Für immer - Blue
stieß die Tür auf und kletterte aus dem Truck. „Es war mir ein echtes Vergnügen‚ dich wiederzusehen‚ Lucy Tait“‚ meinte er mit seinem sanften gedehnten Akzent. „Ich muss es dir sagen … Ich wünschte‚ es wäre ein noch größeres Vergnügen gewesen. Wenn du mal in Kalifornien bist‚ ruf mich an.
Sie wandte sich um‚ um ihn anzusehen. Sie konnte nicht anders. „Willst du die Stadt verlassen?“
Sein blondes Haar glänzte im Licht der Innenbeleuchtung des Wagens‚ als Blue nickte. „Ich verschwinde mit dem nächsten Bus. Mir ist egal‚ wo er hinfährt. Hauptsache‚ die Stadt ist so groß‚ dass es dort einen Flughafen gibt.“
Er reiste ab‚ so schnell er konnte. Lucy wandte den Blick ab. Sie hatte Angst‚ er könnte ihr die Enttäuschung ansehen‚ die sich mit Sicherheit auf ihrer Miene abzeichnete.
„Mach’s gut‚ Lucy“‚ flüsterte Blue. Er schloss die Wagentür und war fort.
Lucys Telefon klingelte noch vor Sonnenaufgang und riss sie aus einem unruhigen Schlaf.
Es war Annabella Sawyer‚ die Polizeizentrale. „Du kommst lieber ins Revier“‚ sagte ihre Reibeisenstimme ohne jegliche Begrüßung. „Hier ist die Hölle los. Der Chief fordert alle verfügbaren Einsatzkräfte an.“
Lucy drehte sich auf die Seite und sah auf den Wecker. Es war kurz nach vier Uhr morgens. „Was ist los?“
„Es fing als 10-65 an“‚ erklärte Annabella. „Jenny Lee Beaumont hat um zwei Uhr elf angerufen und Gerry Mc Coyvermisst gemeldet. Er war nicht nach Hause gekommen. Eine Viertelstunde später hat Tom Harper Gerrys Motorrad am Straßenrand bei der Gate’s Hill Road entdeckt. Kurz darauf wurde der 10-65 zu einem 10-54. Um drei Uhr sechsundfünfzig hat Doc Harrington es bestätigt. Wir haben einen 187.“
Erschöpft schloss Lucy die Augen. „Kannst du das für mich übersetzen‚ Annabella?“
„Die vermisste Person ist zu einem Leichenfund geworden“‚ antwortete Annabella. „Wir haben es mit einem Mordfall zu tun.“
Lucy setzte sich auf. „ Was?“
„Gerry McCoy ist tot“‚ betonte Annabella. „Er wurde ermordet.“
4. KAPITEL
L ucy eilte auf das Polizeirevier‚ band sich das Haar zu einem Zopf zusammen und versuchte‚ ihrer aufkommenden Furcht Herr zu werden. Gerry McCoy war tot‚ und Lucy war sich fast hundertprozentig sicher‚ dass die Tragödie damit noch nicht zu Ende war.
Frank Redfield saß hinter dem Empfangstresen und telefonierte. Er nickte ihr zu und hob einen Finger‚ damit sie wartete.
„In Ordnung“‚ sagte er ins Telefon. Das dünner werdende braune Haar stand ihm zu Berge‚ als wäre er direkt aus dem Bett gekommen. „Ich verstehe‚ Chief. Ich kümmere mich sofort darum.“ Er legte den Hörer auf und wandte sich an Lucy. „Beschissene Lage“‚ sagte er und trank einen großen Schluck Kaffee. „Bist du mit den Einzelheiten vertraut gemacht worden?“
„Ich habe gehört‚ dass man Gerry McCoys Leiche an der Gate’s Hill Road gefunden hat“‚ erwiderte Lucy und schenkte sich einen Becher Kaffee aus der Kanne vom Empfang ein. „Ich kenne keine Details. Wie ist er gestorben? Erschossen?“ In fast allen Todesfällen im Umkreis spielte eine Schusswaffe eine Rolle.
„Komm mit“‚ sagte Frank und bedeutete ihr‚ ihm zu folgen. „Ich muss einen umfassenden Bericht vorlegen. Aber ich versuche‚ dich auf den aktuellen Stand zu bringen‚ während ich die Daten in den Computer eingebe.“
Lucy eilte hinter ihm den Gang entlang. Frank war etwa vier Zentimeter kleiner als sie und dünn wie eine Bohnenstange. Aber was ihm an Gewicht fehlte‚ machte er mit Geschwindigkeit und Gutmütigkeit wett. Es war bestimmt nicht seine Schuld‚ dass Lucy sich neben ihm wie eine Art Amazone vorkam. Er war immer freundlich und respektvoll. Eigentlich waren Frank und sein bester Freund Tom Harper – groß‚ dunkel und wie ein Verteidiger im Baseball gebaut – die einzigen Männer bei der Polizei in Hatboro Creek‚ die nicht gemurrt und sich beklagt hatten‚ als Lucy ins Team gekommen war.
„Zu allererst“‚ sagte Frank mit seinem starken Südstaatenakzent‚ „Gerry McCoy ist nicht erschossen worden. Er starb an einem Genickbruch.“
„Haben wir die Gewissheit‚ dass es kein Unfall war?“‚ fragte Lucy. „Vielleicht ist er gestürzt?“
„Gerrys Leiche wurde mitten auf einer Lichtung gefunden. Wenn er nicht vom Himmel gefallen ist‚ können seine Verletzungen von keinem Unfall herrühren.“ Frank setzte sich an den
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