Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
Vom Netzwerk:
Teller mit Omelett hin. Ein perfekter gelber Halbmond, gesprenkelt mit frisch gehackter Petersilie und Schnittlauch aus dem Garten. Eine Handvoll Kirschtomaten aus dem kleinen Gewächshaus. Und ein Glas kühler Weißwein.
    »Vielen, vielen Dank«, sagte Jane und nahm nachdenklich ihr Besteck. Eine Kreuzfahrt im November. Das klang ideal. Dann wäre sie meilenweit weg, wenn ihre Geschichte in den Medien erschien. Dann würde sie in einem Liegestuhl in der Sonne liegen, während die Leute in England sich das Maul zerrissen.
    Sie schaute Roy an. Er beobachtete sie aufmerksam. Wahrscheinlich wartete er darauf, dass sie einen Kommentar zu dem Omelett machte. Aber er errötete und wandte sich ab, als ihre Blicke sich begegneten. Seltsam, dachte sie, aber vielleicht war er sich unsicher, was seine Kochkünste anging.
    »Roy«, sagte Jane. »Gib mir bitte eine ehrliche Antwort. Ich verstehe es gut, wenn du Nein sagst. Aber diese Kreuzfahrt … Könntest du vielleicht eine Reisebegleiterin gebrauchen?«

12
    Der Gezeitentümpel
    Alison war ganz und gar nicht überzeugt gewesen, als Mike vorgeschlagen hatte, den ersten Urlaub mit Chayenne in Everdene zu verbringen. Noch weniger war sie begeistert gewesen, als er stolz verkündet hatte, er habe eine Strandhütte gemietet. Urlaub an der britischen Küste? Da stellte sie sich Leute mit Kiss-me-Quick- Hüten vor und Männer mit fetten Wampen in Liegestühlen. Alison wollte nach Mallorca, aber Mike hatte befürchtet, es könnte für Chayenne eine traumatische Erfahrung werden, wenn sie ins Ausland reisten – viel leicht bekam ihr der Flug nicht, oder die Hitze oder das Essen. Alison dachte sehnsüchtig an die hübsche Villa in Puerto Pollensa, die sie schon ein paarmal gemietet hatten, sagte jedoch nichts. Wahrscheinlich hatte Mike recht. Bisher hatte er mit allem recht behalten, was Chayenne anging. Er schien instinktiv zu wissen, was sie brauchte. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum die beiden so aneinander hingen. Und warum Alison sich immer vorkam wie das fünfte Rad am Wagen.
    Sie hatte damit gerechnet, dass es schwierig werden würde. Schließlich hatten sie eine Menge Hürden überwinden müssen, und man hatte ihnen immer wieder klargemacht, dass eine Adoption kein Zuckerschlecken war. Bewerbung, Beurteilung, Vorbereitungskurse, Beratung, Empfehlungen. Endlose Gespräche mit Sozialarbeitern. Formulare ohne Ende. Bis Alison und Mike schließlich, zwei Jahre nach der Erkenntnis, dass sie niemals eigene Kinder haben würden und dass Adoption der richtige Weg für sie war, die Eltern von Chayenne wurden.
    Chayenne war sieben Jahre alt. Sie hatte ihr Leben mit einer manisch-depressiven Mutter verbracht, in einem herun tergekommenen, verdreckten Haus, das bis unters Dach vollgestopft war mit Müll, den ihre Mutter gesammelt hatte. Selbst jetzt noch flippte Chayenne regelmäßig aus, wenn Alison versuchte, sie zum Duschen zu überreden. Schon eher erklärte sie sich zu einem Wannenbad bereit, aber das Wasser durfte nicht tiefer als zehn Zentimeter sein. Zwar fand Alison, dass man vom Herumsitzen im eigenen Schmutzwasser nicht gerade sauber wurde, aber sie musste geduldig sein.
    Leider war das noch nie ihre Stärke gewesen. Sie gab sich alle Mühe, ruhig und gelassen zu wirken, aber innerlich hätte sie die meiste Zeit einfach schreien können. Als erfolgreiche Immobilienmaklerin mit einem großen eigenen Büro erwartete sie, dass man sie fragte »Wie hoch?«, wenn sie sagte »Spring!«.
    Na ja, als ehemalige Immobilienmaklerin. Sie und Mike hatten vereinbart, dass sie Urlaub nehmen würde, sobald Chayenne kam. Und zwar genauso lange, wie der Mutterschaftsurlaub gedauert hätte, wenn sie selbst ein Kind bekommen hätte. Drei Monate waren jetzt um; die restlichen sechs dehnten sich endlos lang vor ihr aus.
    Alison hatte nicht damit gerechnet, dass es ihr so gehen würde. Sie hasste sich dafür, dass sie das alles so kompliziert fand. Sie war sich ganz sicher gewesen, dass sie an der Aufgabe wachsen würde, auch wenn alle möglichen Leute ihr versichert hatten, es würde die schlimmste Prüfung ihres Lebens werden. Alison hatte sich noch nie vor einer Herausforderung gedrückt. Aber jetzt war sie von Tag zu Tag weniger zuversichtlich. Sie fing sogar schon an, an ihrem eigenen Urteilsvermögen zu zweifeln. Es ging so weit, dass sie sich fast schon vor Chayenne fürchtete, davor, wie sie sich verhalten, wie sie reagieren würde.
    In dem Maße, wie Alisons Selbstvertrauen

Weitere Kostenlose Bücher