen wir tatsächlich wie füreinander geschaffen aus.
»Also, wohin fahren wir?«, frage ich, als wir draußen darauf warten, dass sein Wagen zum Vordereingang gebracht wird.
»Ins Coi, denke ich.« Drew steckt dem Parkwächter eine gefaltete Banknote zu und öffnet die Beifahrertür des Bugatti für mich. Ich schaue zu, wie er um den Wagen herumgeht, und sehe den Parkwächter lachen, als Drew einen kleinen Scherz macht. Er scheint immer so mühelos jede Situation im Griff zu haben. »Ich muss vorher noch kurz woanders vorbei, ist das okay?«
Ich lehne mich zurück ins weiche Leder. »Klar, kein Problem.« Ich habe mir fest vorgenommen, diesen Abend zu genießen. Mir keine Sorgen über Veronique und die gestohlene Formel zu machen. Nicht an Griffon zu denken oder an Giselle. Nur Drew und ich und ein eleganter Sportwagen, in dem wir durch San Francisco cruisen.
Als wir auf die Embarcadero einbiegen, wirft die tief stehende Sonne schon lange Schatten. Trotz der fortgeschrittenen Stunde sind dort noch jede Menge Jogger und Touristen unterwegs. »Warst du in letzter Zeit mal im Fährhaus?«, fragt Drew, als wir daran vorbeifahren. »Dort gibt es ein paar tolle neue Restaurants.«
»Nein.« Ich werfe einen Blick aus dem Fenster, und plötzlich fällt mir ein, dass wir in meinem Leben als Clarissa bei unserer Ankunft in San Francisco genau hier angelegt haben. Dort drüben ist das Dock, an dem unser Gepäck an Land gebracht wurde, einschließlich meines zertrümmerten Cellos. »Ist schon ewig her, dass ich dort war.«
Drew schaut mich kurz von der Seite an, sagt aber nichts. Dann fahren wir eine Weile schweigend weiter, ich schaue aus dem Fenster und betrachte die Menschen auf den Gehwegen. Irgendwann fällt mir auf, dass wir anscheinend auf dem Weg zum Jachthafen sind. »Wohin fahren wir denn eigentlich?«
»Es gibt da etwas, das ich vielleicht kaufen möchte«, sagt Drew geheimnisvoll und tätschelt ein wenig nervös den Schaltknüppel. »Aber ich würde gern erst deine Meinung dazu hören.«
»Warum?« Ich kann mir kein Geschäft vorstellen, zu dem er meine Meinung bräuchte.
»Weil es dich unter Umständen auch betrifft.« Er lächelt ein bisschen unsicher. »Du wirst schon sehen.«
Lange brauche ich nicht mehr zu rätseln, denn kurze Zeit später parkt er den Wagen direkt vor der großen Strandwiese. Er kommt zur Beifahrerseite, um mir beim Aussteigen zu helfen, und in meinem ungewohnten Outfit bin ich dafür ausnahmsweise dankbar. Ich schaue mich um, sehe aber nur Boote und Wasser. »Hier?«
»Ja, hier«, sagt er, nimmt meine Hand und führt mich den Gehweg entlang, vorbei an einem kleinen Steinhäuschen, dann über eine schmale weiße Brücke und hinaus auf einen der Stege, unter dem ich die sanfte Bewegung der Wellen spüre. Ein Typ im Anzug steht vor der größten Jacht weit und breit und winkt zu uns herüber. »Ah, da ist er ja«, sagt Drew.
Als wir ihn erreicht haben, klopft Drew ihm auf die Schulter: »Hey, Sandoval, darf ich vorstellen: Das ist Cole, ich habe dir ja schon von ihr
Weitere Kostenlose Bücher