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Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
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atemlos. »Der ist toll!«
    Es war »You Really Got Me« von den Kinks. Die sägenden Gitarren und das treibende Schlagzeug ließen die Leute außer Rand und Band geraten, sie wedelten mit den Armen und grölten den Refrain mit. Immer und immer wieder lief dasselbe Stück, und mit jedem Mal wurde Roy verwegener, bis er tatsächlich glaubte, er könne das Mädchen haben, das er begehrte. Er tanzte ganz dicht an Jane heran, sie packte seine Hände und hielt sie hoch in die Luft, während sie die Hüften im Rhythmus der Musik schwang. Er ahmte ihre Bewegungen nach, und sie tanzten so nah, dass ihre Becken sich beinahe berührten.
    Girl, you really got me going …
    Als die Sonne unterging und es dunkel wurde, zündete Prue Kerzen und Lampions an, und die Musik wurde langsa mer. Jane legte Roy die Hände auf die Schultern und schmieg te sich an ihn. Ihm blieb die Luft weg, und er brachte kein Wort heraus, als er ihr zärtlich die Hände um die Taille legte. Es war, als berührte er das kostbarste Porzellan, und ihm wur de bewusst, dass seine Hände vom vielen Arbeiten ganz rau, waren, aber das schien ihr nichts auszumachen. Es schnürte ihm die Kehle zu, als sie sich an ihn drückte, und ihn überkam ein unglaubliches Gefühl. Es war nicht nur Begierde, die natürlich auch in ihm tobte, es war die Verblüffung darüber, dass sein kühnster Traum wahr geworden zu sein schien.
    Jane schloss die Augen, legte ihren Kopf an seine Schulter und wiegte sich zur Musik. Er wagte nicht, sich zu rühren, aus Angst, den Traum zu verscheuchen. Er dachte nicht an Marie und daran, was sie sagen würde, wenn sie ihn jetzt sehen könnte. Nichts sollte diesen Augenblick verderben, für den Fall, dass er so etwas nie wieder erleben würde.
    Schließlich öffnete sie die Augen und schaute ihn verträumt an. »Komm mit«, flüsterte sie und nahm ihn an der Hand. Während die Sonne endgültig im Meer versank, führte sie ihn hinter die Hütten. Die Stimmung war inzwischen sehr ausgelassen, und niemand bemerkte, dass sie sich von der Party fortstahlen.
    »Halt mich ganz fest«, flüsterte sie im Dunkeln.
    Als er sie in die Arme nahm, war sein Hals trocken, der Schweiß brach ihm aus. Sein Puls dröhnte ihm in den Ohren. Er hatte das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen, als sie ihre Lippen auf seine legte.
    Davon hatte er die ganze Zeit geträumt. Er wünschte, es würde nie aufhören. Nichts konnte schöner sein, als sie in den Armen zu halten. Er atmete den Duft ihrer Haare ein. Sie fühlte sich so warm an, so weich. Zärtlich streichelte er ihren Rücken, während er sie küsste. Seine Nervosität war wie weggeblasen. Es fühlte sich so natürlich an, als wären sie füreinander geschaffen.
    Plötzlich riss sie sich los. Sie wirkte total unglücklich und hatte Tränen in den Augen.
    »Tut mir leid, Roy«, flüsterte sie.
    »Was ist denn los?«, fragte er entgeistert. War er zu weit gegangen? Hatte er sich zu viele Freiheiten genommen und sie verschreckt?
    Doch sie schüttelte nur den Kopf und ging.
    Roy stand da wie vom Donner gerührt. Er ballte die Fäuste. Was hatte er denn getan? Es hatte sich so selbstverständlich angefühlt. Sie hatte es doch sicherlich auch gespürt, dieses wunderbare Prickeln – es war, als hätten sie sich in einer Seifenblase befunden, nur sie beide. Aber nein, offenbar hatte sie nicht dasselbe gefühlt wie er. Sie hatte gar nicht schnell genug von ihm wegkommen können.
    Plötzlich fröstelte er in der feuchten Abendluft. Er konnte unmöglich auf die Party zurück. Er wollte sie nicht sehen, nicht in ihren Augen nach einer Erklärung suchen. Er schäm te sich. Dabei hatte er sich ihr doch überhaupt nicht aufgedrängt. Sie hatte ihn hinter die Hütten geführt, sie hatte ihn gebeten, sie ganz festzuhalten, sie hatte ihm ihre Lippen dar geboten. Niemals hätte er von sich aus gewagt, sie zu küssen! Hatte er die Zeichen falsch gedeutet? Was hatte er getan, das sie so abstoßend gefunden hatte?
    Zu seinem Entsetzen spürte Roy, wie ihm die Tränen kamen. Er biss die Zähne zusammen, um sie zu unterdrücken.
    Der Wind war stärker geworden und blies ihm vom Meer her entgegen, als er sich auf den Heimweg machte. Er ging hinter den Hütten entlang, damit niemand bemerkte, wie er sich verdrückte, während er die Arme um sich geschlungen gegen die Kälte, das Gefühl ihrer samtenen Haut auf seiner Haut zu vergessen suchte.
    Um zehn nach elf traf Jane bei ihrem Anwalt in Fitzrovia ein. Sie hatte ein neues Kleid an und

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