Für immer - Blue

alten Bedürfnisse und Verletzungen zurückkehrten.
    Aber er fühlte nichts dergleichen.
    Nur den Drang‚ zurück in den Innenhof zu gehen‚ wo Lucy Tait auf ihn wartete.
    „Jenny Lee‚ es tut mir leid“‚ sagte er und entwand seine Hand sanft ihrem Griff‚ „aber ich kann nicht zum Dinner bleiben. Ich muss los.“
    Während ihr Lächeln verblasste‚ entdeckte Blue die Sorgenfalten in ihrem sonst so glatten Gesicht. Und als sie wieder lächelte‚ merkte er‚ dass es gezwungen und unnatürlich war.
    Blue blickte in die Runde. Die Frauen lauschten so gebannt‚ als würde eine Folge ihrer Lieblingsseifenoper laufen. Was immer Jenny Lee sagen wollte‚ sie konnte es nicht vor Publikum tun.
    „Natürlich kann ich wirklich nicht gehen‚ ohne wenigstens ein Mal getanzt zu haben“‚ sagte Blue. Er wusste‚ dass sie ihm auf der Tanzfläche erzählen würde‚ worüber sie sich Sorgen machte.
    Erleichtert sah Jenny Lee ihn an. „Natürlich“‚ erwiderte sie und ließ sich von ihm in die Mitte des Saals führen. Die am Tisch sitzenden Frauen beobachteten sie immer noch‚ aber wenigstens konnten sie ihnen nicht zuhören.
    „Ist alles in Ordnung?“‚ fragte Blue. Mit Jenny Lee zu tanzen war seltsam‚ nachdem er Lucy im Arm gehalten hatte. Lucy war fast genauso groß wie er‚ es passte perfekt; Jenny Lee war viel kleiner. Er kam sich ungelenk vor‚ als müsste er sich verbiegen‚ um mit ihr zu reden.
    „Ich weiß nicht‚ was los ist“‚ erklärte Jenny Lee. „Gerry benimmt sich seit einigen Tagen so merkwürdig … Er ist beunruhigt und ärgerlich. Ich habe keine Ahnung warum. Das Geschäft läuft besser denn je. Er hat sich gerade ein neues Auto gekauft‚ und seine Pläne für die Hochzeitsreise sind extravagant … Finanzielle Sorgen belasten ihn nicht‚ so viel ist sicher.“
    In ihren Augen schimmerten Tränen‚ trotzdem empfand Blue nichts. Nichts als brüderliche Anteilnahme für Gerrys zukünftige Ehefrau. Sie sah so aus‚ als würde sie noch mehr erzählen‚ deshalb wartete Blue.
    „Ich frage mich nur …“
    Lucy hätte sofort ausgespuckt‚ was ihr auf dem Herzen lag‚ sobald sie zu tanzen begonnen hätten. Lucy war geradeheraus und kam in Gesprächen schnell zur Sache. Sie sprach aus‚ was sie dachte. Das war erfrischend‚ überlegte Blue. Und er mochte ihre Art viel lieber als Jenny Lees Haltung‚ denn ihr musste er quasi jede noch so kleine Information aus der Nase ziehen.
    „Was ist es‚ Jenny Lee?“‚ fragte er. „Erzähl es mir einfach.“
    Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen‚ vor Verlegenheit errötete sie. „Ich kann nicht anders. Ich frage mich‚ ob ich nicht einen Riesenfehler gemacht habe‚ als ich dich eingeladen habe“‚ flüsterte sie.
    Aus zehn Minuten wurden fünfzehn‚ und Lucys Zweifel und Vorbehalte wurden größer und größer.
    Was machte sie hier? Jetzt‚ da sie sich die Zeit nahm‚ darüber nachzudenken‚ erschreckte die unglaublich starke Leidenschaft sie zu Tode‚ die sie nach Blues Küssen empfand.
    Was‚ wenn sie etwas richtig Dummes anstellte? Was‚ wenn sie sich in den Typen verliebte?
    Verlieben? Gott steh ihr bei‚ sie hatte dieses Stadium schon fast hinter sich gelassen. Konnte sie wirklich mit Blue schlafen und dabei Körperliches streng von Emotionalem trennen? Oder würde die körperliche Nähe sie derart ins Schleudern bringen‚ dass sie sich nie mehr daraus befreien konnte?
    Wo steckte er? Warum dauerte das so lange?
    Lucy hatte weder Fragen noch Zweifel‚ wenn sie Blue in die Augen sah. Sie konnte sich in keine andere Richtung bewegen als vorwärts. Nur wenn er nicht da war‚ begann sie‚ Schritte zurück zu tun.
    Sie öffnete die Flügeltür und ging zurück in den Countryclub. Blue war vermutlich tief in ein Gespräch mit Gerry verwickelt worden und konnte sich nicht verabschieden. Und sie – sie brauchte etwas zu trinken. Etwas‚ durch das sie genug Mut bekäme‚ um nicht davonzulaufen.
    Auf dem Weg zur Bar entdeckte sie ihn.
    Blue bewegte sich auf der Tanzfläche und hielt Jenny Lee in den Armen.
    Wie gut das passte.
    Lucy drehte sich um. Sie war von sich zu angewidert‚ als dass sie auf Blue hätte wütend sein können. Ich und Jenny Lee‚ das ist eine alte Geschichte? Lucy hatte ihm fast geglaubt. Was sie selbst zu einem genauso großen Idioten machte wie ihn.
    Sie musste hier weg und zwar schnell. Deshalb steuerte sie auf die Tür zum Flur zu. Sie hatte sie beinah erreicht‚ als das Geschrei