Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer

Titel: Für immer am Meer - Henry, V: Für immer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Henry
Vom Netzwerk:
hören.
    »Alle treffen sich im › Ship ‹ «, sagte sie. »Da ist heute Abend frei saufen.«
    Mit »alle« meinte sie natürlich Marky Burns und seinen Anhang. Und das freie Saufen schien hauptsächlich für Florence zu gelten, die den ganzen Abend Smirnoff Ice trank, als wäre es die allerletzte Gelegenheit ihres Lebens. Und die es genoss, vor ihrem neu gewonnenen Publikum Hof zu halten. Harry blieb, bis er es nicht länger ertragen konnte. Bis er sah, wie Marky Florence gegen die Wand drückte, ihr ein Bein zwischen die Schenkel zwängte und die Hüfte provozierend gegen ihr Becken schob. Sie lachte ihn an und drehte sich kokett eine Haarsträhne um den Finger.
    Sie war nichts anderes als ein Groupie, das sich jedem Promi an den Hals warf. Falls man Marky überhaupt als Promi bezeichnen konnte. Wenn der Typ ein internationaler Superstar gewesen wäre, hätte Harry Florence ’ Anbiederei ja vielleicht noch verstehen können, aber er konnte sich nicht mal an den Namen der Band erinnern, deren Sänger Marky gewesen war.
    Das Problem war, dass er sie trotzdem nicht weniger begehrte. Und plötzlich schien sich alles um ihn herum zu drehen. Zu viel Sonne und zu viel Alkohol. Er brauchte dringend frische Luft und kämpfte sich durch die Menge nach draußen. Der Kneipenlärm wurde leiser, als er die Tür hinter sich schloss. Er spürte den Wind im Gesicht und dachte an das kleine Zimmer, das nicht weit entfernt vergebens auf sie wartete, an den Sekt, der nun schal wurde, an die Pralinen, die in der Hitze vor sich hin schmolzen.
    Er hielt immer noch eine Flasche Smirnoff Ice in der Hand. In einem plötzlichen Wutanfall schleuderte er sie ge gen die Steinmauer, die den Vorplatz des Pubs von der Straße trennte. Entgeistert sah er sie in tausend Scherben zerspringen. So etwas hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht getan. Er hätte nach drinnen gehen, sich einen Besen suchen und die Scherben zusammenfegen müssen, damit niemand sich daran verletzen konnte, aber er war zu betrunken. So betrunken, dass er fürchtete, er könnte jeden Moment einfach schnurstracks auf Marky Burns zusteuern und ihm mal ordentlich die Fresse polieren. Er musste dringend nach Hause.
    Harry ging in Richtung Strand. Jedesmal, wenn die Tür des Pubs sich öffnete, drang Musik und Gelächter heraus, wie um ihn zu verspotten. Er stellte sich vor, wie Florence Marky küsste. Von Rechts wegen müsste er sie jetzt küssen!
    Vor der Tür der Hütte blieb er stehen. Seine Großmutter war noch auf, sie saß vor dem kleinen tragbaren Fernseher und sah sich einen Film an. Er stolperte hinein.
    »Harry! Alles in Ordnung, mein Lieber?«, fragte sie besorgt.
    »Zu viel Sonne«, murmelte er nur.
    Sie stand auf. »Ich hole dir mal ein Glas Wasser.«
    »Lass nur. Ich will nur … schlafen.«
    Er schob sich an ihr vorbei, wusste, dass er sich ruppig benahm. Aber wenn er das nicht tat, würde er entweder vor ihr kotzen oder heulen oder beides. Harry warf sich auf sein Bett und schaffte es gerade noch, die Schuhe von den Füßen zu streifen und sich die Decke über den Kopf zu ziehen. Am nächsten Morgen würde er sich hundeelend fühlen.
    Hundeelend war gar kein Ausdruck. Er wusste nicht, was ihm mehr wehtat, der Kopf oder das Herz. Wenn er den ganzen Nachmittag in der prallen Sonne verbrachte, bekam er immer einen Sonnenstich – daran hätte er denken sollen. Er drehte sich um und schlief wieder ein.
    Um elf wurde Harry wach, als seine Großmutter ihm eine kühle Hand auf die Stirn legte. In der anderen Hand hielt sie ein großes Glas Wasser.
    »Ich werde dich nicht mit Fragen löchern. Aber gestern Abend ging es dir ziemlich schlecht.« Sie reichte ihm zwei Tabletten und das Glas Wasser.
    Er setzte sich auf, schluckte dankbar die Tabletten und hoffte inständig, dass er sie gestern Abend nicht gekränkt hatte.
    »Ich war doch nicht … grob zu dir, oder?«
    Jane lachte. »Nein, nein, überhaupt nicht.« Sie sah ihn forschend an. »Florence?«
    Anstatt ihr zu antworten schloss er die Augen und stöhnte.
    »Sag mir, ich soll mich da raushalten, wenn du das möchtest. Aber falls du eine Schulter zum Ausheulen brauchst …«
    Seine Großmutter war einfach unglaublich. Sie verstand immer, was in einem vorging, und fand immer die richtigen Worte.
    »Ich hätte nie gedacht, dass es so schlimm sein könnte«, sagte er. »Und das Komische ist, dass ich sie noch nicht mal so toll finde. Ich meine, sie ist eine totale Angeberin. Und oberflächlich. Das sehe ich jetzt

Weitere Kostenlose Bücher